Kia Rio 1.2: Keine Samba unterm Zuckerhut

Beschaulicher Kleinwagen

Kia Rio 1.2: Keine Samba unterm Zuckerhut
Der Kia Rio findet sich in der Stadt am besten zurecht. © Kia

Auch ein Jahr danach ist der WM-Triumph in Rio in hiesigen Graden noch recht präsent. Wer mit dem nach der brasilianischen Stadt benannten Kia unterwegs ist, muss etwas Abstand nehmen vom Tempofußball.

Von Thomas Flehmer

Wer erinnert sich nicht gerne an die 113. Minute im WM-Finale 2014? In akrobatischer Manier erzielte Mario Götze den Siegtreffer für die deutsche Nationalmannschaft und eröffnete ein paar Minuten später die ausgelassenen Feiern nicht nur unterm Zuckerhut. Während Rio tanzte, geht es im gleichnamigen Kia etwas beschaulicher zu – besonders in der Basisversion, für die sich immerhin rund 50 Prozent der Kunden entscheiden.

Kia Rio fühlt sich in der Stadt am wohlsten

62 kW/84 PS beherbergt der Polo-Konkurrent aus Südkorea unter der Haube – für die Stadt ist die Leistung ausreichend, über Land wird es etwas zäher. Die 13,4 Sekunden für den Standardsprint vergehen gefühlt etwas länger, dafür zeigt der Tacho auf der Autobahn rund zehn Stundenkilometer als die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 168 km/h an. Die Höchstgeschwindigkeit zeigt an, dass man mit dem 4,10 Meter langen Kleinwagen nicht unbedingt die rechte Spur auf der Autobahn halten muss, wenn man dann die Motorengeräusche verträgt, die doch etwas lauter als gewohnt sind.

Während der Kia Rio auf der Autobahn noch eine passable Figur bei einem passablen Verbrauch – je nach Fahrweise zwischen 6,2 und 7,2 Litern – macht, sieht es auf der Landstraße schon anders aus. Dort kann der kleine Rio schon mal zum Hindernis werden, vor allem dann, wenn es hügelig wird. Dann machen sich die 121 Newtonmeter schnell bemerkbar – und selbst eifriges Schalten hilft nur bedingt - es geht nur langsam, sehr langsam bergauf. aber im Laufe der Zeit gewöhnt man sich daran, nicht allzu schnell unterwegs zu sein und die langsamere fahrt kann auch angenehm sein, um etwaigen Stress abzulegen. In der Stadt dagegen agiert der Rio aufgrund seiner kleinen Ausmaße sehr viel wendiger. Je nach Häufigkeit der Ampelphasen pendelt sich der Verbrauch mit Hilfe des Stopp-Start-Systems bei 5,5 Litern ein.

Großer Radstand für kleinen Rio

Der Kia Rio findet sich in der Stadt am besten zurecht.
Das Cockpit des Kia Rio ist sehr übersichtlich Kia

Eine direkte Lenkung hilft beim Einparken, wenn der Rückwärtsgang – wie schon zuvor beim Kia Sorento – sich richtig einlegen lässt, woran es manchmal haperte. Ansonsten lassen sich die fünf Vorwärtsgänge gut bedienen, bereits bei knapp über 50 km/h wird der höchste Gang eingelegt. Das Fahrwerk ist ebenso gut austariert, sodass Unebenheiten gut ausgebügelt werden und die Insassen die Fahrt in den gut konturierten Sitzen genießen können – und zwar auf allen Plätzen.

Denn trotz der kleinen Ausmaße bietet der Rio einen Radstand über immerhin 2,57 Meter, sodass die Beinfreiheit gegeben ist. Als Fünftürer wird zudem der Ein- und Ausstieg für die hinten sitzenden Personen erleichtert. Der Kofferraum ist branchenüblich ausgefallen und schluckt zwischen 288 und 923 Liter Volumen. Im Zuge des Facelifts der vierten Generation wurde auch der Innenraum mit ein paar Chromapplikationen versehen. Die Instrumente sind intuitiv bedienbar.

Äußere Hülle des Kia Rio verspricht mehr

Kia hat nicht nur den Rio aufgefrischt.
Attraktive Front des Kia rio Kia

Beim Außendesign entpuppt sich der Rio gerade mit seinem Basismotor als kleiner Schummler. Denn während das Aggregat eher behäbig agiert, ist die neue Kia-Designsprache mit dem typischen Tigernasen-Kühlergrill oder zweifarbigen Leichtmetallrädern sportlich ausgefallen, sodass man eigentlich mehr Power erwartet. Doch von Samba-Klängen fühlt sich der kleine Benziner nicht angezogen. Für einen Einstiegspreis von 10.990 Euro auch kein Wunder.

Wer allerdings auf Klimaautomatik, ein beheizbares Multifunktions-Lederlenkrad oder Sitzheizung, Zentralverriegelung und hintere Parksensoren Wert legt, muss schon tiefer in die Tasche greifen. Der Testwagen 1.2l Spirit - ISG kostet schon 15.790 Euro, hinzu kommen ein Technik-Paket für 710 Euro sowie die Metallic-Lackierung für 460 Euro. Und dann ist ein Navi noch nicht einmal mit dabei. Für eine Samba sorgt letztendlich die unschlagbare Garantie über sieben Jahre – da kann selbst Mario Götze nicht mithalten.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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