Renault Captur: Kleiner SUV mit kleinen Schwächen

90 PS Spardiesel im Test

Renault Captur: Kleiner SUV mit kleinen Schwächen
Der Renault Captur ist mehr Mini-Van als SUV. © Renault

Der Renault Captur will am Boom der kleinen SUV teilhaben. Doch hat er auch das Zeug dazu? Wir haben den kleinen Diesel mit 90 PS getestet. Unser Fahrbericht.

Von Frank Mertens

Es hat etwas gedauert, bis Renault im Feld der kleinen SUV Präsenz gezeigt hat. Doch nun haben auch die Franzosen seit dem vergangenen Jahr mit dem Captur ein entsprechendes Modell im Programm.

Zwar ist der Captur aufgrund seines fehlenden Allradantriebes (es gibt ihn noch nicht einmal optional) ein kleiner Blender, dennoch hofft man bei Renault von den hohen Wachstumsraten im Segment profitieren zu können. Was der Captur zu bieten hat und ob er letztlich das Geld wert ist, das die Franzosen für ihn aufrufen, haben wir mit mit dem dCi 90 Start & Stop eco getestet.

Hinter dieser sperrigen Modellbezeichnung verbirgt sich der Spardiesel mit 90 PS. Für ihn ruft Renault in der Ausstattungsvariante Dynamique selbstbewusste 19.390 Euro auf. Das ist ein stolzer Preis für ein Auto, das sich die Plattform mit dem Kleinwagen Clio teilt.

Gute Ausstattung im Captur Dynamique

Doch was bekommt der Kunde für so viel Geld? Neben Nettigkeiten wie elektrisch einstellbaren Seitenspiegeln, einer Berganfahrhilfe, 16 Zoll Leichtmetallrädern, Nebelscheinwerfern, einem Lederlenkrad gehört zur Serienausstattung ein doppelter Gepäckraumboden und eine verschiebbare Rückbank. Wem dann noch der Sinn nach einer Klimaautomatik, einem Navigationssystem mit Freisprecheinrichtung und abnehmbaren Sitzbezügen steht, kommt wie bei unserem Testwagen auf 21.550 Euro.

Der Renault Captur macht auf Lifestyle statt auf Gelände.
Das Cockpit des Renault Captur Renault

Damit ist man in einem Bereich angekommen, wo man sich ein Auto als Kunde auch schon einmal genauer anschaut und nicht mehr unbedingt geneigt ist, ein Auge bei offenkundigen Unzulänglichkeiten zuzudrücken. Doch bietet der Captur dazu Anlass? Fangen wir beim Design an: Gut, so etwas ist immer subjektiv, weil Geschmacksache. Doch mit seinem markanten Kühlergrill mit dem großen Rhombus in der Mitte und einer gefälligen Seitenlinie macht der Kleine, der es auf eine Länge von 4,12 Meter, eine Breite von 1,78 Meter und eine Höhe von 1,56 Meter bringt, durchaus optisch was her. Da gibt es nichts zu mäkeln.

Navi bei Sonnenschein schlecht ablesbar

Und im Innenraum? Da erlebt man wenig Überraschungen. Wer das Cockpit des Clio kennt, kennt auch das des Captur. Das muss nicht schlecht sein, denn hier orientieren sich die Franzosen an der Devise: Weniger kann manchmal auch Mehr sein. Im Cockpit gibt es nur einen Drehzahlmesser und einen Tacho - mehr nicht. Sie sind klar strukturiert und damit gut ablesbar. Was unschön ist, ist die schlechte Ablesbarkeit des Navigationssystems. Scheint die Sonne ins Auto hinein, was spätestens im Sommer häufiger vorkommen soll, reflektiert der Touchscreen einfach zu stark.

Ansonsten lässt sich das Navi, so man sich erst einmal an die Bedienfunktion gewöhnt hat, mehr oder weniger intuitiv bedienen. Die Fahranweisungen werden indes nicht im Zentralinstrument direkt im Blickwinkel des Fahrers angezeigt, sondern ausschließlich auf dem Touchscreen in der Mittelkonsole. Ansonsten besteht die Mittelkonsole aus viel Kunststoff, doch sie wirkt dafür anständig und vermittelt so keinen Plastikcharme.

Ausfahrbares Handschuhfach

Eine auf den ersten Blick wirklich pfiffige Idee der Franzosen ist das so genannte Easy Life Schubfach mit einem Fassungsvermögen von immerhin elf Litern. Statt ein klassisches aufklappbares Handschuhfach im Captur unterzubringen, lässt sich dieses herausziehen. Doch was ist das? Wer größer ist, der muss aufpassen, wo er seine lange Beine lässt, will er bei herausgefahrenem Schubfach nicht mit den Knie dagegen stoßen. Nette Idee, aber nicht konsequent zu Ende gedacht, schade.

Die Preise für den Renault Captur beginnen bei 15.290 Euro.
Blick in den Innenraum des Captur Renault

Was im ersten Moment nicht auffällt, wird indes bei längerer Fahrt auffällig: es sind die Sitze, wieder einmal. Sie sind schlicht zu weich, bieten bei etwas flotterer Kurvenfahrt auch keinen Seitenhalt. Das ist schade, wirklich.

Denn mit seinen 90 PS erweist sich der Captur als flotter Stadtflitzer, mit dem man aufgrund der erhöhten Sitzposition recht entspannt und mit guter Übersicht durch die Stadt cruisen kann. Apropos Übersichtlichkeit: davon kann beim Einparken keine Rede sein. Da unser Testwagen nicht mit Parksensoren ausgestattet war, erweist sich das Rückwärtsfahren als Blindflug. Wer teure Parkrempler vermeiden will, sollte auf jeden Fall die optionalen Sensoren (Aufpreis: 390 Euro) ordern.

Vernehmliche Reihenvierzylinder

Der Reihenvierzylinder im Captur dieselt zwar hörbar vor sich hin, aber auch nicht störend. Sein Drehmoment von 220 Nm reicht zudem aus, um den immerhin 1245 Kilogramm schweren Captur kraftvoll auf Touren zu bringen. Dabei will der Captur indes auf Touren gehalten werden. Sprich: man muss kräftig schalten. Zwar ist das Fünfganggetriebe ordentlich abgestimmt, der Schaltknauf lässt sich ordentlich durch die Schaltgassen bewegen, doch es fehlt dem Captur der sechste Gang. Er stände ihm auch mit Blick auf die Geräuschentwicklung ordentlich zu Gesicht.

Erfolgreicher Renault Captur
Die Seitenlinie des Renault Captur Renault

Die Lenkung des kleinen Franzosen-SUV ist ordentlich, vermittelt eine gute Rückmeldung zur Straße. Doch all zu viel Sportlichkeit sollte man vom Captur nicht erwarten: bis Tempo 100 erreicht ist, vergehen 13 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit ist bei 171 km/h erreicht. Werte, die für den Alltag indes völlig reichen. Und der Verbrauch: er soll laut Hersteller bei gerade einmal 3,6 Litern im Mix liegen. Hört sich gut an, hat aber leider mit der Realität nichts gemein. Hier standen am Ende der Testfahrten 5,9 Liter auf dem Bordcomputer.

Das nicht weniger verbraucht wurde, mag aber auch an dem Start-Stopp-System in unserem Testwagen gelegen haben. Denn es verrichtete seine Arbeit recht willkürlich. Manchmal sprang der Motor beim Einkuppeln – wie es sein sollte – wieder an, manchmal aber nicht. Dann musste erneut der Startknopf gedrückt werden. Nun ja, aber vielleicht nur ein Fehler bei unserem Testwagen. Ach ja, wie schaut es mit dem Platz aus? Vorn sitzen Fahrer und Beifahrer recht bequem, im Fond finden Normalgewachsene ebenfalls gut Platz und das Kofferraumvolumen liegt bei 377 Litern. Dank einer verschiebbaren Rückbank kann dieses indes noch vergrößert werden. Und wie fällt das Fazit aus? Grundsätzlich nicht schlecht. Der Captur ist zwar kein Schnäppchen, aber im Großen und Ganzen vermag er als Stadtfahrzeug trotz der kleinen Schwächen zu überzeugen.

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