Dacia Dokker: Ehrlicher Arbeiter

Mit sparsamen Renault-Motor

Dacia Dokker: Ehrlicher Arbeiter
Dacia schlägt sich als Restwertriese gut. © Dacia

Der praktische Nutzen steht beim Dacia Dokker im Vordergrund. Wer den auf dem Van Lodgy basierenden Hochdachkombi auch als praktische Familienkutsche nutzen möchte, sollte von vornherein Kompromisse in Kauf nehmen.

Von Thomas Flehmer

In den achtziger Jahren hätte der Dacia Dokker das Zeug zum Kultauto gehabt. Mit langen Haaren, Parka und Jutetasche bewaffnet wäre der auf dem Van Lodgy basierende Dokker das ideale Auto gewesen, um die nächste Demo anzusteuern und Schwerter zu Pflugscharen umzufunktionieren. 30 Jahre später fahren die 80er den 220er und der Dokker bleibt mit gerade mal knapp 2900 Verkäufen in den ersten zehn Monaten in Deutschland fast unbemerkt.

Name ist beim Dacia Dokker Programm

Dabei hat auch das jüngste Modell der Renault-Tochter aus Rumänien einiges zu bieten, wenn man sich – wie bei allen günstigen Produkten aus dem Hause Dacia – von gewissen Komfort-Vorstellungen verabschiedet. Denn während andere Hochdachkombis sich vom reinen Nutzfahrzeug abgrenzen wollen und zumindest in den Innenraum Pkw-Atmosphäre einströmen lassen, ist beim Dokker der Name Programm.

Abgeleitet vom englischen Dock Worker ist der Dokker der harte Arbeiter, der ehrliche Praktiker unter den Hochdachkombis – auch wenn der gewerbliche Anteil bei lediglich 30 Prozent liegt und der Dokker somit zumeist privat genutzt wird, aber als Dokker Express auch als reines Nutzfahrzeug geordert werden kann.

Viel Platz im Dacia Dokker

Der Dacia Dokker hat den segmentüblichen Breitenzuwachs nicht mitgemacht.
Der Dacia Dokker verfügt über ein übersichtliches Cockpit Dacia

Denn bereits der Einstieg wird beim Türschließen durch einen blechernen Klang begleitet, der einen an selige Enten-Zeiten erinnert. Auch das Cockpit ist sehr nüchtern gestaltet – ohne dass man etwas vermisst. Klimaanlage und Multimedia-System Media-Nav gibt es für 1130 Euro extra und bringt so etwas wie Komfort ins Cockpit.

Ansonsten überwiegt die praktische Anmutung mit zahlreichen Ablageflächen auf dem Armaturenbrett oder der so genannten Ablagegalerie über den Vordersitzen, die auch im Dokker für Fernweh sorgt, da dort viele Dinge für längere Fahrten untergebracht werden könnten. Die Sitze präsentieren sich für diese Touren gut geeignet und nach zwei Stunden sollten eh immer Pausen eingelegt werden. Auch die bis zu drei hinten sitzenden Personen verfügen in dem 4,36 Meter langen Dokker über sehr viel Freiheit und auch der Gepäckraum kann zwischen 800 und 3300 Litern massig aufnehmen.

Geteilte Hecktür des Dacia Dokker behindert Sicht

Der Dacia Dokker hat den segmentüblichen Breitenzuwachs nicht mitgemacht.
Die Hecktür des Dacia Dokker ist nicht nur sinnvoll Dacia

Was störend wirkt ist die mittig geteilte Hecktür, die die Sicht nach hinten arg behindert. Und auch der Radfahrerblick geht nicht ohne Hindernisse vonstatten. Die 200 Euro teure akustische Einparkhilfe für hinten sollte also immer mit in die Kosten einkalkuliert werden. Aber wie beim Kombi könnte irgendwann auch beim Dokker eine - dann schwerer zu öffnende - Heckklappe die Tür ersetzen.

Längere Fahrten fördern auch wieder den Charakter des ehrlichen Arbeiters zutage. Denn der 66 kW/90 PS starke dCi 90 eco2 ist aufgrund fehlender Dämmung stets präsent. Geschwindigkeiten von 150 km/h werden nicht unbedingt immer als angenehm gefunden, da der Diesel dann auch schon an der Höchstgeschwindigkeit von 162 km/h kratzt. 130 km/h reichen auch und schonen den Geldbeutel. Denn 6,2 Liter für die Autobahnfahrt können sich sehen lassen.

Gute Verbräuche mit dem Dacia Dokker

Der Dacia Dokker basiert auf dem Van Lodgy, auch wenn er dem Renault Kangoo ähnelt.
Dacia profitiert von den neuen Renault-Motoren Dacia

Überhaupt profitiert Dacia davon, dass Renault seine Motorenpalette erneuert hat. In der Stadt benötigt der Vierzylinder-Diesel je nach Fahrweise zwischen 4,5 und 5,4 Litern. Mit einer möglichen Stopp-Start-Automatik hätte der Verbrauch noch weiter gesenkt werden. Denn mit einem Sprintvermögen von 13,9 Sekunden von Null auf 100 ist von vornherein klar, dass sich der 1280 Kilogramm schwere Hochdachkombi nicht zum Sportler eignet. Also kann die defensive Fahrtweise von vornherein eingelegt werden – und der ehrliche Charakter bleibt erhalten.

Das Bild vom ehrlichen Arbeiter erhält aber zunächst einen Knacks. Ist die Basisversion ab 8990 Euro verfügbar, so kostet der Diesel in der höchsten Ausstattungslinie Laureaté mit für Dacia-Verhältnisse schon pompöser Einrichtung (u.a. elektrische Fensterheber oder beheizbare Außenspiegel) schon 14.490 Euro. Kommen noch das Media&Klima-Paket sowie Einpark-Hilfe, Tempopilot und 15 Zoll große Leichtmetallräder hinzu, stehen unterm Strich 16.750 Euro für den Testwagen. Nach einem ersten Schlucken und dem darauf folgenden Vergleich mit den Mitbewerbern von VW, Peugeot oder Citroen macht sich der Schreck vom Acker – manche Basisversionen sind noch nicht einmal für diesen Preis erhältlich und machen den Dokker wirklich zum ehrlichen Arbeiter.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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