Opel Insignia Grand Sport: Neue Aura als Wohlfühlauto

Limousine mit 165 PS

Opel Insignia Grand Sport: Neue Aura als Wohlfühlauto
Der Opel Insignia Grand Sport ist sehr elegant ausgefallen © Opel

Der neue Opel Insignia hat sich vom Vorgänger deutlich abgehoben. Das Flaggschiff der Rüsselsheimer hat dabei nicht nur an Eleganz gewonnen, sondern ist auch auf technischem Terrain ganz vorn dabei.

Kommt es bei Autos zu einem Generationswechsel, stellt sich meist die Frage, ob die Neuauflage nun einen evolutionären oder revolutionären Entwicklungsschritt verkörpert. Im Fall des Insignia ist eindeutig letzteres der Fall. Von seinem Vorgänger hat sich das Topmodell der Opelaner deutlich abgehoben. Unterwegs im Insignia mag man sich fast schon wundern, dass man in einem Opel sitzt.

Bereits mit seiner Außenoptik versprüht der neue Insignia eine ganz andere Aura als sein Vorgänger. Die Proportionen wirken stimmiger, die Blechhaut eleganter. Einerseits. Andererseits sieht die Schrägheck-Limousine auch ein wenig beliebiger aus als zuvor. Wäre nicht der chromglänzende Opel-Blitz im Kühlergrill, könnte dieses Auto auch bei einigen anderen Marken für frischen Wind sorgen.

Noble Ausstattung im Cockpit des Opel Insignia

Ebenfalls deutlich gewonnen hat der Innenraum. Während der Insignia ein raumökonomisches Desaster war, bietet die Neuauflage eine deutlich geräumigere Fahrgastzelle. Angesichts von fast 4,90 Metern Länge ist der Grand Sport zwar kein Raumwunder, doch beklagen muss sich keiner. Der lange und etwas flache Kofferraum nimmt bis zu 490 Liter auf. Wird die Rückbanklehne nach vorne geklappt, werden 1450 Liter daraus. Obwohl optisch eher Limousine als Kombi, beeindruckt der Grand Sport mit fast schon kombiartigen Transporttalenten.

Ansonsten bietet der Insignia schöne Materialien, noble Ausstattungsdetails und ein angenehm aufgeräumtes Bedienkonzept. Lange Jahre hat man bei Opel auf eine Vielzahl von Knöpfen und Schaltern und im Fall des alten Insignia auch auf ein stark redundantes Bedienkonzept gesetzt. Die Kommandozentrale des neuen Insignia ist deutlich strenger strukturiert. Es gibt einen großen Touchscreen, ein paar Knöpfe in der Mittelkonsole und lediglich am Lenkrad eine größere und leicht verwirrende Anzahl von Tasten.

Im Zentrum des Bedienkonzepts steht das berührungsempfindliche Farbdisplay. Die Menüführung ist nicht immer auf den ersten Blick selbsterklärend, doch wenige Versuche reichen, um einen Radiosender oder eine neue Route festzulegen. Dabei reagiert der Touchscreen schnell und präzise auf die Eingaben der Fingerspitze. Nicht alles geht über das Display, denn zum Einstellen von Klimaanlage, Abstandstempomat oder Sitzheizung und -belüftung sind weiterhin feste Schalter vorhanden.

Kultivierter Vortrieb mit dem Opel Insignia

Der Opel Insignia Grand Sport ist sehr elegant ausgefallen
Das Zündschloss hat auch beim Insignia ausgedient Opel

Per Schalter wird auch der Motor gestartet, denn das Zündschloss hat ausgedient. Den Türöffner darf man als Fahrer also ruhig in der Hosentasche belassen. Ob der Motor läuft oder nicht, ist akustisch schwer auszumachen. Der aufgeladene 1,5-Liter-Vierzylinderbenziner gibt bei Standgas nur zaghafte Lebensäußerungen von sich und verrichtet seine Arbeit auch sonst angenehm kultiviert. Fordert man Leistung, ist der Antrieb dennoch quicklebendig.

Dank 121 kW/165 PS und 250 Newtonmeter Drehmoment kommt der 1,4-Tonner in Kombination mit der manuellen Sechsgang-Schaltung in 8,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, maximal sind 222 km/h drin. Manchmal ruckelt es im Antrieb, die Gangschaltung hat etwas lange Wege und bei Zwischensprints muss man auch mal ein oder zwei Gänge runterschalten. Doch ansonsten ist der Benziner ausgewogen, spritzig und bei zurückhaltender Fahrweise sogar einigermaßen effizient. Bei betont sparsamer Fahrweise liegt der reale Spritkonsum nur wenige Zehntelliter über dem Normverbrauch von 6,0 Liter. Bei etwas zügiger Gangart muss man mit Werten zwischen sieben und acht Litern rechnen.

Vertretbarer Preisaufschlag beim Opel InsigniaI

Der Opel Insignia Grand Sport ist sehr elegant ausgefallen
Der Insignia ist ein respektables Wohlfühlauto Opel

Gegen eine temporeiche Fahrweise hat der Insignia nichts einzuwenden. Unter anderem dank der neuen Plattform, bei der in größeren Umfang hochfeste Stähle zum Einsatz kommen, konnten Opel beim Insignia fast 200 Kilogramm einsparen. Dieser Gewichtsverlust ist deutlich spürbar, vor allem, wenn es flott um Ecken geht. Die Abstimmung ist eindeutig gelungen. Leichtfüßig, lange neutral und sehr berechenbar kann man ihn durch Links-Recht-Kombinationen scheuchen. Gleichzeitig kommt aber auch der Komfort nicht zu kurz. Der große Opel ist ein gutmütiger Gleiter, der nichts gegen einen ruppigen Landstraßenritt einzuwenden hat. Bodenwellen und Unebenheiten werden trotz der schicken 18-Zoll-Räder brav weggebügelt.

Darüber hinaus haben die Rüsselsheimer eine neue Stufe bei der Sicherheitsausstattung gezündet. Optionale Matrix-LED-Scheinwerfer machen die Nacht zum Tage, ein Radarsystem kann Auffahrunfälle verhindern oder bequem auf der Autobahn die Geschwindigkeit an den Verkehr anpassen. Das Head-up-Display zeigt mehrfarbig fahrrelevante Informationen oder Warnungen vor brenzligen Situation direkt ins Blickfeld des Fahrers. Der Spurhalteassistent greift korrigierend ein, falls man vom vorgesehen Kurs abweichen sollte. Und für die Frontpassagiere gibt es die besonders langstreckentauglichen AGR-Sitze, die in angenehm verbindlicher Weise den Fahrer vor einer schlechten und ermüdenden Haltung bewahren. Schließlich ermöglich der neue Opel eine Rundum-Vernetzung mit der Außenwelt dank Internetanbindung und den OnStar-Service sogar mit Hotelzimmer-Reservierung.

Während der Insignia bei Gewicht abgespeckt hat, hat er beim Preis zugelegt. Angesichts der vielen Verbesserungen erscheinen die 1000 Euro Preisaufschlag bei der rund 26.000 Euro teuren Basisversion absolut vertretbar. Den Grand Sport mit 165-PS-Benziner bekommt man ab rund 29.700 Euro in der bereits mit einigen Annehmlichkeiten gesegneten Ausstattung Edition. Wer in Hinblick auf die Extras etwas höhere Ansprüche stellt, landet zusätzlich mit Komfort-Paket und ein paar Extras bei rund 35.000 Euro. Dann bekommt man ein respektables Wohlfühlauto, das technisch auf der Höhe der Zeit ist. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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