Nissan X-Trail: Kanten ohne Ecken

Vom Geländewagen zum Crossover

Nissan X-Trail: Kanten ohne Ecken
Der Nissan X-Trail zeigt weiterhin Kanten © AG/Flehmer

Der Trend vom sperrigen Geländewagen zum gelutschten Crossover hat auch vor dem Nissan X-Trail nicht halt gemacht. Der einstmals sehr sperrige Geländewagen hat trotzdem seine Ur-Eigenschaften nicht verloren.

Von Thomas Flehmer

Mainstream verkauft sich besser. Die Kanten und Ecken früherer Geländewagen sind zum Teil gewichen, zum Teil werden sie weichen. Die Einnordung gefällt den Controllern, echte Geländefans müssen in Nischen oder auf den Gebrauchtwagenmärkten nach den urigen Offroadern suchen, um abseits der Straßen auf vier Rädern unterwegs zu sein.

Die Metamorphose vom Matsch- zum Boulevard- Spezialisten hat Nissan auch mit dem X-Trail - immerhin das weltweit meist verkaufte SUV im vergangenen Jahr - vollzogen. Das Kastige ist verschwunden, doch sind Kanten beim 4,64 Meter lange Fünfsitzer weiterhin vorhanden und verdeutlichen ebenso wie das „X“ in dem Namen, dass abwegiges Terrain auch in der aktuellen Version nicht abwegig sein muss.

Nissan X-Trail weiterhin bereit fürs Gelände

Denn der X-Trail 360 Grad 1.6 dCi 4WD verfügt auch weiterhin über gute Geländeeigenschaften. Genügend Bodenfreiheit, Allradantrieb sowie eine Sperre mit fester 50:50-Verteilung setzen dem 1,7-Tonner kaum Grenzen zwischen Matsch und Schnee. Allerdings sorgen die gerundeten Formen dafür, dass die neuen Anhänger schon vor dem Kauf einen Geländeritt faktisch ausschließen.

Denn neben den runderen Formen des bis zu 1,71 Meter hohen und 1,83 Meter breiten X-Trail gibt auch die Metalliclackierung Dark Orange die Richtung vor – und die weist aufs Promenieren hin. Schließlich sollen doch keine Kratzer den Auftritt des 96 kW/130 PS starken Vierzylinder-Diesels stören.

Lange Schaltwege im Nissan X-Trail

Der Nissan X-Trail zeigt weiterhin Kanten
Der neue Nissan X-Trail ist geschmeidig unterwegs AG/Flehmer

Die Kraft reicht trotz der gehobenen Maße und Gewichte allemal aus. Der X-Trail erreicht in glatten elf Sekunden Tempo 100 und schafft 186 km/h. Auch hier ist das Robuste der früheren beiden Generationen verschwunden. Der dritte X-Trail lässt sich geschmeidig pilotieren, der Selbstzünder bleibt selbst in hohen Geschwindigkeitsbereichen recht ruhig und das Fahrwerk trägt zum komfortablen Fortkommen bei.

Ein wenig Lkw-Atmosphäre lässt das manuelle Sechsganggetriebe mit seinen langen Schaltwegen aufkommen – doch das war es dann auch schon. Ganz und gar nicht auf Nutzfahrzeug-Niveau bewegt sich dabei der Verbrauch, der in der Stadt auch dank des Stopp-Start-Systems bei 6,5 Litern knapp über den angegebenen 6,3 Litern lag – bei einer allerdings hohen Anzahl an flüssigen Stadtautobahnkilometern. Über Land stand ein Liter mehr auf der Uhr – geschuldet dem Fahrvermögen des Nissans und der bereits genannten Laufruhe selbst in höheren Geschwindigkeiten, sodass die Insassen ebenfalls kein Nutzfahrzeug-Ambiente erleben.

Der Innenraum ist schnörkellos, aber fein eingerichtet. Die Sitze sind bequem und zugleich gut Konturiert, die Instrumente gut ablesbar. Lkw-Atmosphäre kommt höchstens beim Platz auf. Alle Insassen können bequem sitzen und der Kofferraum fasst zwischen 550 und 1982 Liter Inhalt.

Grandiose Rundumsicht im Nissan X-Trail

Der Nissan X-Trail zeigt weiterhin Kanten
Einparken leicht gemacht AG/Flehmer

Grandios ist – wie bei den anderen Nissan-Modellen auch – das Safety Shild mit der 360 Grad Umsicht auf dem sieben Zoll großen Display. Das Einparken rückwärts wird selbst für den großen X-Trail zum Kinderspiel, da die gesamte Umgebung angezeigt wird und Beulen somit verhindert werden. Auch Notbrems- und Spurhalte-Assistent bewahren vor Schäden, die Verkehrszeichenerkennung vor unfreiwilligen Zahlungen an diverse Behörden.

Denn zuvor müssen für den X-Trail in der höchsten Ausstattungsvariante Acenta bereits 32.200 Euro ausgegeben werden, die darauf beruhende Variante 360 Grad kostet 36.500 Euro, ist dann aber auch mit zahlreichen Zubehör ausgestattet, das in den ersten beiden Generationen nicht mal angeboten wurde, heute aber fast schon zum guten Ton gehört. Auch hier gilt: Mainstream verkauft sich besser.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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