Renault Zoe: Auf der Suche nach dem Kunden

Auf Basis des Clio

Renault Zoe: Auf der Suche nach dem Kunden
Reanult gewährt auf den Zoe einen satten Preisnachlass. © Renault

Während der Elektrohype vorbei ist, schickt Renault nun das vierte rein elektrische Modell auf den Markt. Der Zoe ist erschwinglicher als andere Elektroautos, ist aber weit davon entfernt, ein Schnäppchen zu sein.

Von Thomas Flehmer

Mutig nennen es die einen, Wahnsinn die anderen. Nach dem Elektrohype scheinen derzeit die Plugin-Hybriden den Antrieb der Zukunft darzustellen, während rein elektrisch betriebene Fahrzeuge derzeit in der Wahrnehmung nur noch eine Randerscheinung darstellen. Davon lässt sich Renault indes nicht beirren. Nach dem Kangoo und Fluence Z.E sowie dem als Quad eingestuften Twizy kommt Anfang Juni mit dem Zoe bereits das vierte rein elektrische Fahrzeug auf den Markt.

Man wird sehen, wie die Nachfrage nach dem Zoe in Deutschland sein wird, wo es im Gegensatz zu anderen europäischen Länder keine Anreize für den Kauf eines Elektroautos gibt. Entsprechend humoristisch klingt es da, dass die Bundesregierung nach wie vor an dem Ziel von einer Millionen E-Autos bis 2020 festhält, auch wenn zur Zielerfüllung auch die Hybridfahrzeuge hinzugezählt werden können.

Renault Zoe ab 21.700 Euro

Somit wird in Deutschland auch der Zoe ein absolutes Nischendasein fristen, da er bei einem Einstiegspreis von 21.700 Euro auch nicht gerade als Schnäppchen daherkommt und sich auch nur für eine gewisse Käuferschicht anbietet. Zum einen natürlich als Flottenauto für öffentliche Ämter oder größere Unternehmen, die in der Stadt unterwegs sind. Auf dem Privatmarkt dagegen können sich lediglich die Hausbesitzer angesprochen fühlen, da ein Laden aus dem vierten Stock der Mietwohnung in der Großstadt etwas problematisch sein dürfte. Eine Ladesäule vor der Tür dürften auch die wenigsten vorfinden, da auch die Infrastruktur nicht mit den vollmundigen Zielsetzungen der schwarz-gelben Koalition einhergeht.

Wer dagegen diese Argumente umschiffen kann, kommt schnell auf den Elektrotrip. Denn elektrisches Fahren ist ganz anders als das Fortkommen mit Verbrennungsmotor. Aufgrund fehlender Motorengeräusche trägt die Fahrt zur Entspannung bei, der Fahrer agiert im Straßenalltag viel gelassener, ohne dabei als Verkehrshindernis zu gelten. Da macht der Zoe keine Ausnahme.

Wall-Box ein Muss für Renault Zoe

Der Zoe ist das vierte Elektroauto von Renault.
Bis zu neun Stunden dauert der Ladevorgang des Renault Zoe Renault

Bis zu 210 Kilometer Reichweite sollen theoretisch zur Verfügung stehen, im Alltag werden es 100 bis 150 Kilometer je nach klimatischen Bedingungen und Fahrverhalten sein, ehe das Kabel wieder angelegt werden muss. Mit neuer Rekuperation, einer Wärmepumpe und speziellen Reifen von Michelin kann die Reichweite gesteigert werden. Per Smartphone wird in kalten Jahreszeiten das Auto vorgewärmt, sodass beim Start keine Reichweite verloren geht.

Eine Schwierigkeit kommt beim Zoe dazu. Der 1,5 Tonnen schwere Kleinwagen auf der Basis des Clio kann nicht an einer handelsüblichen Steckdose geladen werden, sondern über eine im Preis inbegriffene Wall-Box, die mit dem häuslichen Stromanschluss verbunden werden muss und dann sechs bis neun Stunden für den Ladevorgang benötigt – leider eine weitere Schwierigkeit, die den möglichen Käuferkreis verkleinert.

Renault Zoe in vier Sekunden auf 50 km/h

Der Zoe ist das vierte Elektroauto von Renault.
Bis zu 135 km/h schnell ist der Renault Zoe Renault

Dabei verspricht die Kraft des 65 kW/88 PS starken Elektromotors trotz des Sparsamkeitsgebotes schon einen gewissen Fahrspaß. Innerhalb von vier Sekunden sind Tempo 50 km/h erreicht, da das maximale Drehmoment von 220 Newtonmetern von Beginn an zur Verfügung steht. Bis zu 135 km/h schafft es der Zoe auf der Autobahn, allerdings schwindet dann auch die Reichweite schneller.

Traditionell weicher sind die Sitze des elektrischen Franzosen ausgefallen, den es bei einer möglichen Kurvenjagd ein wenig an Seitenhalt fehlt. Bedingt durch die Batterie, die unter den Sitzen angebracht wurde, sind die Sitze recht hoch angelegt – was nicht unbedingt ein Nachteil ist – können aber in der Höhe auch nicht verstellt werden, obwohl die Karosserieform sehr viel Kopffreiheit gewährt.

Renault Zoe mit blauem Hintergrund

Der Zoe ist das vierte Elektroauto von Renault.
Das Cockpit des Renault Zoe ist modern ausgefallen Renault

Als reines Elektroauto wie der Twizy fällt der 4,08 Meter lange Zoe übrigens nicht auf, sondern passt sich von der Form dem Alltag an, lediglich blau schimmernde Scheinwerfer und Scheiben deuten auf den elektrischen Ursprung hin. Die Front trägt die neue Designsprache von Renault, der Innenraum ist recht modern ausgefallen.

Über das neue Mediasystem R-Link, das serienmäßig an Bord ist, kann sich der Fahrer über Verbrauch, Fahrstil und Reichweite informieren. Im Kofferraum können immerhin 338 Liter verstaut werden. Allerdings ist die Ladekante recht hoch.

950 Euro pro Jahr Leasingkosten für Batterie

Hoch sind auch weiterhin die Hürden beim Preis. Neben den Anschaffungskosten fallen noch monatliche Kosten in Höhe von 79 Euro für die Miete der Batterie an, im Jahr immerhin 950 Euro, die durch das emissionsfreie Tanken und den Stromverbrauch erst einmal amortisiert werden müssen.

Dafür stehen weniger Wartungen an, da ein Elektromotor recht einfach gestrickt ist. Zudem gibt es zehn Jahre Steuerbefreiung. Da kommt es darauf an, wie viel Kilometer in der Woche absolviert werden, damit die hohen Kosten auch eingespielt werden. Selbst Flottenbetreiber werden den Rotstift ansetzen. Nicht nur sie müssen Mut beweisen, denn elektrisches Fahren macht nicht nur Freude, sondern ist auch noch recht kostenintensiv.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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