Mini One: Lichtshow inklusive

Fahrdynamischer Kleinwagen

Mini One: Lichtshow inklusive
Mini legte kräftig zu © AG/Mertens

Der Mini ist gründlich überarbeitet worden. Doch was bedeutet das für den Kunden? Bringt es einen Mehrwert, mehr Raumgefühl? Unser Fahrbericht mit dem Mini One gibt auf diese und andere Fragen die Antwort.

Von Frank Mertens

Das ist er also, der neue Mini. Er ist wieder größer geworden – erwachsener, wie viele meinen. Dass sich die BMW-Tochter mit diesem Zwang nach noch mehr Größe von Generation zu Generation immer mehr vom Ur-Mini entfernt, ist ja nichts Neues. Doch bringt das dem Kunden auch den erhofften Mehrwert, also mehr Raumgefühl?

Wer im Dreitürer Platz nimmt und dann auch noch auf den eng geschnittenen Sportsitzen, mit denen unser Mini One ausgestattet war, hat zunächst nicht dieses Gefühl. Rein subjektiv natürlich. Denn die Zahlen sprechen eine andere Sprache: In der Länge hat er gegenüber dem Vorgänger um satte 9,8 Zentimeter zugelegt, in der Breite um 4,4 Zentimeter und der Höhe um 0,7 Zentimeter. Also objektiv bietet er mehr Platz, dumm nur, dass man als Fahrer und Beifahrer nicht dieses Gefühl hat, sich irgendwie doch etwas eingeengt fühlt.

Zuwachs auch beim Kofferraum

Aber vielleicht sorgen für dieses Gefühl auch nur die Sportsitze, denen man sich jenseits der 90 Kilogramm Körperfülle fast schon etwas entwachsen fühlt. Eigenes Problem, stimmt. Aber es hat ja auch etwas Positives, lässt es einen doch darüber nachdenken, doch ein paar Pfund abzuspecken, damit man sich wohler in diesem Mini fühlt. Im Fond übrigens kann man als Kind recht kommod sitzen, dafür sorgen die tieferen Sitzpolster der Rückbank mit einem Längenwachstum von 2,3 Zentimetern. Der 13-jährige Sohn war davon auf jeden Fall angetan. Für eine kürzere Distanz kann man es aber auch einem Erwachsenen zumuten, hier Platz zu nehmen.

Mini One
Die Sitze bieten einen guten Seitenhalt AG/Mertens

Freuen können sich Mini-Freunde über den Zuwachs im Kofferraum. Hier lassen sich nun 211 Liter Gepäck verstauen, immerhin 51 Liter mehr als zuvor. Damit kommt der Kofferraum so langsam in Bereiche, wo man in ihm auch mehr als nur Notgepäck mitnehmen kann. Ansonsten wirkt der neue Innenraum gefälliger als beim Vorgänger. Der Fahrer freut sich darüber, dass der Tacho und Drehzahlmesser endlich dort sind, wo sie hingehören: Nämlich direkt hinter dem Steuer, also im Blickfeld des Fahrers.

Das Center Speedo übernimmt im neuen Mini als Zentraleinheit beispielsweise die Anzeige des Navigationssystems, des Telefons und der Einstellung einer Vielzahl von Fahrassistenzsystemen, mit denen dieser Mini erstmals unterwegs ist. Dazu gehören beispielsweise eine Auffahr- und Fußgängerwarnung mit einer Notbremsfunktion, eine Verkehrszeichenerkennung, ein Spurhalteassistent oder auch eine aktive Geschwindigkeitsregelung. Wer möchte, der kann auch ein Head-Up-Display bestellen. Das ist alles sehr nett, weil es zu einem Mehr an Sicherheit beiträgt.

Lichtinszenierung inklusive

Mini hat deutlich zugelegt.
Die Seitenlinie des Mini AG/Mertens

Man hat indes auch den Eindruck, dass sich die Innenraumdesigner ein wenig in Spielereien verloren haben, als sie die Bedienung der Klimaanlage optisch über das Center Speedo darstellen wollten. Wenn man die Temperatur nach unten regelt, erscheint ein blauer Ring am Rande des Zentralinstruments, erhöht man die Temperatur, wird er an der rechten Seite rot. Mini spricht in diesem Zusammenhang selbst von Lichtinszenierung – das muss man wirklich mögen.

Während das indes Geschmackssache ist, ist die schlechte Sicht nach vorn nur nervig. Wer an einer Ampel hält, kann ob der steil nach oben laufenden Frontscheibe nicht erkennen, ob das Lichtsignal mittlerweile wieder grün anzeigt. Entsprechend krampfig muss man sich nach vorne beugen, um sich nicht den Unmut der hinter einem stehenden Fahrzeuge auf sich zu ziehen.

Doch wie fährt sich der neue Mini denn nun, den wir mit dem neuen Dreizylinder-Turbo-Benziner mit 102 PS getestet haben? So wie man es von ihm erwartet – und wie man es kennt und was gemeinhin als typisches Go-Kartfeeling bezeichnet wird. Dabei lässt sich der neue Mini vielleicht noch einen Hauch souveräner bewegen als sein Vorgänger. Mit einem um 2,8 Zentimeter verlängertem Radstand und einer größeren Spurweite von 4,2 Zentimetern vorn und 3,4 Zentimetern hinten liegt er noch satter auf der Straße. Das merkt man vor allem dann, wenn man den unterhalb des Schalthebels positionierten Wahlhebel für den Fahrmodus auf Sport stellt. Damit wird sowohl die Gaspedal- und Lenkungskennlinie auf mehr Sportlichkeit eingestellt.

Gut arbeitendes manuelles Sechsganggetriebe

Mini One
Das Heck des Mini AG/Mertens

Wer sich im Gegensatz zu uns, die mit einem wirklich gut abgestimmten manuellen Sechsganggetriebe unterwegs waren, für eine Automatik entscheidet, der bekommt in diesem Modus auch schnellere Schaltzeiten. Neben Sport kann man den Wahlhebel übrigens auch auf die Position Green stellen. Damit ist man dann besonders effizient unterwegs – und die Instrumente zeigen einen die Bonuskilometer an, die man so herausgefahren hat. Nett.

Wer etwas flotter mit dem Mini unterwegs sein will, kein Problem. Der Kleine bietet dafür vom Fahrwerk und der Motorleistung her ausreichend Spielraum. In 9,9 Sekunden sprintet er auf Tempo 100, die Spitzengeschwindigkeit ist bei 195 km/h erreicht. Das macht alles auch angesichts der niedrigen Sitzposition mächtig Spaß.

Und der Verbrauch? Er soll sich auch dank eines Start-Stopp-Systems bei 4,7 Litern bewegen. In der Praxis standen im Mixedverbrauch indes 6,9 Liter auf dem Bordcomputer. Für einen Kleinwagen eine Menge. Aber wer für ein Auto wie den Mini One mindestens 17.450 Euro auf den Tisch des Händlers legt, der zeigt sich auch beim Tanken nicht allzu knauserig. Dieser Preis dient übrigens nur als grober Anhaltspunkt. Denn wer sich durch die Aufpreisliste arbeitet und sich hier und da für eines der angebotenen Ausstattungspakete entscheidet, kann locker noch einmal 5000 Euro oben drauf legen.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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