DS3 Cabrio: Wegfall des Doppelwinkels

Kleinwagen unter neuem Label

DS3 Cabrio: Wegfall des Doppelwinkels
DS hat den Kleinwagen aufgepolstert. © DS

Als letztes Modell läuft der DS3 jetzt unter der neuen Submarke von Citroen. Echte Innovationen blieben beim Wechsel aus, dafür punktet der Kleinwagen mit einer edlen Verarbeitung.

Vielleicht auch schon früher. Vielleicht. Dann eben noch einmal den aufgefrischten DS3 kaufen, dessen Neuerung vor allem darin besteht, dass er kein offizieller Citroën mehr ist. Statt Doppelwinkel prangt nun das nobel aussehende DS-Signet auf dem Kühlergrill. Bereits ab 15.890 Euro wird der Kunde fündig, dann gibt es 60 kW/82 PS sowie 4,6 Liter Verbrauch/100 km im gemittelten NEFZ.

Knauseriger und obendrein sparsamer sind die 1,2 Liter großen Dreizylinder, wenn ihnen ein Turbolader Druck macht: Dann sollen lediglich 4,3 Liter pro 100 km durch die Leitungen fließen. Alleine in Verbindung mit dem Getriebeautomaten sollen wieder 4,6 Liter auf der Uhr stehen. Ab 18.990 Euro geht es los. Dieselfahrer werden ab 20.740 Euro fündig, während Cabrio-Interessenten mindestens 19.840 Euro auf den Tisch legen müssen.

DS3 keine vollwertige Cabrio-Alternative

Cabrio ist ein gutes Stichwort. Die erste Ausfahrt führt uns mit einem offenen, 81 kW/110 PS starken Turbo durch einen lauen Frühlingstag. Das Faltdach weit geöffnet, die Dachholme schützend neben dem Haupt: Zu einer Jahreszeit, da der Wind noch frisch pustet, ist man froh, kein echtes Cabriolet zu fahren, ohne auf Frischluft verzichten zu müssen. Eine richtige Alternative für Cabrioliebhaber ist der französische Kleinwagen also nicht – das Freiheitsgefühl ist einfach zu wenig ausgeprägt.

Aber der schicke, auf Wunsch zweifarbige Cityflitzer sieht hübsch aus, die elektrische Kapuze verleiht ihm einen edlen Touch. Dazu passt der Umstand, dass DS3-Kunden jetzt mit einer richtigen Wandlerautomatik (1800 Euro Aufpreis) fahren dürfen, um einen Hauch Oberklassekomfort zu erleben. Der aufgeladene Dreizylinder schiebt den 1,2-Tonner hinreichend kräftig voran, und die Schaltvorgänge erfolgen konzeptbedingt geschmeidig. Dass PSA hier noch keine acht Gänge anbietet, kann man verschmerzen. Die Sturmstärke bleibt übrigens auch bei schneller Autobahnrunde eher moderat, was man von der Lautstärke im Innenraum naturgemäß nicht sagen kann. Blöd nur, dass der variable Himmel oberhalb von 120 km/h nicht mehr geschlossen werden kann.

Mehr Fahrspaß im stärkeren Dreizylinder

DS hat den Kleinwagen aufgepolstert.
Ein Hauch von Oberklasse im DS3 DS

Man kann den sirrenden Turbo-Dreizylinder auch noch stärker genießen: Mit 96 kW/130 PS übertrumpft der Kleinwagen schon manchen Kompakten und sorgt durchaus für Fahrspaß. Es geht bei entsprechendem Gasfuß nachdrücklich voran, während die Übersetzungen des manuellen Sechsganggetriebes sportlich-klackend und mit einer wohligen Präzision einrasten.

Der Wunsch nach einem Automaten wird beim starken PureTech leider nicht erfüllt. Aber sonst stimmt alles in dem Franzosen – das wertig anmutende Lenkrad mit dem dicken Kranz liegt gut in der Hand. Die üppigen Rindshaut-Fauteuils im „Uhrenarmband-Finish“ sind über jeden Zweifel erhaben und der Kleinwagen-Klasse längst entwachsen. Man muss für sie aber auch 3700 Euro extra zahlen – das ist eine Stange Geld trotz mitgelieferter Sitzheizung.

DS3 mit über drei Millionen Konfigurationsmöglichkeiten

DS hat den Kleinwagen aufgepolstert.
Der DS3 ist mehr als ein schnöder Kleinwagen DS

Man kann den DS3 durchaus lieben, denn er ist einfach ein liebenswürdiges Auto und im Vergleich zum Segment-Wettbewerb nicht einfach ein schnöder Kleinwagen. Das beginnt mit dem ausgefallenen Design, geht über die prägnanten 3D-Rückleuchten und endet noch lange nicht beim schicken Interieur, das Schöngeister nach entsprechendem Kreuzchen bei den Optionen mit hochglänzendem Klavierlack lockt. PSA verspricht dem Kunden über drei Millionen Konfigurationsmöglichkeiten mit Außen- und Polsterfarbe.

Auch für Technik-Fans lohnt sich ein Blick in die Preisliste durchaus. Dort stehen neben Dingen wie Bluetooth-Freisprechanlage, Digitalradio und Navi (zusammen 1690 Euro) auch sicherheitsrelevante Extras wie das autonome Bremssystem. Leider bleibt der 400 Euro teure Freund in der Not der höchsten Ausstattungslinie vorbehalten. Wer übrigens enttäuscht ist, dass der inzwischen sechs Jahre alte Kleinwagen nicht mit echten Innovationen punkten kann, möge sich wenigstens an seiner ansehnlichen Verarbeitungsqualität erfreuen. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil ausgereifter Autos und mitunter mehr Wert als mancher zweifelhafte Fortschritt. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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