Nissan X-Trail: Aus dem Matsch auf den Boulevard

Neu konzipierte Generation

Nissan X-Trail: Aus dem Matsch auf den Boulevard
Nissan hat den X-Trail verwandelt © Nissan

Die ersten beiden Generationen des Nissan X-Trail waren nicht nur optisch für die Geländefahrt ausgelegt. Mit der dritten Ausgabe kann sich das ehemalige Kampfschwein nun auch auf dem Boulevard blicken lassen.

Von Thomas Flehmer

Vom X-Trail zum B-Trail: Der Erfolg des eine Klasse kleineren Qashqai hat bei Nissan zum Umdenken geführt. Während der Qashqai teilweise von der Segmentspitze grüßt, hatte der robuste X-Trail zumeist einen Platz im hinteren Mittelfeld. Nissan hat mit der nunmehr dritten Generation das für das Gelände stehende „X“ gegen ein „B“ für Boulevard eingetauscht.

Nissan X-Trail mehr Toyota RAV4 als Jeep Wrangler

Denn der neue Crossover hat seine Kanten zu Gunsten von trendigeren Rundungen verloren und nähert sich äußerlich nun eher einem Toyota RAV4 denn einem Jeep Wrangler an. Das Kampfschwein ist nun stubenrein.

Was nicht heißt, dass der X-Trail seine Gelände-Gene ganz an den Nagel hängen muss. Der von uns gefahrene 1.6 dCi mit 96 kW/130 PS kann per Drehregler auf Vierradantrieb mit 50:50-Verteilung geschaltet werden. Gemeinsam mit den immerhin noch 21 Zentimetern Bodenfreiheit ist der Ritt im Gelände jederzeit durchführbar.

Zahlreiche Assistenten für den Nissan X-Trail

Der Nissan X-Trail wurde völlig neu aufgelegt.
Der Nissan X-Trail bietet bis zu sieben Personen Platz Nissan

Doch die nunmehr zu Tage getretenen Rundungen werden nicht viele X-Trail-Fahrer einer Matsch-und Schnee-Fahrt aussetzen. Dafür scheint der Neue, der auch als Ersatz für den mittlerweile abgeschafft Qashqai +2 als Siebensitzer-Ersatz fungieren kann, einfach zu edel ausgefallen.

Auch der Innenraum dokumentiert die mittlerweile erlangte Stubenreinheit. In der höchsten Variante Tekna warten Ledersitze, LED-Tagfahrlicht, Klimaautomatik, Panorama-Glasschiebedach sowie Verkehrszeichenerkennung, Fernlicht-Assistent, Spurhalte-Assistent und ein Notbrems-Assistent. Ausstattungsmerkmale, die in den beiden Generationen davor noch nach Science-Fiction rochen.

Kraftvoller Diesel des Nissan X-Trail

Der Nissan X-Trail meisterte auch die Tests vom EuroNCAP.
Die Geländeeigenschaften hat der Nissan X-Trail nicht gänzlich abgelegt Nissan

Im neuen X-Trail kommen sie dagegen gut zur Geltung. Denn der einzig für den X-Trail erhältliche Diesel macht seine Sache ausgesprochen flott. Dass der 1,7-Tonner lediglich über 130 PS verfügen soll, ist angesichts des dynamischen Vortriebs fast nicht glaubhaft. Der mit 320 Newtonmeter ausgestattete X-Trail vermittelt mehr Dampf als unter der Haube arbeitet. Ein Sprintvermögen von elf Sekunden scheint doch arg untertrieben zu sein. Dagegen reihen sich die 186 Stundenkilometer Spitzengeschwindigkeit ins Segment ein.

Ebenso der mittlerweile dazugehörige Anspruch an den Komfort. Zwar ist der Selbstzünder vernehmbar, dank ausreichender Dämmung aber überhaupt nicht störend. Das Cockpit verströmt Pkw-Atmosphäre und Platz ist für alle da. Denn während der X-Trail außen lediglich um acht Millimeter auf 4,64 Meter zulegte, sorgt ein Mehr von 7,6 Zentimetern beim Radstand auch für genügend Raum bei den hinten sitzenden Passagieren. Dass die im Kofferraum versenkbaren zwei Sitze eher den kleineren Mitfahrern vorbehalten sind, ist geschenkt. Hier stehen sonst 550 Liter Kofferraumvolumen zur Verfügung, die auf 1982 Liter erweitert werden können.

Gute Verbrauchseigenschaften des Nissan X-Trail

Ebenso erfreulich gestaltete sich der Verbrauch. Vorausschauend gefahren wurde in der Stadt mit 6,2 Litern exakt der von Nissan auf der Rolle erzielte NEFZ-Wert erreicht. Das gibt es sehr selten, unterstreicht aber die Fähigkeiten des Selbstzünders, der auf der Autobahn aber gut zwei Liter mehr als die angegebenen 5,3 Liter schluckte, natürlich bei Geschwindigkeiten jenseits der Kraftstoff schonenden 120 km/h.

Bei 26.790 Euro in der Version Visia startet der X-Trail, die Preise für die höchste Ausstattungsvariante Tekna beginnen bei 36.990 Euro. Sind dann noch das 2000 Euro Nissan Connect mit dem wunderbaren Nissan Safety Shield und 360 Grad-Rundumsicht sowie Navi, Einpark- und Totwinkel-Assistent sowie Müdigkeitserkennung, die nicht unbedingt nötige dritte Sitzreihe für 800 Euro sowie Metallic-Lackierung dabei, werden 40.390 Euro für einen allerdings komplett ausgestatteten X-Trail fällig, der in keiner Weise mehr an irgendein Kampfschwein erinnert.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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