Hyundai Santa Fe: Gegen den Strom

Mittelklasse-SUV

Hyundai Santa Fe: Gegen den Strom
Der Hyundai Santa Fe ist kein koreanisches Schnäppchen mehr. © AG/Flehmer

Mini-SUV drängen derzeit die größeren Geländewagen mehr und mehr an den Rand. Hyundai wehrt sich in der Mittelklasse mit dem Santa Fe gegen den Trend.

Hilfe, die SUV schrumpfen. Waren noch vor einigen Jahren fast ausschließlich große Fahrzeuge im Geländewagen-Trim im Angebot, kam schnell die SUV-Mittelklasse dazu. Und während einige Hersteller bei den Kompakt-SUV jetzt erst nachziehen, haben andere schon Sport Utility Vehicles im Bonsai-Format wie den Opel Mokka im Angebot. Wir hatten jetzt aber mal genug vom Downsizing und baten daher ein "echtes" SUV im Mittelklasse-Format zum Test.

Hyundai Santa Fe zwischen VW Tiguan und Touareg

Der Hyundai Santa Fe misst knapp 4,70 Meter in der Länge, passt also gut in diese Klasse und liegt übrigens im SUV-Vergleich mit seinen Abmessungen zwischen einem VW Tiguan und einem VW Touareg. Das verhieß uns einen stolzen Auftritt und genügend Platz. Die Erwartungen wurden erfüllt: Der Santa Fe wirkt dynamisch und gleichzeitig seriös. Damit liegt er genau auf jener Design-Linie, mit der sich Hyundai als mittlerweile zulassungsstärkste asiatische Marke in Deutschland erfolgreich zwischen die häufig etwas biederen japanischen Produkte und die exaltierteren Versionen der Schwestermarke Kia schiebt.

Das koreanische SUV bedient mit seinem mächtigen, selbstbewussten Kühlergrill sowohl die Wünsche aufstrebender Schichten in Asien wie auch vor allem durch seine elegante seitliche Linienführung die Ansprüche europäischer Kunden nach distinguiertem Design. Die aus dem Kotflügel durch die beiden Türgriffe bis in die Hecktüre laufende ansteigende Karosseriefalz verleiht des Santa Fe genau jenes Maß an Dynamik, das zum Beispiel durch Familienzuwachs in diese Klasse gedrängte Väter zu schätzen wissen. Genau deshalb kauft man sich eben ein SUV und keinen Van.

Hyundai Santa Fe kein koreanisches Schnäppchen

Und Platz ist halt mehr als genug vorhanden. Kopf- und Beinfreiheit geben keinen Grund zur Klage. Lediglich der fünfte Platz hinten Mitte ist erniedrigend unbequem, ein Problem, dass sich der Hyundai aber leider mit fast allen modernen Autos teilt.

Ein wenig geschluckt haben wir allerdings beim Blick auf die Preisliste. Satte 41.370 Euro stehen da für einen Santa Fe mit dem größeren 2,2-Liter-Diesel, Allradantrieb und Sechsgangautomatik. Und dies nicht etwa in der "Premium"-Version, die ist nochmals 2000 Euro teurer, sondern in der sogenannten "Style"-Variante, in der das SUV allerdings schon ganz gut ausgestattet anrollt. Trotzdem: Die Zeiten, in denen eine Korea-Kutsche zwangsläufig extrem günstig war, sind offensichtlich vorbei. Hyundai positioniert sich selbstbewusst gerade auf den europäischen Märkten, und hat dabei wohl eher noch Marken wie Ford und Opel im Blick, als die japanische Konkurrenz.

Hyundai Santa Fe fehlt Feinabstimmung

Der Hyundai Santa Fe tritt in dritter Auflage sehr viel markanter auf.
Der Hyundai Santa Fe bietet nur wenig Rückmeldung zur Straße AG/Flehmer

Allerdings gibt es zu den deutschen Volumenherstellern doch noch einige Unterschiede. Einerseits schlägt das Garantiepaket – fünf Jahre Vollgarantie ohne Kilometerbegrenzung – in dieser Hinsicht alle Wettbewerber aus dem Feld. Andererseits fehlt es dem Santa Fe – und nicht nur diesem Hyundai wie andere Tests schon zeigten – im Vergleich etwa zu dem etwas kleineren Ford Kuga noch ein wenig an Feinabstimmung.

Die Lenkung zum Beispiel gibt beunruhigend wenig Rückmeldung über den aktuellen Stand der Verbindung zur Straße, das Fahrwerk wiederum viel zu viel. So poltert der Santa Fe gerne schon durch kleinste Fahrbahnlöcher. Da hat man schnell das Gefühl, unsere Straßen wären noch schlechter, als sie es ohnehin schon sind.

Zufriedenstellender Verbrauch des Hyundai Santa Fe

Der Hyundai Santa Fe tritt in dritter Auflage sehr viel markanter auf.
Der Hyundai Santa Fe überrascht beim Verbrauch AG/Flehmer

Auch der 2,2-Liter-Diesel liegt im Wettbewerbsvergleich nicht vorne. Vielleicht liegt es auch an der ja eigentlich gut schaltenden Sechsgangautomatik, die viel Leistung schlucken mag, aber man nie das Gefühl, hier mit fast 200 Pferdestärken unterwegs zu sein. Und das kann nicht allein an den rund 1,9 Tonnen Leergewicht liegen. Die Fahrwerte von 190 km/h Vmax und rund zehn Sekunden für den Standardspurt auf 100 km/h unterstreichen die eher gemütliche Gangart des Koreaners.

Der offizielle Durchschnittsverbrauch von 6,8 Litern ließ unsere Erwartungen hinsichtlich der Spartugenden dieses Motors nicht in den Himmel wachsen. Aber siehe da, hier überraschte der Santa Fe mit einem Mehrverbrauch von nur rund einem halben Liter, ein Praxiskonsum, der uns angesichts der bewegten Masse und Maße dann doch zufrieden stellte.

Unter der nicht unrealistischen Voraussetzung, dass ein solches SUV von Urlaubsfahrten abgesehen nicht häufig von Langstreckenfahrern genutzt wird, lassen sich die kleinen Schwächen des Fahrzeugs hinsichtlich Fahrwerk, Motor und Lenkung verschmerzen. Denn auf der Habenseite verbuchen wir ein gelungenes Design, eine gute Qualitätsanmutung, viel Platz, eine solide Ausstattung und eben die großzügige Garantie. Fazit: Von Vielfahrern abgesehen braucht man in dieser Klasse kaum mehr Auto. Oder anders gesagt: Danke, das reicht mir. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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