Citroen C4 Picasso: Der Moses-Faktor

Ab 15. Juni

Citroen C4 Picasso: Der Moses-Faktor
Neue Motoren spendiert Citroen der C4 Picasso-Familie. © AG/Flehmer

Der neue Citroen C4 Picasso ist der große Hoffnungsträger für den schwer angeschlagenen Autobauer. Bei der zweiten Genration des Kompakt-Vans gibt es zahlreiche Premieren, die die Hoffnungen real werden lassen können.

Von Thomas Flehmer

Schwere Zeiten hat die im PSA-Konzern beheimatete Marke Citroen derzeit durchzustehen. Neben Werkschließungen samt über 8000 Entlassungen kämpfen die Verantwortlichen mit Millionen-Verlusten, die nicht nur durch den schwachen europäischen Automarkt entstanden sind. Doch ab dem 15. Juni soll mit dem neuen C4 Picasso alles besser werden. "Es ist der Beginn einer neuen Ära", sagt Citroen-Generaldirektor Frederic Banzet bei der Vorstellung des für Citroen großen Hoffnungsträger.

Guter cW-Wert für Citroen C4 Picasso

In der Tat fällt dem C4 Picasso die Rolle des Moses – wörtlich übersetzt der Herauszieher – zu. Während Moses im alten Testament das israelitische Volk aus der Knechtschaft Ägyptens befreite, soll der C4 Picasso die traditionelle Marke zu neuen Ufern führen. Äußerlich gelingt das schon sehr eindrucksvoll. Denn der Picasso wirkt nicht wie ein Van, sondern fährt eher gedrungen vor und ähnelt ein wenig dabei dem Lifestyle-Range Rover Evoque.

Schmale LED-Tagfahrleuchten und Scheinwerfer ein Heckspoiler und interessant gestaltete Rückleuchten im 3D-Format sorgen für einen sportlichen Pfiff. Die Linienführung der Seite weist noch auf die Picasso-Vorgänger hin, die aber vier Zentimeter mehr in der Höhe aufwiesen. Der gerade mal 1,61 Meter hohe Familien-Van verfügt dafür über einen guten cW-Wert zwischen 0,28 und 0,30 je nach Motorisierung.

Zwei Monitore im Citroen C4 Picasso

Auch der Innenraum reiht sich unter dem Motto "Neue Ära" ein. Im Cockpit sind zwar weiterhin die Instrumente mittig angeordnet, was eine gewisse Flexibilität des Fahrers erfordert, doch sind die Instrumente völlig neu angeordnet. Ein 12 Zoll-HD-Panoramabildschirm zeigt alle Informationen von Geschwindigkeit über Navigation bis hin zum Verbrauch an. Darunter ersetzt ein sieben Zoll großer Touchscreen zahlreiche Schalter und Knöpfe, mit denen neben Navi, Klimaanlage und Entertainment auch verfügbare Apps des Multicity Connect abgerufen werden können.

Die Benutzung der zahlreichen Optionen ist laut Citroen intuitiv, allerdings müssen sich Fahrer und Beifahrer mit der Intuition zunächst etwas anfreunden und warm werden. Auch für die zahlreichen Funktionen am Lenkrad ist ein wenig Vorbereitungszeit vonnöten. Citroen bietet so viele Funktionen an, dass der Besitzer einige Zeit benötigen wird, um wirklich alles zu erkunden.

Schlafsessel für den Beifahrer im Citroen C4 Picasso

Der C4 Picasso ist der große Hoffnungsträger für Citroen.
Gleich zwei Monitore im Cockpit des Citroen C4 Picasso. AG/Flehmer

Diese Sorgen hat der Beifahrer nicht. Zum einen kann er sich während der Fahrt sehr viel schneller mit den Funktionen vertraut machen, wenn er denn dazu kommt. Denn mit dem optionalen Lounge-Paket für 850 Euro, das nur in der höchsten Ausstattungslinie "Exclusive" serienmäßig verbaut wird, kann sich der Begleiter sehr schnell aus dem Geschehen ausklinken. Massagefunktionen der Stoff-Lederpolsterung sorgen für Wohlgefühle. Die traditionell innovative Note des französischen Herstellers ist die elektrisch verstellbare Unterschenkelauflage. Hier werden die ausgestreckten Beine hochgefahren. Wird zugleich noch die Rückenlehne in die Waagerechte gebracht, kann sich der Beifahrer süßen Träumen hingeben oder sich durch die bereits bekannte 5,30 Quadratmeter große Panorama-Frontscheibe oder das Panorama-Glasdach die Sonne auf den Pelz brennen lassen, soweit hinter ihm keiner sitzt.

Doch auch mit hochgeklappter Rückenlehne leiden Fahrer und Beifahrer nicht unter Platzangst. Und auch im Fond geht es sehr behaglich und komfortabel auf den – französisch fast schon untypisch - gut konturierten Sitzen zu. Grund dafür ist der um 5,7 Zentimeter auf 2,79 Meter verlängerte Radstand, auch wenn der Picasso im Vergleich zum Vorgänger um vier Zentimeter in der Länge auf 4,43 Meter geschrumpft ist.

Citroen C4 Picasso mit jeweils zwei Benzin- und Dieselmotoren

Der C4 Picasso ist der große Hoffnungsträger für Citroen.
Der Kofferraum des Citroen C4 Picasso fasst mindestens 537 Liter. AG/Flehmer

Die Schrumpfkur verdankt der im Vergleich zum Vorgänger bis zu 140 Kilogramm leichtere C4 kurzen Überhängen die der neuen Plattform EMP2 geschuldet ist. Ähnlich dem Modularen Querbaukasten von VW kann auch die Efficient Modular Plattform 2 für verschiedene Segmente eingesetzt werden und wird künftig bei rund 50 Prozent der PSA Peugeot Citroen-Modelle zum Einsatz kommen. Dass der C4 Picasso diese neue Ära einleitet ist ein weiterer Hinweis auf seine Moses-Rolle.

Auch die jeweils zwei Benzin- und Dieselmotoren profitieren mit ihren variablen Möglichkeiten von der neuen Plattform. Mit dem THP 155 kommt dabei der bekannte Benziner aus der Partnerschaft mit BMW als Top-Benziner zum Einsatz. Ausgestattet mit 115 kW / 156 PS und einem Drehmoment von 240 Newtonmetern, die bei 1400 Umdrehungen zum Einsatz kommen, ist der 1,5 Tonnen schwere C4 zwar nicht so sportlich unterwegs wie der deutlich leichtere DS3, doch als lahme Ente präsentiert sich der Van auch nicht. Die merkliche "Schlappheit" wird einer längeren Getriebeübersetzung verdankt, die eingesetzt wurde, um die Abgasnorm Euro 6 zu erhalten. Die fehlende Sportlichkeit, auf die es in diesem Segment aber gar nicht ankommt und durch eine Sprintzeit von neun Sekunden auch entkräftet wird, wird mit einem Verbrauch über sechs Liter belohnt.

Sparsame Fahrt für den Citroen C4 Picasso mit dem e-HDi 115

Der C4 Picasso ist der große Hoffnungsträger für Citroen.
Der Citroen C4 Picasso e-HDi 115 soll sich mit vier Litern begnügen. AG/Flehmer

Ebenfalls bekannt ist der e-HDi 115 mit 84 kW/115 PS. Der Topdiesel betätigt sich als Sparmeister. Auf den ersten Testkilometern über Stadt und Land spülte der Selbstzünder immer noch gute 5,1 Liter statt der angegebenen 4,0 Liter durch die Brennräume. Zahlreiche – ebenfalls neu eingeführte Helfer - wie ein Abstandstempomat helfen beim Sparen. Ein Spurassistent, Tot-Winkel-Assistent sowie aktive Sicherheitsgurte, Park-Assistent und ab Herbst eine 360 Grad-Kamera verstärken die Sicherheit an Bord. Ein so großes Angebot ist bei den Franzosen ebenfalls neu.

Natürlich muss für die zahlreichen Helferlein und Komfortelemente die Geldschatulle kräftig geöffnet werden. Die immerhin mit Klimaanlage ausgestattete Basisversion "Attraction" startet mit dem VTi 120 bei 19.900, für den erst ab der zweiten Version "Seduction" erhältlichen THP 155 müssen mindestens 24.040 Euro aufgebracht werden. Der günstigste Diesel HDi 90 kostet anfänglich 22.490 Euro, für den Topdiesel müssen 1500 Euro zusätzlich investiert werden. Aufgrund der im Vergleich zu den Wettbewerbern günstigen Preise scheint dem C4 Picasso kein Ende wie Moses beschieden sein. Dieser durfte nach der 40 Jahre andauernden Wanderung durch die Wüste das gelobte Land nur noch von weitem sehen, ehe er starb. Der C4 Picasso soll dagegen Citroen wieder blühende Landschaften bescheren.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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