Range Rover Evoque Cabrio: Skifahren auf vier Rädern

Premiere im SUV-Segment

Range Rover Evoque Cabrio: Skifahren auf vier Rädern
Das Range Rover Evoque Cabrio. © AG/Flehmer

Land Rover sorgt für ein Novum im SUV-Segment. Die Geländewagenspezialisten lassen den Evoque als drittes Modell der Baureihe offen in Matsch und Schnee herumfahren.

Von Thomas Flehmer

Victoria Beckham blieb diesmal gleich außen vor. Während das ehemalige Spice Girl bei der Premiere des Range Rover Evoque vor fünf Jahren als gestalterische Werbelokomotive vorgespannt wurde, hat das ab Juni erhältliche Cabrio solche Kniffe nicht mehr nötig. Über 506.000 Käufer des drei- oder fünftürigen Coupés in fünf Jahren sind den Verantwortlichen von Land Rover Werbung genug, um auch den Weg des 2012 auf dem Autosalon in Genf als Concept Cars vorgestellten SUV-Cabrios erfolgreicher zu beschreiten als Nissan mit ihrem offenen Murano. Das Cabrio setzt bereits seit zwei Jahren als historisches Modell in den Garagen der Japaner Staub an.

Dagegen haben das neue Modell allein in Deutschland schon 300 Kunden ungesehen gekauft – sie werden nicht enttäuscht werden, auch wenn absolute Neuheiten natürlich immer die Angst vor etwas Neuem hervorrufen. Und bei dem das Vergnügen kein billiges sein wird. Mindestens 51.000 Euro kostet der Basisdiesel mit 150 PS. Bei den geschlossenen Varianten als Drei- und Fünftürer legten die bisherigen Käufer durchschnittlich noch einmal 20.000 Euro für die weitere Ausstattung drauf und kamen somit auf einen durchschnittlichen Kaufpreis von rund 55.000 Euro.

Ehrfurcht beim Einsteigen

Aufgrund seiner Form als Kompakt-SUV fällt das Evoque Cabrio aus der Riege der zumeist eleganten offenen Fahrzeugen heraus. Auf den ersten Blick sieht der offene Geländewagen wie der große Bruder des legendären Citroen Mehari aus, sodass von dem 4,37 Meter langen Evoque als eines der längsten Cabrios überhaupt nicht allzuviel optische Niedlichkeit erwartet werden darf.

Beim Einsteigen in das geöffnete Cabrio glaubt man zunächst, mit dem Kopf an die schräge Windschutzscheibenkante zu stoßen. Doch bleibt genug Platz, das Haupt vor Beulen zu schützen. Im Innenraum empfängt einen das vom Coupé bekannte Interieur. Neu sind das Navi und Infontainment-System mit breit gezogenem 10,2 Zoll großen Monitor in der Mittelkonsole, das im XE und XJ bereits gute Dienste leistet und sich per Touch recht intuitiv bedienen lässt.

Wetterfrosch an Bord

Land Rover sorgt mit dem Range Rover Evoque Cabrio für ein Novum im SUV-Segment.
Der Kofferraum bietet nicht viel Platz AG/Flehmer

Je nach Ausstattung verschönern Massagesitze die Fahrt von Fahrer und Beifahrer. Die beiden Plätze hinten bleiben unmassiert. Ist das Dach geschlossen, sitzen die beiden Insassen aufgrund eines kleinen Fensters recht dunkel, ist das Dach geöffnet, sind beide den Verwirrbelungen ausgesetzt. Sollte es zudem auf längere Fahrt gehen, gäbe es Schwierigkeiten mit dem Gepäck. Eine kleine Klappe lässt gerade mal Platz für 251 Liter Kofferraumvolumen. Zwei Trolleys füllen den kleinen Schlitz schon recht deutlich aus.

Über dem Kofferraum faltet sich das Stoffdach innerhalb von 18 Sekunden und bis zu einer Geschwindigkeit von 48 Stundenkilometern zusammen. Der Schließvorgang gestaltet sich drei Sekunden länger. Ein Wetterfrosch ist auch an Bord und warnt die Passagiere vor einsetzendem Regen oder Schnee, sodass genug Zeit bleibt, das Dach zu schließen und trocken weiter zufahren.

Keine Probleme im Gelände

Warm eingepackt lässt es sich aber auch bei kühleren Temperaturen offen fahren, da die Scheiben den kühlen Fahrtwind abhalten. Eine Nackenheizung in den Kopfstützen könnte diese Hochgefühle weiter forcieren.

Und gerade für den Einsatz bei kühleren Temperaturen eignet sich das Evoque Cabrio hervorragend. Auf dem Weg ins Skigebiet leistet der offene Geländespezialist wertvolle Dienste auf verschneiten Straßen oder gar Pisten. Dank der All-Terrain Progressive Control (ATPC) fährt der immerhin 1,9 Tonnen schwere offene Evoque ganz allein durch den Schnee und bewahrt den Fahrer davor, mit zuviel Drehmoment den Wagen in den Schnee einzugraben. Das System sucht sich allein den Grip auf der Schneedecke und nimmt anschließend die sichere Fahrt auf. Dank des offenen Daches fühlt man sich wie beim Skifahren auf vier Rädern.

Auch bergab kann sich der Fahrer auf das Lenken beschränken und dem Evoque die richtige Geschwindigkeit überlassen.

Cruisen statt rasen

Natürlich bewältigt das Evoque Cabrio auch die Fahrt auf normalen Asphalt. Der 180 PS starke Diesel der neuen Ingenium-Familie mit 430 Newtonmetern entpuppt sich dabei als idealer Cruiser. Durch das Mehrgewicht von 200 Kilogramm gegenüber der Coupéversion muss der Allradler erst einmal anpacken, ehe das Drehmoment bei 1750 Umdrehungen zum Tragen kommt.

Land Rover sorgt mit dem Range Rover Evoque Cabrio für ein Novum im SUV-Segment.
Keine Probleme auf Schnee und Eis AG/Flehmer

In 10,3 Sekunden ist der Sprint absolviert, bei 195 km/h ist schon Schluss mit der Hatz – nicht nur für Liebhaber des offenen Fahrens völlig ausreichend. Auch die Kurven sollten nicht allzu sportlich angegangen werden, wozu auch? Das Cabrio unterstreicht vom ersten Augenblick an, dass die Gemütlichkeit im Vordergrund steht und der offene Genuss nicht durch einen zu starken Fahrtwind verweht werden soll. Auch die neunstufige Automatik passt sich den Cruiserverhältnissen an und schaltet bei der Fahrt durch die Serpentinen eher gemächlich. Wer es etwas sportlicher möchte, greift zum 240 PS starken Benziner, der in 8,9 Sekunden Tempo 100 erreicht und fast 210 Stundenkilometer erreicht.

Für die genügsameren Dieselfahrer steht selbst bei Fahrten im gemäßigten Geschwindigkeitsbereich im Landstraßentempo oder mit 120 km/h auf der Autobahn beim Verbrauch eine Neun vor dem Komma. Soll es schneller vorangehen, ist der zweistelligen Bereich sehr schnell erreicht. Bei einem Preis von 54.100 Euro für den Ingenium TD4 4WD und erwarteter Zusatzausstattung über durchschnittlich 20.000 Euro wird dieser Mehraufwand von den jeweiligen Eigentümern eine untergeordnete Rolle spielen – und auch Victoria Beckham wird sich nicht von dem Verbrauch abhalten lassen, offen ins Gelände fahren zu können.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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