Opel Insignia Country Tourer: Alles Allrad, oder was?

Sperrdifferenzial als Serie

Opel Insignia Country Tourer: Alles Allrad, oder was?
Auf Schnee souverän: der Opel Insignia Country Tourer. © Opel

Opel hat im September den Insignia auf den Markt gebracht. Das Flaggschiff der Rüsselsheimer wird auch mit Allrad angeboten. Was der Allwheel-Drive bietet, zeigt unser Test mit dem Country Tourer.

Von Frank Mertens

Modelle mit Offroad-Optik erfreuen sich bei den Kunden immer größerer Beliebtheit. Schließlich versprühen sie einen Hauch von Abenteuer. Mit ihren markanten Front-, Seiten- und Radhausverkleidungen und ihrem angedeutetem Unterfahrschutz vermitteln sie den Eindruck, selbst im Gelände souverän unterwegs sein zu können. Doch zumeist bieten diese Autos mehr Schein als Sein. Denn über einen Allradantrieb verfügen sie häufig nicht, noch nicht einmal optional. Damit sind sie zwar nett anzusehen, aber für die Fahrt abseits befestigter Straßen taugen sie halt nichts.

Doch trifft das auch auf den neuen Opel Insignia Country Tourer zu? Ist auch er nur eine Mogelpackung? Mitnichten, er offeriert alles, was man von einem 4x4-Modell erwarten kann. Neben einem serienmäßigen Allradantrieb verfügt der Country Tourer auch über einen Unterfahrschutz, der diesen Namen auch verdient. Dank der Verwendung von hochfestem Stahl schützt er bei der Ausfahrt ins Gelände die wichtigsten Antriebskomponenten.

Country Tourer in der Nische

Bei den Kunden scheint der um zwei Zentimeter höher gelegte Insignia anzukommen. In Deutschland entschieden sich seit dem Marktstart des Flaggschiffs im September immerhin neun Prozent der Kunden für den Insignia Country Tourer. Das hört sich nach Nische an, ist es auch, aber die Rüsselsheimer tun gut daran, sie zu bedienen. Dass die Entscheidung für einen Allradantrieb grundsätzlich eine gute ist, liegt auf der Hand. Und das nicht nur in Alpenländern. Schließlich offeriert ein Allradler nicht nur bei Schnee, sondern auch bei nasser oder verschmutzter Fahrbahn eine deutlich bessere Traktion – und damit für ein deutliches Mehr an Sicherheit.

Der elektronisch gesteuerte Allradantrieb im Insignia analysiert dabei mit Fahrtbeginn alle Parameter der aktuellen Fahrbedingungen, um so für eine optimale Drehmomentverteilung zu sorgen. Dabei sorgt das 4x4 dafür, dass die Kraft stufenlos von null bis 100 Prozent zwischen Vorder- und Hinterachse verteilt werden kann. Das System arbeitet so schnell, dass es bereits schon dann einsetzt, bevor es zum Durchdrehen der Räder kommt.

Sperrdifferenzial als Serie

Der Opel Insignia Country Tourer fühlt sich auf Schnee und Eis wohl.
Der Opel Insignia Country Tourer Opel

Serienmäßig kommt im Insignia auch ein elektronisch gesteuertes Hinterachssperrdifferenzial zum Einsatz. Es sorgt dafür, dass die Drehmomentverteilung zwischen den beiden Hinterrädern immer so von Statten geht, dass die maximale Traktion erreicht wird. Natürlich ist das adaptive Allradsystem des Insignia Country Tourer so ausgelegt, dass es sich auch auf die Situationen einstellt, in denen keine Regeleingriffe notwendig sind. Unter solchen Fahrbedingungen ist der Insignia zur Reduzierung von Reibungsverlusten und des Kraftstoffverbrauchs nur als Fronttriebler unterwegs. Das hört sich gut an. Doch wie schaut die Praxis aus?

Nicht schlecht, wie Testfahrten mit dem neuen Allradsystem auf einem abgesperrten Areal im österreichischen Obertauern zeigten. Gut, das 4x4-System kann auch die Grenzen der Physik nicht überlisten, doch es sorgt dafür, dass man auf Schnee und Eis mit diesem immerhin 4,92 Meter langen Kombi trotzdem recht souverän vorankommt. Wo andere Autos ohne Allrad längst steckengeblieben wären, zieht der von uns gefahrene Country Tourer 2.0 SIDI Turbo mit seinen 250 PS (ab 38.415 Euro) unbeeindruckt seine Runden durch den Schnee, solange zumindest, solange man es mit dem Driften nicht übertreibt.

Hohe Ausstattungsquote mit Allrad

Opel Insignia Country Tourer
Das Heck des Country Tourer Opel

Das Aggregat erweist sich dabei als ausgesprochen laufruhig und durchzugsstark: Kein Wunder: ein maximales Drehmoment von 400 Nm – es liegt zwischen 2500 und 4500 Touren an - sind halt ebenso eine Ansage wie eine Sprintzeit von 7,9 Sekunden auf Tempo 100. Die Spitzengeschwindigkeit liegt übrigens bei 235 km/h an. Der Verbrauch wird mit 8,1 Litern auf 100 Kilometern angegeben.

Wem das zuviel ist, der sollte sich den 2.0 CDTI mit 163 PS (ab 36.990 Euro) anschauen. Er begnügt sich für ein Auto dieser Größe mit recht sparsamen 6,4 Litern. Dass Opel letztlich beim Insignia nur von einer Ausstattungsquote von zehn Prozent mit Allrad ausgeht, erscheint angesichts der Stärken dieses System als sehr konservativ zu sein. Man darf gespannt sein, ob diese Zahlen am Ende dann nicht doch noch übertroffen werden. Über die gesamte Modellpalette liegt die Ausstattungsquote mit Allrad in Deutschland derzeit bei schon 22 Prozent.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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