Mercedes S-Klasse: Anspruch erfüllt

Ab 20. Juli

Mercedes S-Klasse: Anspruch erfüllt
Daimler muss die Werbung für die S-Klasse stoppen. © AG/Flehmer

Mit der neuen S-Klasse setzt Mercedes neue Maßstäbe. Für die Insassen bleibt lediglich eine Frage offen.

Von Thomas Flehmer

Häufiger hört man von Herstellern, dass sie das beste Auto der Welt oder einfach nur das Auto schlechthin bauen. Auch die neue S-Klasse soll diesen Anspruch erfüllen. Als "automobiles Universalgenie" betitelt Entwicklungsvorstand Thomas Weber das 5,12 Meter lange Flaggschiff der Stuttgarter, das erstmals für die Bedürfnisse auf dem chinesischen Markt in der Langversion sogar auf 5,25 Meter kommt und auch mit der neuen Version die enormen Ansprüche erfüllen wird.

Mercedes S-Klasse nur mit LED ausgestattet

Äußerlich hat die Oberklasselimousine ihre Eleganz erhalten, auch wenn der Kühlergrill größer als bisher ausfällt und den Stern entweder im Grill oder auf der langen Motorhaube beherbergt. Erstmals bieten die Stuttgarter nun auch die S-Klasse als Elegance- oder Advantgarde-Version an. Das Heck ist runder ausgefallen und sorgt so für Zwiespälte bei dem einen oder anderen ebenso wie die großen Rückleuchten, die besonders auf dem zweiten großen Markt Nordamerika punkten werden.

Weltweit punktet das Lichtsystem, das erstmals ohne Glühlampe auskommt und bei dem nur LED-Leuchten hinter der Verglasung sitzen, die zum einen effizienter sind als herkömmliche Leuchten und dabei viel stärker strahlen. Wie bei anderen Premium-Herstellern auch kann nun auch die S-Klasse mit permanenten Fernlicht durch die Nacht pflügen und je nach Situation Teile abblenden. "Luxus ist immer Innovationstreiber", beschreibt Weber die neuen Standards.

Mercedes S-Klasse läutet Ära des autonomen Fahrens ein

Ganz neu aus dem Innovationsregal erhält die S-Klasse, die insgesamt bis zu 20 Fahrassistenten vereinen kann, die so genannte Magic Body Control. Das leider nur für die Topvariante, den V8-Benziner S 500, erhältliche System scannt per Stereokamera die Beschaffenheit der Straße und stellt das Fahrwerk darauf ein. Bodenwellen werden im Innenraum nicht mehr gespürt, Schlaglöcher hingegen immer noch – aber vielleicht wird dieser "Mangel" mit den nächsten Generationen ausgebügelt.

Dann wird auch das autonome Fahren eine größere Rolle spielen. Die Eigenschaften dafür besitzt schon die ab dem 20. Juli erhältliche neue S-Klasse, die laut Weber die "Ära des autonomen Fahrens" einläutet. Die weiterentwickelte Distronic Plus mit Lenkassistent und Stop-and-Go-Pilot folgt bis zu einer Geschwindigkeit von 60 km/h automatisch dem Vordermann. Aber auch in höheren Geschwindigkeiten hält die S-Klasse sicher und mit Abstand die Spur. Man kann die Hände vom Steuer nehmen, der Fuß steht eh nicht mehr auf dem Gaspedal – das Auto übernimmt die Steuerung. Da dieses Vorkommen mit dem Gesetz nicht im Einklang steht, bittet ein optisches Signal den Fahrer, doch die Hände wieder an das Lenkrad zu nehmen. Ignoriert der Chauffeur die Aufforderung, schaltet sich die Distronic Plus aus und der Fahrer wird gezwungen, selbstständig wieder zu pilotieren. Insgesamt ein faszinierendes Fortkommen.

700 Newtonmeter für Mercedes S 500

Die Preise für die neue Mercedes S-Klasse beginnen bei knapp 80.000 Euro.
Über 455 PS verfügt der Mercedes S 500 Mercedes

Dass dieses Fortkommen sehr kraftvoll ausfällt, sollte nicht überraschen. Das bis zu 100 Kilogramm im Vergleich zum Vorgänger leichtere Flaggschiff hat als S 500 455 PS und ein Drehmoment von 700 Newtonmetern unter der Haube.

Die Beschleunigung von 0 bis 100 km/h ist damit bereits nach 4,8 Sekunden in Sportwagenart absolviert, die Kraft wird bei 250 km/h elektronisch eingefangen. Und selbst bei einer dynamischen Fahrweise wird der Verbrauch von 8,6 Liter lediglich um 1,5 Liter übertroffen. Die ganze Sache bereitet dem Fahrer viel Freude.

Massagen auf dem Chefsessel der Mercedes S-Klasse

Die Preise für die neue Mercedes S-Klasse beginnen bei knapp 80.000 Euro.
Voller Komfort im Fond der Mercedes S-Klasse Mercedes

Aber auch die Mitreisenden können mit Fahrtbeginn Urlaubsgefühle aufkommen lassen – besonders auf dem Chefsessel hinter dem Beifahrer. Massagen mit dem Hot Stone, Liegesessel, Internet mit eigenem Hotspot, ein 3D-Soundsystem oder ein Tischchen als Arbeitsplatz lassen die Reise zur Wohlfühloase mutieren. Somit stellt sich die Frage: Fahren oder fahren lassen.

Die Beantwortung regelt zumeist das Portemonnaie. Bei 79.789 Euro startet die Einstiegsversion. Die Komfortelemente lassen den Preis locker in den sechsstelligen Bereich anwachsen. Die Preise für den V8 selbst beginnen erst bei 107.635 Euro für die Langversion, die 5,12 Meter lange Limousine ist 3000 Euro günstiger. Allein die Magic Body Control lässt sich Mercedes mit 5057 Euro bezahlen, das High-End-System von Burmester schlägt mit 7497 Euro zu Buche – nur um einen Eindruck zu erhalten, wo der Preis enden kann.

Vier Antriebe für die Mercedes S-Klasse

Die Preise für die neue Mercedes S-Klasse beginnen bei knapp 80.000 Euro.
Die sparsamste Mercedes S-Klasse kommt noch Mercedes

Insgesamt vier Antriebsarten, ein Achtzylinder, ein Sechszylinder und jeweils ein Benzin- und ein Dieselhybrid stehen zur Auswahl. Zur IAA im September kommt mit dem S 500 Plugin-Hybrid die dann aktuelle Variante auf den Markt, die lediglich 75 Gramm CO2 pro Kilometer ausspucken soll und somit beim Verbrauch eine Drei vor dem Komma zu stehen hat. Und mit einem Cw-Wert von 0,23 neue Maßstäbe in der Luxusklasse setzt. Spätestens dann ist der hohe Anspruch wohl erfüllt. Oder wie Daimler-Chef Dieter Zetsche sagt: "Fliegen muss nicht unbedingt schöner sein."

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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