Seat Mii: Kleiner Großstadtindianer

Spanischer Drilling

Seat Mii: Kleiner Großstadtindianer
Der Seat Mii agiert nicht nur in der Stadt souverän. © AG/Mertens

Der Seat Mii ist der wendige Begleiter im urbanen Großraum. Doch auch über Land zeigt der Kleinstwagen der spanischen VW-Tochter seine Qualitäten.

Kleinstwagen fallen im Straßenbild von Metropolen nicht mehr auf, sind sie doch für dieses Terrain konzipiert. Einer dieser Vertreter ist der Seat Mii, der baugleich mit dem VW Up und dem Skoda Citigo seine Kreise zieht. Wie sich das kleinste Mitglied der spanischen Familie aus dem VW-Konzern in der Großstadt schlägt und ob er auch außerhalb seines Reviers überzeugen kann, wollen wir herausfinden.

Straff gepolsterte Sitze im Seat Mii

In der Kürze liegt bekanntlich die Würze. Mit seinen 3,56 Metern Länge ist der Mii theoretisch das perfekte Stadtauto: wendig und klein, aber mit genug Platz für bis zu vier Personen. Die Sitzposition ist angenehm hoch, genau richtig für Menschen, die eben nicht auf der Autobahn, sondern in der Stadt unterwegs sind. Die Sitze sind straff gepolstert und auch für langbeinige Nutzer bequem. Dafür gibt es Pluspunkte, gerade weil dort in dieser Klasse ja sonst gerne gespart wird.

Im Innenraum dominiert eine günstige (nicht billige!) Bauweise. Sicht- und spürbar wird das an einigen Details: Das Lenkrad lässt sich gut greifen, ist aber nur in der Höhe und nicht in der Tiefe verstellbar. Die Rahmen der Türen sind auch in Wagenfarbe lackiert und größtenteils nicht verkleidet. Auch bei den elektronischen Fensterhebern wurde simpel gebaut. Das Beifahrerfenster kann von der Fahrerseite aus nicht bedient werden. In der Regel braucht man diese Funktion nicht, sonst muss man rübergreifen, was angesichts der schmalen Bauform machbar ist.

Seat Mii mit vernünftigem Stauraum

Praktisch ist das portable Navigationsgerät für zusätzliche 375 Euro. Ist es ans Armaturenbrett angedockt, zeigt der Bordcomputer unter anderem Daten zum Verbrauch oder den gefahrenen Strecken an. Zudem ermöglicht es Bluetooth-Telefonie.

Der Kofferraum wirkt auf den ersten Blick schwer zugängig. Nach dem Öffnen der Heckklappe muss erst die Hutablage nach oben geklappt werden, um vernünftig an den Stauraum zu gelangen. Wer nach dem Beladen vergisst, die leichte Ablage wieder zu senken, ärgert sich spätestens beim nächsten Blick in den Rückspiegel über die versperrte Sicht. Beladen sollte man den Mii auch nicht im Dunkeln, denn auch an der passenden Beleuchtung wurde wohl gespart. Für seine Klasse ist der Kofferraum trotzdem in Ordnung. Er fasst insgesamt mehr, als man vermutet. Er ist zwar schmal, aber recht tief. Ein großer Koffer oder zwei Kisten Wasser finden darin gut Platz.

Seat Mii auch bei hohem Tempo souverän

Der Seat Mii
Hohe Sitzposition im Seat Mii AG/Mertens

Doch was ist, wenn der kleine Mii viele Kilometer überwinden muss? Ist man als Fahrer eines Kleinstwagens ein Hindernis auf der Autobahn? Der Blick auf den Tacho zeigt maximal 200 km/h, wir haben auf einer ebenen Strecke die 170-km/h-Marke erreicht. Der Weg dahin war auch nicht sonderlich anstrengend. Der kleine Seat ist spurtreu und einfach zu handhaben und verhält sich überraschend gut bei Geschwindigkeiten, für die er eigentlich gar nicht konzipiert scheint. Und das will bei einem 940 Kilogramm leichten Fliegengewicht schon etwas heißen.

Bei normaltouriger Fahrweise ist der ab 11.100 Euro erhältliche Dreizylinder mit 55 kW/75 PS kaum zu hören. Den versprochenen Verbrauch von 4,7 Litern haben wir nicht geschafft, unser Testverbrauch lag durchschnittlich bei sechs Litern. Insgesamt hat der Motor jedoch überzeugt. Und auch das Fahrwerk macht Freude. Denn auch bei schlechten Landstraßen oder von wilden Schlaglöchern übersäten Wegen blieb der Mii stets souverän.

Seat Mii mit präziser Lenkung

Seat Mii
Rund sechs Liter verbraucht der Seat Mii AG/Mertens

Im Dickicht der Metropolen sowie im Labyrinth des Bösen, für das heutzutage enge Parkhäuser stehen können, lernt man den kleinen Spanier schnell zu schätzen. Durch seine präzise Lenkung, die übersichtliche Karosserie und seine guten Bremsen wieselt man schnell durch die Stadt, seine Qualitäten reichen aber auch über die Stadtgrenzen hinaus. Getrost zum kleinen Flitzer kann greifen, wer vor allem kürzere Strecken fährt und nicht mehr als einen erwachsenen Mitfahrer hat. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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