Dacia Sandero dCi 90: Revolution mit Komfort

Kleinwagen mit sparsamen Diesel

Dacia Sandero dCi 90: Revolution mit Komfort
Der Dacia Sandero ist der Bestseller bei der rumänischen Renault-Tochter © AG/Flehmer

Dacia bietet in jedem Segment das günstigste Modell an. Trotz des völlig ausreichenden Purismus hat die Renault-Tochter dem Bestseller Sandero mehr Komfort zukommen lassen.

Von Thomas Flehmer

So haben es sich Fidel Castro, Che Guevara und Co. sicher nicht vorgestellt. 2008 konnten sich die alten Revolutionäre in einem humorigen TV-Spot an der Einführung des Dacia Sandero erfreuen, der allein schon durch seinen Namen mit den nicaraguanischen Sandinistas in Verbindung gebracht werden konnte, die im Jahr zuvor mit Daniel Ortega wieder einmal den Staatspräsidenten stellen konnten.

Die Nähe zur Revolution wurde aber auch durch den Auftritt des Kleinwagens deutlich. Die Rumänen ließen viele Annehmlichkeiten außen vor und konzentrierten sich auf das reine Autofahren von A nach B.

Dacia Sandero mit über 16 Zentimetern Bodenfreiheit

Doch mit der zweiten Generation – der ersten bei der Marke Dacia überhaupt – sowie der kürzlich erfolgten Überarbeitung erteilte die Renault-Tochter eine Absage an den völligen Purismus, der zu Beginn des Aufstiegs der Marke vorherrschte. Und mit einer Bodenfreiheit von 16,3 Zentimetern klopft der Sandero fast schon an das trendige SUV-Segment. Auf alle Fälle klappen Ein- und Ausstieg sehr bequem.

Hinzu kommen ein modischer Kühlergrill in Wabenstruktur mit LED-Tagfahrlichtern oder eine sehr gut funktionierende Rückfahrkamera machen aus dem Sandero noch kein Premium-Produkt, doch hat das günstigste Auto Deutschlands mehr Komfortelemente erhalten, um die Fahrten in dem 4,06 Meter langen Kleinwagen angenehmer zu gestalten, auch wenn das Türzuschlagen immer noch blecherner klingt als bei anderen Kleinwagen.

Günstige Komfortelemente für den Dacia Sandero

Dacia hat dem Sandero viel Wertigkeit zukommen lassen
Ein Touchscreen darf auch im Sandero nicht fehlen AG/Flehmer

Dacia hat sich an den Gepflogenheiten der Mitbewerber orientiert und alte Schrullen über Bord geworfen. So wanderten die elektrischen Fensterheber von der Mitte in die Türverkleidungen, die Hupe kann jetzt mittig auf dem Textillenkrad gedrückt werden.

Eine Berganfahrhilfe wäre zu Zeiten der Revolutionäre noch ebenso undenkbar gewesen wie die optionalen Gadgets zu einem vergleichsweise kleinen Preis. So gibt es das Media-Nav mit sieben Zoll großem Touchscreen für 180 Euro, die 15 Zoll großen Leichtmetallräder kosten 300 Euro, das Textillenkrad 100 Euro, die Einparkhilfe mit der Rückfahrkamera 350 Euro, sodass sinnvolle Zusatzkomponenten unter 1000 Euro zu haben sind.

Viel Platz im Dacia Sandero

Dacia hat dem Sandero viel Wertigkeit zukommen lassen
Bis zu 1200 Liter kann der Kofferraum des Dacia Sandero packen AG/Flehmer

In der höchsten Ausstattungsvariante Lauréate verschönern zudem noch unter anderem Klimaanlage, Bordcomputer, Tempomat und Zentralverriegelung mit Funk-Fernbedienung die Freude über den Kleinwagen, der sich damit auf Augenhöhe mit den Mitbewerbern befindet, auch wenn die verwendeten Materialien nicht unbedingt jedermanns Geschmack treffen. Ansonsten gibt es viel Freiheit für alle Insassen, sodass keine Platzängste aufkommen. Ebenso wenig im Kofferraum. Das Gepäckraumabteil zählt mit 320 bis 1200 Litern zu den größten in seiner Klasse.

Immerhin ersparen die etwas zu weichen Sitze auf längeren Fahrten den Müdigkeitswarner, da man die vorgeschlagenen Pausen gerne freiwillig annimmt. Keine Pause benötigt der dCi 90. Der bekannte Diesel mit 90 PS aus dem Renault-Regal arbeitet souverän und bringt den 1,2 Tonner dank eines Drehmoments von 220 Newtonmetern innerhalb von 11,8 Sekunden auf Tempo 100. Auch die Höchstgeschwindigkeit von 173 Stundenkilometern reicht völlig aus.

Sparsamer Diesel des Dacia Sandero

Der Sandero macht mehr als ein Drittel der Dacia-Verkäufe aus
Der Dacia Sandero benötigt höhere Drehzahlen AG/Flehmer

Im Stadtverkehr benötigt der Sandero eine höhere Drehzahl, um nicht ein niedertouriges Brummen von sich zu geben. Den vierten Gang bei 55 km/h mag er ebenso wenig wie den fünften bei 60 km/h auf der Stadtautobahn. Doch trotz des Verlangens überraschte der Vierzylinder. Waren die Vorgänger recht trinkfreudig, so standen am Ende der Testfahrten alltagstaugliche 4,5 Liter auf der Uhr und auch die Tanknadel schien sich kaum zu bewegen. Auch wenn sich dieser Wert einen Liter über dem auf der Rolle erzielten Wert des NEFZ-Zyklus befindet, ist kein Klagen angesagt.

Das kommt auch nicht beim Preis auf, auch wenn die Topausstattung des Testwagens den Basispreis von 6890 Euro fast verdoppelt. Doch ein Selbstzünder mit guter Ausstattung für 13.500 Euro bleibt im Kleinwagenbereich einsam und führt so den revolutionären Ansatz fort, auch wenn sich Fidel Castro, Che Guevara und Co. die Revolution anders vorgestellt haben. Immerhin bleibt den Revolutionären die Rasenmäherfunktion erspart.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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