Mazda3 Skyactiv D150: Sprung nach vorn

21 Zentimeter länger als der VW Golf

Mazda3 Skyactiv D150: Sprung nach vorn
Der Mazda3 ist sportlich-elegant gezeichnet. © Mazda

Mit dem neuen Mazda3 ist den Japanern in der Kompaktklasse ein gewaltiger Sprung nach vorn gelungen. Ausgestattet mit dem einzig verfügbaren Diesel kratzt der Neue am Thron des VW Golf.

Wenn ein neues Modell auf den Markt kommt, dann vergleicht man es in der Regel vor allem mit dem Vorgänger und/oder mit dem aktuellen Marktführer in seinem Segment. Bei der Beurteilung unseres Testwagens Mazda3 scheint diese Vorgehensweise geradezu ideal, ist den Japanern doch mit der neuen Generation ein im Vergleich zu alten geradezu riesiger Sprung nach vorne gelungen. Und in Sachen Optik, Technik, Haptik, Verarbeitung und Bedienung hat man sich offensichtlich den Marktführer genauestens angeschaut. Ist der Mazda3 also nur eine, und vielleicht sogar schwächere Kopie des VW Golf? Oder gereicht ihm das offensichtliche Maßnehmen am deutschen Bestseller vielleicht gerade zur Ehre?

Mazda3 21 Zentimeter länger als VW Golf

Um gleiche Ausgangsvoraussetzungen zu schaffen, orderten wir unseren Testwagen mit dem bereits von vielen Fachleuten und –journalisten hochgelobten 2,2-Liter-Diesel, dem derzeit einzigen Selbstzünder im Angebot für den Kompakten. Es leistet 110 kW/150 PS, genauso viel wie das vergleichbare Aggregat im Golf, der die Leistung lediglich aus etwas weniger Hubraum (2,0 Liter) schöpft.

Schauen wir uns aber zunächst das Fahrzeug einmal genauer an. Wie sein Vorgänger sprengt der neue Mazda3 fasst schon das normale Maß in der Kompaktklasse. Mit seiner Länge von 4,47 Metern übertrifft er den Golf um satte 21 Zentimeter und positioniert sich, wenn wir in Wolfsburger Maßstäben weiter denken, eigentlich ziemlich mittig zwischen dem Golf und dem zur Mittelklasse zählenden Passat. Übrigens zeigt sich konsequenterweise beim Mazda6, dem eigentlichen Passat-Konkurrenten, ein ähnliches Bild. Die Limousine misst mit 4,87 Meter so viel wie eine Mercedes E-Klasse – und die zählt schon zur Oberen Mittelklasse.

Raum im Mazda3 verpufft

Genug der Zahlen, wir halten fest: Der Mazda3 ist recht lang geraten, was ihm eine wunderbare Linie verleiht, mit langer Motorhaube, sanft nach hinten abfallender Dachlinie und einem muskulösen Heck. Während der Japaner von hinten ansehnlich, aber relativ beliebig wirkt, setzt der steile, für die neuen Mazda-Modelle typische flügelartige Kühlergrill und dem mittigen Marken-Logo einen auffälligen Akzent. Der Mazda3 sieht einfach gut aus, vor allem in dem vom Unternehmen als Kampagnenfarbe für die Werbung und auch für unseren Testwagen gewählten Dunkelrot.

Mit der für diese Klasse fast schon majestätischen Länge wussten die Ingenieure allerdings nicht allzu viel anzufangen. Wie schon beim Vorgänger verpufft der Raum irgendwo. Der Kofferraum beispielsweise fällt mit 364 Litern nur mittelmäßig aus, im Vergleich zum Primus Golf sind es allerdings auch nur 16 Liter weniger. Im Fond geht es sogar vergleichsweise deutlich enger zu, vor allem für normal bis groß gewachsene Mitfahrer, die Probleme mit der Unterbringung ihres Kopfes unter der abfallenden Dachlinie bekommen. Vorne sitzt man dagegen prima auf gut konturierten Sitzen mit genügend Seitenhalt und vor allem – bei asiatischen Modellen immer noch keine Selbstverständlichkeit – mit ausreichend Möglichkeiten zur Verstellung.

Komplette Ausstattung im Mazda3 Center Line

Das Cockpit des neuen Mazda3.
Gut gestalteter Innenraum des Mazda3 Mazda

Ein großes Lob hat sich Mazda auch für die Gestaltung des Innenraums und speziell des Fahrerarbeitsplatzes verdient. Hier ist alles am richtigen Platz, die Materialien fassen sich meist richtig gut, mindestens aber solide an und die Bedienlogik ist ohne Fehl und Tadel. Dass in unserer mittleren Ausstattungsstufe Center-Line, für diese Motorisierung allerdings die Basisvariante, der schöne, ein wenig an die Mercedes-Lösung etwa in der A-Klasse erinnernde 7-Zoll-Touchscreen schon mit an Bord ist, erfreut umso mehr.

Überhaupt ist die Ausstattung des Fahrzeugs zum Preis von 24.390 Euro schon recht komplett. Es bedarf auf keinen Fall der 3000 Euro teureren Sport-Line mit den zwar optisch ansprechenderen, aber auch unkomfortableren 18-Zoll-Felgen. Wir geben uns mit den 16-Zoll-Alus der Center-Line sowie mit Klimaautomatik, Audio-System, Radio-CD, Tempomat, Notbrems-Assistent und anderen Annehmlichkeiten zufrieden. Sinnvolle Extras könnten sein: Navi (600 Euro), Touring-Paket (Einparkhilfe hinten, Licht und Regensensor, Spurwechselassistent, Sitzheizung für 900 Euro) und das Licht-Paket (Xenon, LED-Rückleuchten, LED-Tagfahrlicht für 650 Euro). Das tolle Rot, von Mazda auf Rubinrot Metallic getauft, kostet allerdings weitere 750 Euro. Voilà: Für knapp 27.300 Euro hat man dann einen voll ausgestatteten modernen Kompaktwagen, ohne überflüssigen Krimskrams auf dem Hof stehen.

Mazda3 Skyactiv D150 mit Sahnemotor

Der Mazda3 setzt neue Maßstäbe.
Der Mazda3 lässt sich gut lenken Mazda

Und das Beste zum Schluss: Der 2,2-Liter-Diesel ist tatsächlich genau der Sahnemotor, den wir uns erhofft hatten. Zwar gehört er nicht zu den leisesten Aggregaten, seine Arbeit verrichtet er stets präsent, was aber eher Spaß macht als stört. Wenn wir hier nochmal den Vergleich zum ebenfalls sehr überzeugenden, gleichstarken VW-Aggregat ziehen, wird die Leistung der Mazda-Ingenieure deutlich: Bei etwas mehr Hubraum schafft der Japan-Diesel 380 Nm maximales Drehmoment, der VW 320 Nm. Und das bei exakt gleichem Verbrach von 4,1 Litern. Die wir übrigens mit einem Testverbrauch von 4,8 Litern in einem durchaus sehr erträglichen Maß überschritten.

Der Kompakte hängt gut am Gas, lässt sich exakt lenken und vor allem, wie wir es von Mazda kennen, leicht und exakt schalten. Die Abstimmung ist ähnlich wie beim Golf eher straff, aber nicht übermäßig hart. Ein Auto, mit dem man sowohl Alpenpässe als auch lange Autobahnfahrten gerne angeht. Und in der Stadt überzeugt er durch sein schnell neu startendes Start-Stopp-System.

Kaum Schwächen beim Mazda3

Der Mazda3 setzt neue Maßstäbe.
4,47 Meter misst der neue Mazda3 Mazda

Also, der Mazda3 macht richtig Spaß und sich vor allem die Tugenden des Marktführers zu Eigen: kaum Schwächen zu zeigen. Damit sammelt er bei uns so viele subjektive Punkte, dass wir kaum ein besseres Fahrzeug in dieser Klasse nennen können. Übersichtlicher in der Bedienung als ein Ford Focus, leichter und handlicher als ein Opel Astra, mit höherer Qualitätsanmutung als manch anderer Japaner und fahraktiver als die koreanische Konkurrenz.

Lediglich der ewig vorwegfahrende Golf sammelt durch die bessere Raumausnutzung, die noch logischere Bedienung und das noch feinere Fahrwerk einige wenige Pünktchen mehr in unserer subjektiven Wahrnehmung. Wer Golf-Qualität, aber keinen Golf will, der sollte den neuen Mazda3 auf jeden Fall mal auf die Shopping-List nehmen. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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