Nissan Juke Nismo: Asphalt statt Play-Station

Mini-SUV mit 200 PS

Nissan Juke Nismo: Asphalt statt Play-Station
Der Nissan Juke ist das erste sportliche Modell der Nismo-Reihe © Nissan

Der Nissan Juke in der sportlichen Nismo-Version definiert sich über die lifegestylte Optik. Von den reinen Leistungsdaten her ist der polarisierende Hingucker nicht weit von dem stärksten Serienmodell entfernt.

Wer bei der extrem populären Video-Rennspiel-Reihe "Gran Turismo" seine Gegner in Grund und Boden fahren will, wählt gerne einen Nissan in der extra scharfen Nismo-Variante. Vor allem die entsprechenden Ausführungen der Modelle Skyline und GT-R lassen sich per Controller im Höllentempo über die Rundstrecken prügeln. Seit kurzem können Nissans Sport-Modelle auch auf deutschen Straßen bewegt werden – zum Beispiel in Form des aufgemotzten Juke Nismo. Das Mini-SUV geht aber etwas verhaltener zur Sache als seine virtuelle Verwandtschaft.

Nur zehn PS mehr als Serien-Juke

Die Zurückhaltung betrifft allerdings nicht die Optik. Schon im Serien-Trim ist der Juke mit seinem Krokodilsgesicht und den gestauchten Proportionen ein polarisierender Hingucker. Als Nismo setzt er mit extra breiten Schwellern, aerodynamisch ausgefeilten Schürzen und mächtigen 18-Zoll-Felgen noch einen drauf. Darüber hinaus sorgen rote Zierleisten und rot lackierte Spiegel für Abgrenzung zu den Serienmodellen.

In Sachen Motorleistung fällt die Distanzierung aber deutlich dezenter aus. Lediglich zehn PS trennen den 147 kW/200 PS starken Nismo-Juke vom stärksten Standard-Modell. Und auch bei den Fahrleistungen gibt es nur geringe Unterschiede. Einzig bei der Beschleunigung von null auf Tempo 100 nimmt der Nismo (7,8 Sekunden) dem 140 kW/190-PS-Modell 0,2 Sekunden ab. Die Höchstgeschwindigkeit von 215 km/h und der Normverbrauch von 6,9 Litern sind identisch. Neben der frontgetriebenen Variante gibt es noch eine Allradversion (3000 Euro Aufpreis), die jedoch mit einem – hierzulande nicht sonderlich populären – stufenlosen Getriebe zwangsgekoppelt ist.

Voll überzeugendes Fahrwerk des Nissan Juke Nismo

Als Kaufargument für die Nismo-Version taugt der leicht gestärkte Motor also kaum. Dabei macht er seine Sache durchaus ordentlich: der fulminante und gleichmäßige Durchzug des 1,6-Liter-Turbos weiß vor allem beim Überholen und Anfahren zu gefallen und wird nur vom seinem leichten Übergewicht (1350 Kilogramm) und dem hohen Luftwiderstand eingefangen. Trotzdem bleibt der Testverbrauch mit 8,5 Litern in einem ordentlichen Bereich. Kritisieren kann man aber den zu schlappen Sound des Vierzylinders – während er sich im unteren Drehzahlbereich fast gar nicht hören lässt, fängt er bei höheren Touren leicht an zu dröhnen. Für ein dezidiertes Spaßmobil ist das eher enttäuschend.

Voll überzeugen kann hingegen das Fahrwerk unter der um zwei Zentimeter tiefer gelegten Karosserie. Straffer abgestimmt als bei der Standardversion reagiert es zwar bockig auf kurze Unebenheiten, kann aber mit geringer Seitenneigung und ausreichendem Restkomfort punkten. Da stört es auch nicht, dass zumindest beim frontgetriebenen Modell eine etwas altmodische Starrachse zum Einsatz kommt (nur beim Allrader gibt es Einzelradaufhängung). In das agile und kaum hochbeinige Fahrgefühl fügen sich auch die verbindliche Lenkung und die knackige Schaltbox sauber ein.

Konkurrenten wie Ford und VW im Preisvorteil

Der Nissan Juke ist das erste sportliche Modell der Nismo-Reihe
Der optische Auftritt des Nissan Juke Nismo schindet Eindruck Nissan

Das große Feuerwerk zur Einführung der Marke Nismo in Europa kann der Juke aber nicht liefern. Dafür unterscheidet er sich zu wenig vom fast gleich starken und schnellen Modell in der zivilen Ausstattung Tekna. Bis auf die sportlichen Anbauteile und das modifizierte Fahrwerk bietet die Ausstattung keine Differenzierungsmerkmale. Wem das trotzdem einen Preisaufschlag von knapp 4000 Euro auf 26.660 Euro wert ist, erhält einen Juke, der sein von Hause aus schon fast cartoonhaftes Äußeres noch einmal auf die Spitze treibt.

Wer vor allem einen kleinen Sportler sucht, fährt mit der Konkurrenz günstiger. Modelle wie VW Polo GTI (132 kW/180 PS, 22.925 Euro) oder Ford Fiesta ST (134 kW/182 PS, 19.990 Euro) sind zudem geräumiger als der vor allem im Fond und beim Kofferraumvolumen recht knapp geschnittene Japaner. Bei der Playstation-Generation kann man mit den beiden Deutschen aber wohl weniger Eindruck schinden. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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