Kia Optima Sportswagon: Unbeachtete Alternative

Kia Optima Sportswagon: Unbeachtete Alternative
Kia hat seit kurzem auch eine Kombi-Variante des Optima im Programm © Kia

Erst seit kurzem ist Kia mit einem Kombi in der Mittelklasse vertreten. Der Optima Sportswagon ist zwar weniger sportbetont, bietet dafür einige Vorzüge, die mehr Zuspruch erwarten dürften.

Auch wenn man nun schon einige Jahre Zeit hatte, sich an die von Generation zu Generation spürbareren rasanten Fortschritte der Koreaner zu gewöhnen, so überrascht die Gesamtqualität der Fahrzeuge von Hyundai und Kia doch trotzdem immer wieder aufs Neue. Aktuellstes Beispiel: die Kombi-Version des Optima, von den Marketing-Strategen erneut und wenig zutreffend als „Sportswagon“ positioniert.

Zwar ist Kia längst keine Billigmarke mehr, wie etwa noch zu Zeiten der Vorgängermodelle Clarus und Magentis, aber – so viel sei an dieser Stelle vorab schon gesagt – das Preis-/Leistungsverhältnis ist auch bei der zweiten Generation des Optima auf höherem Gesamtniveau immer noch Spitze.

Kia Optima als Diesel das Optimum

Das Modell darf man getrost noch als „neu“ bezeichnen. Während die Limousine jetzt seit genau einem Jahr in Deutschland auf dem Markt ist, wird der mit 4,86 Metern gleichlange Kombi erst seit Ende September angeboten. Unser Testfahrzeug war mit dem 1,7-Liter-Diesel ausgerüstet, der im Vergleich zu den derzeit zusätzlich angebotenen, durstigeren Benzinern sicher die vernünftigste Wahl ist, kommen Fahrer von Mittelklasse-Fahrzeugen meist doch auch auf deutlich überdurchschnittliche Kilometerleistungen. Das Fahrwerk ist sowieso eher auf die ruhige Reise als auf sportliche Späße ausgelegt, es schaukelt Unebenheiten dafür prima weg und hat nur bei Querfugen Probleme. Das ist – wie etwa auch die etwas indifferente Lenkung - fehlender Feinschliff, den man aber nur merkt, wenn man den Kia direkt mit den besten Alternativen dieser Klasse vergleicht.

Auch der Diesel ist für lange, unaufgeregt zurückgelegte Strecken gut geeignet. Er gehört zwar nicht zu den mustergültigen Leisetretern unter den Selbstzündern, wird aber auch nicht aufdringlich laut. 141 PS und 340 Newtonmeter Maximaldrehmoment, die im häufig genutzten Drehzahlband zwischen 1750 und 2500 Umdrehungen permanent anliegen, das reicht allemal, um zügig voranzukommen. Davon zeugen auch die Fahrwerte: Mit dem konzentriert schaltenden, siebengängigen Doppelkupplungsgetriebe an Bord (2000 Euro) geht es in elf Sekunden auf 100 und auf bis zu 203 km/h Maximaltempo. Der Realverbrauch pendelte sich im zügigen Mittel bei 6,2 Litern ein, was für die Fahrzeugklasse in Ordnung geht, wenngleich der Normwert von 4,4 Litern deutlich verfehlt wurde.

Moderner Auftritt des Kia Optima Sportswagon

Auch der Kia Optima ist von Peter Schreyer entworfen Kia

Außerdem sieht der, wie alle Kia-Modelle, vom deutschen Chef-Designer Peter Schreyer gezeichnete Optima richtig gut und modern aus, ohne allerdings ganz neue Akzente zu setzen. Die Scheinwerfer sind wie heute üblich weit in die Flanken gezogen, die Fensterlinie steigt steil an und vorne zeigt sich äußerst selbstbewusst der von Kia als „Tigernase“ bezeichnete Grill mit Markenemblem. Leider ist die D-Säule so breit geraten, dass die Sicht nach schräg hinten ziemlich einschränkt ist.

Innen gibt es in Sachen Funktionalität und Ergonomie nicht viel zu meckern. Wie heute leider häufig üblich, ist das Lenkrad mit Tasten überladen und natürlich gibt es (teurere) Modelle in dieser Klasse, bei denen die Kunststoffe ein wenig edler wirken. Ansonsten: alles sauber und routiniert verarbeitet und eingepasst. Ein Sonderlob verdienen die wirklich angenehmen Sitze mit Langstreckenkomfort. Weniger gut für eben diese Langstrecke erwies sich jener harte Kunststoff, an den das rechte Knie seitlich immer wieder anstieß.

Viel Platz im Kia Optima Sportswagon

Kia hat den Optima dezent überarbeitet.
Der Kia Optima bietet einen hellen Innenraum Kia

Vorderwagen und Innenraum sind mit der Limousine natürlich identisch. Der Grund für die 1000 Euro Mehrpreis findet sich hinten. Der Heckabschluss des Kombis wirkt viel dynamischer als der der etwas biederen Limousine. Vor allem aber gibt es natürlich mehr Platz für Gepäck und mehr Variabilität, auch wenn der Optima hier keine Maßstäbe setzt.

Immerhin ist die Rückbank dreigeteilt (40:20:40) und die einzelnen Segmente lassen sich mit einem Handgriff vom Kofferraum aus umbauen. Normalerweise passen rund 550 Liter Gepäck in den Kofferraum, wird die Rückbank komplett umgelegt sind es knapp 1690 Liter. Das sollte für die allermeisten Alltags-Aufgaben reichen. In unserem Testwagen war zudem serienmäßig ein Schienensystem angebracht, mit dem Ladung leicht gesichert werden kann.

Sieben Jahre Garantie auch für den Kia Optima Sportswagon

Kia stellt dem Optima eine Kombivariante zur Seite
Metallic-Lackierung sollte schon sein Kia

Der Optima wird von Kia schon in den Basisvarianten sehr gut ausgestattet, in der Spitzenversion GT-Line bleiben praktisch gar keine Wünsche mehr offen. Lediglich die meisten Assistenzsysteme müssen noch extra bezahlt werden. So etwa im Technik-Paket (1690 Euro), in dem eine Rundumsichtkamera, Spurwechselassistent, Querverkehrswarner und ein adaptives Fahrwerk zusammengefasst werden. Nimmt man dann noch eine Metallic-Lackierung für 580 Euro – was ein Muss ist, will man nicht im einzig verfügbaren Normallack „weiß“ herumfahren - sind die 42.000 Euro schon überschritten. Darüber tröstet uns dann ein wenig die sieben Jahre Werksgarantie, die allerdings auf 150.000 Kilometer begrenzt ist, was bei einem Optima eben wegen der meist höheren Kilometerleistungen mehr stört, als bei einem Kompakt- oder Kleinwagen.

Fazit: Es gibt sicher fahraktivere und innen noch feinere Mittelklassekombis als den Optima. Aber die sind meist auch deutlich teurer und bieten dann trotzdem nur ein erbärmliches Garantiepaket. In seiner Preis-Klasse muss der Koreaner trotz fehlenden Feinschliffs bei Lenkung und Fahrwerk sich vor kaum einem Konkurrenten verstecken. Ganz einfach, weil das von Kia geschnürte Gesamtpaket in diesem Fahrzeug passt. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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