Kia Ceed GT: Die Golf GTI-Alternative

Kompakter Sportler mit neuem Turbolader

Kia Ceed GT: Die Golf GTI-Alternative
Der Kia Ceed GT verfügt über 204 PS. © Kia

Der VW Golf GTI ist der Maßstab in der Klasse der kompakten Sportler. Wer ein paar Abstriche machen kann und vor allem weniger Geld investieren kann, ist im Kia Ceed GT gut aufgehoben.

Von Thomas Flehmer

Es ist erneut eine Etappe – keine verkaufsstarke, aber wichtige. Seit über zwei Jahrzehnten ist Kia auf dem europäischen Markt vertreten. Über Preis-Leistung-Billigheimer mauserten sich die Koreaner zu neuen Qualitätsmaßstäben, um später mit einer Fünf-Jahres-Garantie und besonders über das Design der Fahrzeuge sich zu etablieren.

War der Sorento ein Wahrnehmungsmeilenstein, so avancierte der Ceed zum Verkaufsbesteller. Der Ceed GT setzt einen weiteren Meilenstein mit der Aussage, dass Kia nun auch Sport kann - und zwar optisch wie technisch, anders als der Ceed GT Line, dem nur die optischen Vorzüge gereicht wurden. Ganz klar, dass der Platzhirsch in diesem Segment, der VW Golf GTI, nicht erreicht wird. Aber der Klassiker aus Wolfsburg hat auch 40 Jahre Vorsprung, sodass sich der junge GT-Vertreter als gute und kostengünstigere Alternative anbietet.

Kia Ceed GT eine Sekunde langsamer als VW Golf GTI

Mit seinen 150 kW/204 PS weist der Sportler aus Korea 16 PS weniger auf als der GTI und schafft mit 230 km/h Höchstgeschwindigkeit ebenso 16 Stundenkilometer weniger als der Golf. Auch die Beschleunigung dauert mit 7,6 Sekunden, der Golf kommt 1,1 Sekunden schneller im dreistelligen km/h-Bereich an.

Doch das reine Datenblatt ist geschenkt. Im Kia wird die Sekunde, die der Ceed GT länger benötigt, nicht bemerkt. Die Beschleunigung gelingt dank des neuen Turboladers, der die 265 Newtonmeter Drehmoment auf dem langen Drehzahlband von 1500 bis 4500 Umdrehungen sehr sportlich auslegt, äußerst dynamisch. Lediglich ab Tempo 210 wird die weitere Beschleunigung zäher, doch wie häufig kann selbst auf deutschen Autobahnen dieses Tempo durchgezogen werden?

Spezieller Sound dank GT-Taste

Der Kia Ceed GT greift auf 204 PS zurück.
Die Sportlichkeit des Kia Ceed GT wird akustisch untermalt Kia

Doch bis zu diesem Tempo absolviert der Kia Ceed GT in der Version Track seine Runden auf den stattlichen Schnellstraßen äußerst souverän. Wird dabei noch die GT-Taste am Lenkrad gedrückt, deutet ein neu erscheinender digitaler Tacho, der den zuvor analogen ablöst, gleich an, wohin die Reise geht. Mit dem ebenfalls neuen „GT Mode Sound Aktuator“ werden die sportlichen Ambitionen stilvoll untermalt ohne dabei prollig zu wirken.

Prollig dagegen wirkt sich der Verbrauch aus. Auf der leeren Autobahn A24 zwischen Wittstock/Dosse und Hamburg ohne Tempolimit bleibt der Ceed stets am Limit und endet bei 16 Litern. Damit etabliert sich der Koreaner aber im Feld der kompakten Sportler, die bei ständigem Highspeed identische Werte aufweisen würden. Nach der gesitteten Rückfahrt mit einem Tempo um die 140 km/h standen knappe acht Liter zu Buche – für den 1,6 Liter großen Benziner ein guter Wert.

Kia Ceed GT mit gutem Fahrwerkskompromiss

Der Kia Ceed GT greift auf 204 PS zurück.
Der Innenraum des Kia Ceed GT ist sehr wertig ausgefallen Kia

In der Stadt gelang es nicht, den Sportler, der dank des schnell hochdrehenden Motors ebenso fix hochgeschaltet werden kann, unter 7,3 Liter zu halten. Hier könnte ein Stopp-Start-System noch ein wenig drücken. Doch dieser Helfer fehlt ebenso wie irgendwelche Assistenzsysteme. Allerdings verleiht dieser Mangel dem 4,31 langen und lediglich 1,78 Meter breiten Ceed GT einen Hauch von Purismus.

Dieser ist im Innenraum nicht gegeben. Hier erfüllt Kia – abgesehen von den Assistenten und den modernen Internetzugängen – fast jeden Wunsch und zeigt sich komfortabel. Lobenswert ist die Abstimmung des Fahrwerks. Der Kia, der besonders auf Landstraßenkurven dank einer direkten Lenkung die sportlichen Gene unterstreicht, gibt Unregelmäßigkeiten des Asphalts gut gedämpft an die Insassen weiter, ohne dabei den sportlichen Charakter verraten zu müssen. Kia hat einen guten Kompromiss gefunden – im Gegensatz zu anderen Herstellern, die ihre Fahrwerkshärte auch die Insassen spüren lassen.

Auch beim Preis lassen die Koreaner die speziellen Härten weg, auch wenn der frühere Meilenstein mit dem Image als Billigheimer abgelegt wurde. Bei 27.990 Euro geht der Kia Ceed 1.6 GT Track ins Rennen – das ist erst einmal nicht so weit weg vom Golf GTI. Dafür bietet der asiatische Vertreter schon eine Komplettausstattung – lediglich 550 Euro für die Metallic-Lackierung müssen investiert werden. Und mit sieben Jahren Garantie und einem noch einmal geschärften Design gesellen sich zwei weitere Meilensteine hinzu, der darüber hinwegtrösten, dass der Ceed GT nicht alles so gut macht wie der Wolfsburger – sich aber gerade mit neuem Turbolader als gute Alternative mehr als nur anbietet.

Vorheriger ArtikelHyundai i20 Active: Das kleine bisschen SUV
Nächster ArtikelPeugeot erneuert den 2008
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden