Hyundai ix35 Fuel Cell: Grenzenlos unterwegs

Von Bergen nach Bozen

Hyundai ix35 Fuel Cell: Grenzenlos unterwegs
Quer durch Europa mit dem Hyundai ix35 Fuell Cell © AG/Flehmer

Im Hyundai ix35 arbeitet ein Elektromotor als Antrieb. Im Gegensatz zu rein elektrischen Fahrzeugen, muss man beim ersten Serien-Brennstoffzellenauto kaum Angst haben, liegen zu bleiben.

Von Thomas Flehmer

Die Ansprüche klingen ambitioniert. 2500 Kilometer in fünf Tagen durch fünf Länder sind ja recht einfach machbar, doch die letzte Komponente hat es in sich. Die Fahrzeuge dürfen dabei kein CO2 ausstoßen. Für ein batterieelektrisches Auto, das gerade mal bis zu 200 Kilometer theoretisch zurücklegen kann, ein heilloses Unterfangen – für Plugin-Fahrzeuge eh, die rund alle 20 bis 30 Kilometer an die Steckdose müssen.

Abhilfe schafft die Brennstoffzelle. Hier arbeitet zwar auch ein Elektromotor als Antrieb, doch dieser wird mit Wasserstoff versorgt, der in Strom umgewandelt wird. So unterwegs geht die anspruchsvolle Reise aus, wie die Fuel Cell Road Tour mit dem Hyundai ix35 Fuel Cell vom norwegischen Bergen ins italienische Bozen unter Beweis stellte.

Emissionsfrei durch Europa

Das SUV kam 2013 als erstes Brennstoffzellenfahrzeug in Serie auf den Markt und fährt seitdem hauptsächlich unter dem Radar. Bisher wurden in Europa rund 400 Einheiten in Europa verkauft, hauptsächlich gewerblich oder an öffentliche Einrichtungen oder Ämter. Dabei liegen die Vorteile für ein Brennstoffzellenfahrzeug auf der Hand.

Kommt der Wasserstoff aus regenerativen Quellen, fährt der Hyundai ix35 Fuel Cell emissionsfrei über die Straßen. Der 100 kW/136 PS starke Elektromotor bringt das knapp zwei Tonnen schwere SUV innerhalb von 12,6 Sekunden auf Tempo 100 und schafft Tempo 160 km/h – völlig ausreichend.

Keine Angst vor fehlender Reichweite

Der Clou dabei: Ob Bergauffahrten in Norwegen, Österreich oder Italien oder Cruisen über das platte Land durch Dänemark oder Norddeutschland - der Wasserstoff-Hyundai nach dem Starten total ruhig. Lediglich Windgeräusche sind zu hören – angenehme Fahrten sind also garantiert und erhöhen den Fahrkomfort, indem möglicherweise vorhandener Stress durch die Ruhe im Innenraum gemindert wird.

Auch kann man natürlich das rechte Pedal herunterdrücken, um zwischenzeitlich mal wieder an Tempo zuzulegen, doch die Ruhe des Elektromotors sorgt auch für ein weniger aggressives Fahrverhalten. Die schöne Landschaft, die alle fünf Länder bieten, kann dadurch auch mehr genossen werden. Und auch die Angst, wegen fehlender Kraftstoffelemente liegen zu bleiben, entfällt fast gänzlich.

Alltägliche 450 Kilometer schafft der Hyundai ix35 Fuel Cell

Quer durch Europa mit dem Hyundai ix35 Fuell Cell
Der Tankvorgang ist einfach, dauert aber etwas länger AG/Flehmer

Denn der in Spezialtanks lagernde Wasserstoff, der von der Brennstoffzelle in Strom umgewandelt und dann direkt an den Motor gesendet oder in Lithium-Ionen-Polymer-Batterien zwischengespeichert wird, soll für knapp 600 Kilometer reichen. Bei normaler Fahrweise mit schnelleren Fahrten zwischendrin, reichen die bis zu 5,64 Kilogramm Wasserstoff immer noch für alltägliche 450 Kilometer. Aber wie bei allen Fahrzeugen kommt es auf den jeweiligen Fahrer an. So schafften zwei Norweger mit dem Wasserstoff-Koreaner auch 700 Kilometer mit einer Tankfüllung.

Der Innenraum bleibt von der alternativen Antriebstechnik unberührt. Das 4,41 Meter lange SUV bietet weiterhin fünf Personen und 591 Liter Kofferraumvolumen Platz, da die einzelnen Komponenten unter der Motorhaube, der Fahrgastzelle oder zwischen den Hinterrädern verbaut wurde. Die Wertigkeit wirkt dabei noch ein wenig altbacken, was aber auch kein Wunder ist, da der ix35 nur noch als Brennstoffzellenauto gebaut wird. Mit Diesel oder Benzin betrieben wurde das SUV durch den Tucson abgelöst, der in Zukunft wohl auch für die nächste Brennstoffzellengeneration dann Pate stehen wird.

Ausbaufähige Ladeinfrastruktur

Ob sich dann auch die aktuellen Nachteile bereits gebessert haben, muss abgewartet werden. Ähnlich wie bei den reinen Elektroautos, die nur über die Batterie betrieben werden, ist die Ladeinfrastruktur ausbaufähig. Bis zum Ende des Jahres sollen bis zu 40 Wasserstofftankstellen entstehen, erst im Jahr 2023 sollen bis zu 400 Zapfsäulen mehr oder weniger flächendeckend agieren. Durch die große Reichweite des Hyundai ix35 Fuell Cell kann aber – wie bewiesen – Europa durchquert werden – man muss sich den Weg halt nur vorher zurecht legen, um nicht vorzeitig zu stranden.

Auch die Tanksituation an sich kann zum Problem werden. Eigentlich dauert die Betankung – wie bei anderen Kraftstoffarten auch – um die drei Minuten. Doch muss die Zapfsäule immer mal wieder Luft holen, um Druck aufzubauen, mit dem der Wasserstoff in die Spezialtanks gepresst wird. 700 bar sind nötig. Sind zwei oder drei Wasserstoffautos vor einem, verlängert sich der Tankstellenaufenthalt um die ein oder andere Tasse Kaffee beim Pächter.

Hyundai ix35 Fuel Cell kostet mindestens 65.450 Euro

Quer durch Europa mit dem Hyundai ix35 Fuell Cell
Das Ende einer langen Reise AG/Flehmer

Allerdings sind auch noch nicht so viele Wasserstoff-Fahrzeuge unterwegs, denn nicht jeder hat 65.450 Euro zur Hand, um sich den besonderen Fünftürer leisten zu können. Da helfen auch die 4000 Euro Elektro-Prämie, die auch für den Hyundai ix35 Fuel Cell beantragt werden kann, kaum etwas. Diese Prämie sollte sinnvollerweise mehr in den Ausbau des Tankstellennetzes gesteckt werden, damit die Käufer den Komfort erhalten, ihre Fahrten nicht immer mit dem Rechenschieber auszurechnen.

Und mehr Zapfmöglichkeiten würden den Komfortcharakter aller Brennstoffzellenautos erhöhen und somit mehr Kaufanreize schaffen. Mehr Wasserstoffautos auf den Straßen würden dann auch die Anschaffungspreise senken – ein Kreislauf, der nur langsam in Fahrt kommt, aber angesichts der von der EU gesteckten Klimaziele in den nächsten Jahren stärker an Fahrt aufnehmen wird. Und dann nicht nur von Bergen bis nach Bozen.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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