Auch die vierte Generation des Clio wurde von der sportlichen Renault-Tochter zur Rennsemmel umgewandelt. Eingefleischte Anhänger trauern dem nunmehr überholten Motorenkonzept hinterher.
Von Thomas Flehmer
Mit Sebastian Vettel auf Augenhöhe – wer träumt nicht davon? Renault Sport bietet mit dem neuen Clio R.S. nun wenigstens Ansätze, um Geschwindigkeitsräusche wie der dreimalige Formel 1-Weltmeister ausleben zu können. Denn die sportliche Abteilung der Franzosen, die dem Red Bull-Team die Motoren liefert, hat nun den Transfer zum sportlichen Kleinwagen hergestellt.
Renault setzt auf Turbo-Kraft
Gleich 147 kW / 200 PS treiben den knapp 1,3 Tonnen leichten Clio an, mehr als beim VW Polo GTI oder dem Seat Ibiza Cupra. Dabei rümpfen allerdings die eingefleischten Anhänger des sportlichen Exemplares die Nase. Werden die Pferdestärken nicht mehr über einen Saugmotor bereitgestellt, sondern über einen 1,6 Liter großen Turbo mit Benzin-Direkteinspritzung, der immerhin bis zu 23 Prozent weniger Kraftstoff als das Vorgängermodell verbrauchen soll.
Der Sportlichkeit tut die vermeintliche Verbrauchssenkung keinen Abbruch. Innerhalb von 6,7 Sekunden sind die 100 km/h erreicht, das Drehmoment von 240 Newtonmetern liegt bereits bei 1750 Kurbelwellenumdrehungen an, die Höchstgeschwindigkeit ist bei 230 km/h erreicht. Das Schalten übernimmt dabei erstmals ein Doppelkupplungsgetriebe, der Fahrer kann allerdings über Paddeln am Lenkrad aktiv eingreifen.
Renault Clio R.S erstmals mit Launch Control
Dabei gibt sich der Renault trotz seiner Sportlichkeit sehr komfortabel. Die sportliche Härte des von den Ingenieuren im französischen Dieppe optimierten Fahrwerks ist gegeben, trotzdem kann der Aufenthalt in den Sportsitzen länger andauern, denn hydraulische Stoßdämpfer sorgen dafür, dass nicht mit irgendwelchen körperlichen Deformierungen gerechnet werden muss.
Wer es härter möchte, aktiviert den R.S. Drive-Modus, mit dem die Elektronik Motor, Getriebe und Fahrwerk nachschärft. Drei verschiedene Modi stehen dann zur Auswahl. Im Modus "Race" kommt dabei zum ersten Mal eine Launch Control zum Einsatz, mit der der Kavalierstart ohne Durchdrehen der Reifen ablaufen soll. Auf nassen Straßen allerdings hatte der Clio bei den Tests allerdings Schwierigkeiten, dem Anspruch gerecht zu werden.
Renault Clio R.S. als reine Rennsemmel
Ansonsten allerdings zeigte sich der Clio R.S. als reine Rennsemmel. Dank eines Sperrdifferenzials geht es aus den Kurven ebenso präzise wieder heraus wie hinein, der Sound ist dabei einen Tacken zu prollig ausgefallen, aber das ist auch Geschmackssache. Mit dem optionalen neuen R-Link-System mit Online-Anbindung und den speziellen R.S. Monitor 2.0 können die Motorengeräusche aber auch verändert werden und laden ein in eine Reise in die Vergangenheit, wenn statt des Clio-Motors zum Beispiel ein legendärer Renault Alpine zu vernehmen ist.
Besonders für die Rennstrecke fungiert R-Link als Helfer oder Spielkamerad, je nach Blickwinkel betrachtet. Hier können die Leistungsdaten des Clio R.S. ebenso abgerufen werden wie die jeweiligen Rundenzeiten samt Streckenübersicht. Per USB-Stick gespeichert kann die Fahrt am heimischen Computer noch einmal nacherlebt werden, falls das Fernsehprogramm daheim mal zu dröge ausfällt.
Renault Clio R.S. ab 23.950 Euro
Nicht nur auf der Rennstrecke sollte der Blick auf das Verbrauchsergebnis gewagt werden. Denn die angegebenen 6,5 Liter können selbst bei zurückhaltender Fahrweise nicht gehalten werden. Und der Clio bietet so viel Spaß, dass die zurückhaltende Fahrweise lediglich im urbanen Umfeld praktiziert werden wird. An zweistellige Verbrauchswerte sollte sich der Fahrer gewöhnen, um für den nächsten Tankstellenbesuch gewappnet zu sein.
Zuvor müssen mindestens 23.950 Euro investiert werden – ein Preis, der sich auf Augenhöhe der bereits genannten Mitbewerber befindet, aber mehr Leistung mitbringt – und zum Teil auch mehr Fahrspaß samt Komfort. Und den Fahrer an der Formel 1 zumindest schnuppern lässt.