Renault Scénic und Grand Scénic: Auf großem Fuß

Espace als Vorbild

Renault Scénic und Grand Scénic: Auf großem Fuß
Renault hat der Scénic-Baureihe ein neues Aussehen verschafft © Renault

Renault hat nach dem Espace und dem Megane auch die Scenic-Baureihe komplett neu gestaltet. Sowohl Scénic als auch Grand Scénic stechen optisch aus der Reihe heraus – und das nicht nur aufgrund hoher Schlappen.

Von Thomas Flehmer

Auch im hohen Alter kann man sich wandeln. Vor 20 Jahren führte Renault den Scénic in den Markt ein und war somit Mitbegründer des Segmentes der Kompaktvans. In meist unscheinbaren Farben und ebenso unscheinbaren Formen prägte auch der Franzose den Stil der praktischen Personentransporter. Schließlich ging es ja lediglich darum, dass Familien einigermaßen komfortabel von einem Punkt zum anderen chauffiert werden können.

20 Jahre später steht die nunmehr vierte Generation an der Schwelle zum Lifestyle-Transporter. Poppige Metallicfarben sowie ein Stilbruch im Design zum Vorgänger lassen nun auch die Stimmen der jüngsten Familienmitglieder verstummen, denen es früher peinlich gewesen war, in solch einer grauen Maus zur Schule gefahren zu werden.

Beachtliche 20 Zöller für den Renault Scénic

Besonders die serienmäßigen 20 Zoll großen Leichtmetallfelgen verbunden mit einer höheren Bodenfreiheit von vier Zentimetern gegenüber dem Vorgänger machen dabei mächtig Eindruck und haben bei der Entwicklung der vierten Generation nach dem Debüt als Studie R-Space auf dem Autosalon in Genf 2011 die Herzen der Designer rund um ihren Chef Laurens van den Acker hochschlagen lassen. Hier ragt der Scénic aus der Reihe der Kompaktvans heraus.

Auch sonst hat der Scénic an Emotionen gewonnen und richtet sich dabei sehr stark an dem Espace aus, der im vergangenen Jahr seine Metamorphose vom großen Van zum Crossover absolviert hat. Die Front mit der großem Rhombe in der Mitte des Kühlergrills sowie die Anmutung der Scheinwerfer kommt dem Familienflaggschiff des Konzerns sehr nahe.

Starke Ähnlichkeiten mit dem Renault Espace

Renault führt den Scenic in die vierte Generation
Der Renault Grand Scénic ähnelt stark dem Espace Renault

Fast schon gefährlich nahe kommen sich die Seitenansichten des Grand Scénic - die Langversion ist seit zwölf Jahren auf dem Markt – und der Espace. Hier muss mehrmals hingeschaut werden um die Unterschiede abseits von der Differenz von 20 Zentimetern Länge zwischen beiden zu erkennen. Dass solch eine Gemeinsamkeit nicht nur Freunde hervorruft, erfährt Audi seit Jahren, bei denen die Baureihen A4, A6 und A8 auch schwierig auseinander zu halten sind.

Dass die Innenräume sich kaum unterscheiden, ist dagegen gang und gebe. Bestimmt wird das Cockpit durch das sieben oder 8,7 Zoll große querstehende Touchpad mit dem R-Link 2-System, dass die wichtigsten Funktionen bis zur komfortablen Massagefunktion für den Fahrer beherbergt. Auch die zahlreichen Fahrassistenten, die vom Espace den Weg eine Klasse tiefer gefunden haben, werden über das Touchpad gesteuert. Optimiert wurden dabei der Notbremsassistent, der nun auch Fußgänger erkennt sowie der Spurhalteassistent.

Renault Scénic auf Plattform mit Talisman und Co.

Ganz variabel kann dabei der Innenraum gestaltet werden. So kann die Mittelkonsole auf einer Schiene nach vorn oder hinten geschoben werden. Auch die zweite Reihe kann verschoben werden, um entweder mehr Gepäckraum oder – im Fall des Grand Scenic – den kleineren Personen in der dritten Reihe mehr Beinfreiheit zu verschaffen. Bis zu 2,61 Meter Ladelänge bietet der Scenic bei einem Kofferraumvolumen zwischen 506 und 1554 Litern. Der Grand Scenic macht mit 2,85 Metern Ladelänge sowie einem Gepäckvolumen zwischen 718 Litern (als Fünfsitzer) und 1901 Litern seinem Namen alle Ehre.

Um als Personentransporter oder als Ladeesel für Gegenstände auch genug Schub unter der Motorhaube zu haben, stehen insgesamt zwei Benziner und drei Diesel mit einem Leistungsspektrum zwischen 85 kW/115 PS sowie 118 kW/160 PS zur Verfügung, die auch schon in den neuen Modellen von Espace, Talisman und Megane zum Einsatz kommen, die wie der Scénic im nordfranzösischen Douai auf der neuen gemeinsamen Plattform gefertigt werden.

Renault Grand Scénic 22 Zentimeter länger als Scénic

Renault führt den Scenic in die vierte Generation
Recht agil fährt sich der Renault Scénic Renault

Die von uns gefahrenen Energy Tce 130 (Benzin) und Energy dCi 160 verrichteten dabei ihre Arbeit vorzüglich. 380 Newtonmeter beim stärksten Diesel bringen den 4,64 Meter langen Grand Scénic innerhalb von 9,9 Sekunden auf Tempo 100. Der Ritt wird erst bei 208 Stundenkilometern eingefangen. Den Verbrauch gibt Renault mit 4,7 Litern an, was einem CO2-Ausstoß über 122 Gramm pro Kilometer entspricht.

Der rund 22 Zentimeter kürzere Scénic greift als TCe 130 auf 205 Newtonmeter zurück und erreicht nach 11,4 Sekunden den dreistelligen km/h-Bereich. Wenn der 1,87 Meter breite Scénic nicht bis zur Spitzengeschwindigkeit von 195 km/h ausgefahren wird, sondern im Bereich der 120 km/h bleibt, wird der Fahrer mit einem Konsum von 5,8 Litern belohnt.

Spürbare Unterschiede beim Multi Sense

Neben den schnöden Zahlen können während der Fahrt all jene beruhigt werden, die sich an den großen Schlappen stören. Zwar sind 20 Zoll-Felgen in dieser Klasse mehr als ungewöhnlich, doch weisen die Reifen die identischen Werte des Vorgängers auf, der auf 16 oder 17 Zöllern unterwegs war. Auf den ersten Testfahrten wurden keine Komforteinbußen festgestellt.

Das liegt auch daran, dass über das Multi Sense die jeweilige Präferierung des Fahrwerks eingestellt werden kann. Und dabei ergeben sich zwischen „Sport“ und „Comfort“ deutlich bemerkbare Unterschiede. Sehr weich nimmt der Scénic im "Comfort-Modus" Unebenheiten, während sich der „Sport“-Modus versteift und dabei auch direkter lenkt. Dass im Sport-Modus die Instrumente mit einer feurig roten Farbe unterlegt werden, macht aus dem Familienvan aber keinen Sportler – aber das soll er auch nicht.

Renault Scénic ab 19.990 Euro

Nicht ganz so sportlich ist man mit dem Basisbenziner unterwegs, mit dem Renault mit 19.990 Euro unter der 20.000er-Grenze bleibt. Der kleinste Diesel startet ab 24.590 Euro ins Rennen. Die Langversion wird jeweils mit einem Aufpreis von 1300 Euro berechnet.

Die schönen Komfortelemente sind erst ab der dritten Stufe Intens zu erhalten. Dann müssen weitere 2100 Euro investiert werden. Den stärksten Selbstzünder gibt es nur in der derzeit höchsten Variante "Bose Edition" mit Audio-System des Namengebers, dem großen Touchpad sowie den Massagesitzen. Dann werden 34.490 Euro fällig. Was nicht das Ende der Fahnenstange bedeuten muss. Denn neben weiteren Gadgets kann es auch sein, dass die Scénic-Reihe wie beim Vorbild Espace die Variante "Initiale Paris" erhält, der beim großen Crossover häufig geordert wird.

Dass man sich im hohen Alter noch wandeln kann, unterstreicht Renault beim Scénic zudem recht deutlich. Ab Ende des Jahres wird erstmals in einem Renault-Serien-Pkw ein Diesel-Hybrid zum Einsatz kommen.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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