Ford B-Max: Viel mehr als ein Design-Gag

Ohne B-Säule

Ford B-Max: Viel mehr als ein Design-Gag
Der Ford B-Max punktet nicht nur wegen des innovativen Türkonzeptes. © Ford

Der Ford B-Max verzichtet im Alltag auf das „B“. Doch die fehlende B-Säule ist nicht das einzige praktische Merkmal des Nachfolgers des eher ungeliebten Fusion.

Viele neue Fahrzeuge werden größer und stärker. So auch der Ford B-Max, der seit vergangenem Jahr die Nachfolge des eher ungeliebten Fusion antritt. Der Neue nutzt zwar die Plattform des Kleinwagens Fiesta, bietet aber deutlich mehr. Das ist einmal seiner Verarbeitung geschuldet, aber größtenteils dem neuartigen Türkonzept. Anstelle an der B-Säulen befestigten konventioneller Türen verfügt der kleine Kölner über zwei Schiebetüren, die einen besonders bequemen Zugang zu den Rücksitzen versprechen. Ob das ein Design-Gag ist oder im Alltag mit zwei Kindern tatsächlich nützlich ist, wollten wir ausprobieren.

Schiebetüren des Ford B-Max für Parklücken optimal

In wohl keinem anderen Mini-Van ist es so einfach, die Kinder auf dem Kindersitz festzuschnallen, wie im neuen Ford B-Max: Hintere Tür auf, Kind anheben und rein in den Sitz. Dabei stört keine B-Säule. Wer mehr Platz benötigt, öffnet einfach die schwere vordere Tür und schiebt den Sitz nach vorne. Einfach geht es nicht, auch wenn die Anschnallgurte für Babyschalen etwas zu kurz sind. In engen Parklücken sind die Schiebetüren eine Wucht, und wer häufiger besonders sperrige Güter auf der Rückbank transportieren möchte, darf sich ebenfalls über diesen außergewöhnlich breiten Zugang zum Fond freuen.

Zwar hat der Opel Meriva auch zwei gegenläufige Türen, aber auch feste B-Säulen. Beim B-Max ist das eindeutig cleverer gelöst. Allerdings ist abzuwarten, wie stabil die Fahrgastzelle nach fünf oder zehn Jahren ist, denn die B-Säule sorgt in der Regel für ausreichend Steifigkeit der Karosserie. Weiterer Nachteil: Die Sicherheitsgurte für die Vordersitze sind in den Sitzen integriert und lassen sich nicht in der Höhe verstellen. Wer gerne einen hocheingestellten Gurt liebt, wird sich im Kölner eingeengt fühlen.

Guter Rundumblick im Ford B-Max

Der Ford B-Max punktet nicht nur wegen des innovativen Türkonzeptes.
Zu viele Knöpfe im Ford B-Max Ford

Was beim ersten Einsteigen auffällt und stört, sind die vielen kleinen Köpfe für das Radio und das Bediensystem. Zwar gewöhnt man sich im Laufe der Zeit daran, doch weniger wäre hier mehr. Auch ein etwas größerer Monitor in der Mitte des Armaturenbretts würde dem Kölner besser stehen, selbst wenn das Navigationsgerät bei Ford nur als externes Gerät erhältlich ist.

Wie bei Kleinwagen üblich, sind die Beinauflagen recht kurz. Das ist zwar praktisch im Stadtverkehr, wenn man oft ein- und aussteigt, auf längeren Strecken wünscht man sich aber fünf Zentimeter mehr Auflage. Dafür entschädigt der B-Max durch straffe und bequeme Polster, eine hohe Sitzposition und einen guten Rundumblick.

Gut ausgestattet kostet der Ford B-Max um die 20.000 Euro

Der Ford B-Max punktet nicht nur wegen des innovativen Türkonzeptes.
Der Einstieg in den Ford B-Max fällt unkompliziert aus Ford

Im Innenraum sieht man dem B-Max das junge Alter noch an: gute Verarbeitung, hochwertige Materialien und neue Sicherheits- und Komfortausstattungen bei den höherwertigeren Varianten. Das Basismodell "Ambiente" ist wegen seiner eher kargen Ausstattung aber kaum mehr als ein Lockvogel-Angebot, und auch die nächsthöhere Linie "Trend" (ab 16.450 Euro) erfüllt nicht allen Fahrern ihre Wünsche.

Erst ab dem Niveau "Titanium" (ab 18.450 Euro) ist die Klimaanlage serienmäßig enthalten. So oder so nähert man sich ziemlich schnell der 20.000-Euro-Marke. Gut ausgestattet unter anderem mit Einparkhilfe hinten, Start-Stopp-System und eine beheizbare Frontscheibe (im Paket für 650 Euro) und dem "Cool and Sound-Paket" für 1200 Euro sowie ein Audiosystem von Sony, Klimaanlage sowie Regen- und Lichtsensor knabbert der B-Max schon preislich an der Kompaktklasse Focus.

Kleiner Kofferraum des Ford B-Max

Der Ford B-Max punktet nicht nur wegen des innovativen Türkonzeptes.
Innovatives Türkonzept des Ford B-Max Ford

Der 4,08 Meter lange Ford ist ein Kleinwagen, was Besitzer spätestens beim Beladen auffällt. Auch wenn der B-Max für die kleine Stadtfamilie gedacht ist, einen Kinderwagen bekommt man nur mit Mühe und Not in den Kofferraum rein. Denn das Volumen fällt mit 304 Litern 30 Liter kleiner aus als beim Vorgänger Fusion. Zumindest erleichtert ein doppelter Boden das Einladen von Wasserkästen.

Je nach Motor geht es im Ford flott voran, der kleinste Benziner hat schon 66 kW/90 PS, der schwächste Diesel 55 kW/75 PS. Neu sind die 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner, die wahlweise mit 74 kW/100 PS und 88 kW/120 PS zu haben sind. In beiden Leistungsstufen wartet der kleine Turbobenziner mit einem geringen Normverbrauch von 4,9 Litern auf.

Ford B-Max mit gutem Mix

Die von uns gefahrene 1,6-Liter-Diesel-Version leistet 70 kW/95 PS und stemmt 215 Newtonmeter Drehmoment auf die Kurbelwelle. Wer es drauf anlegt, ist aus dem Stand in 13,9 Sekunden auf Tempo 100, die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 174 km/h – für einen Stadtwagen ein mehr als ausreichender Wert. Passend zum starken, aber akustisch zurückhaltendem Motor gesellt sich das eng gestufte Fünfganggetriebe. Mit einem Gang und zusätzlich und einem Start-Stopp-System würde der Verbrauch aber bestimmt sinken. Ford gibt 4,0 Liter Diesel auf 100 Kilometer an, im harten Winter bei Minustemperaturen drückten die Einspritzdüsen im Schnitt allerdings im Schnitt 5,8 Liter Sprit in die Brennräume.

Das straff und sportlich abgestimmte Fahrwerk stößt selbst im vollgeladenen Zustand bei flotter Fahrt nicht an seine Grenzen. Der B-Max punktet mit einer in dieser Klasse nicht selbstverständlichen Agilität und einem ausgewogenen Fahrverhalten – den Kölnern gelingt dadurch ein Mix aus Variabilität, Vernunft, Leichtfüßigkeit und Komfort. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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