Seat kehrt mit dem Toledo auf das Parkett zurück. Die Stufenhecklimousine bietet einen guten Kompromiss zwischen Allrounder und Stadtauto, ist aber nur auf den ersten Blick wirklich günstig.
Der Seat Toledo ist nach knapp vier Jahren wieder zurück auf dem Asphalt. Nachdem das letzte Modell einem auf der Kompaktklasse basierenden Raumkonzept glich, probiert der Konzern es nun etwas schlichter mit einem Zwillingsmodell zum Skoda Rapid. Ab 13.990 Euro startet der mit einer Länge von 4,48 Meter am äußersten Ende der Kompaktklasse angesiedelte Spanier, der einen guten Kompromiss zwischen Allrounder und Stadtauto anstrebt, mit seinem Einstiegspreis allerdings nur auf den ersten Blick günstig wirkt. Schließlich gibt es für das Geld lediglich den altmodischen Dreizylinder mit 55 kW/75 PS, Saugrohreinspritzung und fehlender Aufladung, was sich auch an der Tankstelle bemerkbar macht. Zumal eine moderate Preisdifferenz von nur 1400 Euro zwischen dem modernen, feurigen Leon und dem akkurat gezeichneten Toledo zudem manchen Interessenten ins Überlegen bringen wird.
Topmodell des Seat Toledo mit 122 PS
Wer allerdings Wert auf eine bezahlbare Stufenheck-Limousine mit einem Seat-Emblem liegt, hat nun eine Möglichkeit, wenngleich das Design eher osteuropäisch kühl statt südländisch heißblütig anmutet. Sachlich ist dann selbst die Spitze des Motorenprogramms mit – analog zum Skoda Rapid – 90 kW/122 PS aus 1,4 Litern Hubraum in Verbindung mit dem bekannten Siebenstufen-Doppelkupplungsgetriebe. Damit ist der Spanier keineswegs untermotorisiert; zwischen 1500 und 4000 Touren liegen brauchbare 200 Nm Drehmoment an, die das frontgetriebene Fahrzeug zügig auf Richtgeschwindigkeit und bei Bedarf rasch höher beschleunigen.
Erste Testrunden auf winterlichen Straßen im Rheingau beweisen einmal mehr, dass sich die Automatik bewährt und mit ruckfreien Übersetzungswechseln sowie spontaner Kickdown-Reaktion überzeugt. Wer den Schalthebel partout selbst in die Hand nehmen möchte, muss sich für eine der anderen vier Motorisierungen entscheiden. Die gibt es ausschließlich mit mechanischem Getriebe, und so hat man zumindest keine Qual der Wahl.
Empfehlenswerter Diesel für den Seat Toledo
Besonders empfehlenswert ist ohne Zweifel der 1,6-Liter-Diesel. Zwar ist der Selbstzünder an ein Fünfgang-Getriebe angeflanscht, doch das hindert ihn keinesfalls am sparsamen arbeiten. Mit den vereinten Mühen von Bremsenergie-Rückgewinnung sowie Start-Stopp-System sind je nach Reifengröße 3,9 Liter Verbrauch je 100 Kilometer drin. Die Verantwortlichen aus Mladá Boleslav schreiben ihrem GreenTec-Pendant dagegen vier Liter als Mindestwert in die Papiere, weil sie ein fülligeres Reifenformat schätzen. Der Vierzylinder ist zwar nicht PS-, aber Drehmomentkönig und stemmt schon ab 1500 Umdrehungen 250 Nm auf die Kurbelwelle.
Entsprechend lässig treibt der angemessen ruhig laufende Diesel das Fahrzeug voran. Er ist ohne Zweifel die richtige Wahl für Kunden mit höheren Jahreskilometerleistungen, und schließlich ist ja auch ein Tempomat für 250 Euro Aufpreis (Style-Version serienmäßig) lieferbar. Neben dem Parksensor gehört dieser zu den wenigen Assistenzsystemen: In diesem Bereich sparten die Projektväter, denn das preissensible Modell soll ja nicht in gehobene Sphären abdriften. Unter diesem Spardiktat ist der Innenraum sehr gelungen. Dank der Seat-typischen Beleuchtung setzt sich die Instrumentierung von jener des tschechischen Schwestermodells ab, ansonsten prägt akkurate Architektur das Bild.
Viel Platz im Seat Toledo
Darin inbegriffen ist eine weitgehend intuitive Bedienung und erstaunlich viel Platz. Eine Sitzprobe im Fond offenbart frappierende Beinfreiheit sogar für großgewachsene Insassen. Hervorragende Praxistauglichkeit ist nicht nur der Tatsache geschuldet, dass der Kofferraum 550 Liter schluckt, die Sitzbank ist wie bei einem Kombi auch zusätzlich umlegbar und gibt sodann 1490 Liter frei.
Den Fahrgast erwartet ansehnlicher Sitzkomfort; straffe Stühle bereiten keinen Verdruss auf längeren Strecken. Und damit es zu jeder Jahreszeit wohnlich bleibt, wird zur Klimaanlage dringend geraten. Nur Vorsicht: Für das Basismodell kann gar keine bestellt werden. Erst die gegenüber dem Grundmodell 2330 Euro teurere Reference-Version darf überhaupt in den Genuss eines gekühlten Innenraums kommen – gegen weitere 895 Euro Aufpreis. Somit ist der Seat Toledo zwar ein qualitativ durch und durch gutes Auto, aber eben bei genauem Hinsehen auch kein allzu preiswertes. Aus monetärer Sicht ist der rassige Leon kein bisschen unattraktiver – wer aber auf ein Stufenheck besteht, fährt mit dem neuen Toledo wunderbar. (SP-X)