Alfa Romeo Giulietta: Mit Leidenschaft aus der Krise

Umfassende Modellpflege

Alfa Romeo Giulietta: Mit Leidenschaft aus der Krise
Die Giulietta und der MiTo von Alfa sollen die Marke beleben. © Alfa

Alfa hat dem MiTo und der Giulietta eine Modellpflege spendiert. Damit sollen die beiden Autos den Absatz ankurbeln. Wir haben die beiden Modelle getestet.

Alberto Cavaggioni hat ein Problem. Zwar kann sich der europäische Marketingchef von Alfa Romeo über eine treue Fan-Gemeinde freuen und mit dem neuen Supersportwagen 4C künftig wieder mehr Menschen in die Ausstellungsräume seiner Händler locken. Doch selbst wenn der 4C bei einem Preis von 50.500 Euro für seine herausragenden Fahrleistungen und seine aufwändige Karbontechnik fast ein Schnäppchen ist, kommt er für viele Alfisti trotzdem nicht Frage.

Und sei es nur, weil die Produktion auf 3500 Exemplare im Jahr beschränkt ist. Die zum Überleben dringen nötigen Stückzahlen müssen deshalb zwei Autos mit wesentlich weniger Sex-Appeal und viel mehr Konkurrenz machen: Der kompakte Fünftürer Giulietta und der Kleinwagen MiTo. Doch dummerweise stehen beide bei den Käufern außerhalb Italiens kaum auf dem Zettel. Und wenn, dann sind sie bislang viel zu oft wieder aus der Auswahl heraus gefallen.

Neues Design für Giulietta und MiTo

Das wollen die Italiener jetzt ändern und bringen ihre beiden Volumenmodelle zum neuen Modelljahr ein bisschen auf Vordermann. Ab sofort stehen Giulietta und MiTo deshalb mit retuschiertem Design, je einem neuen Motor und ein einem aufgemöbelten Innenraum samt frischen Navigationssystemen bei den Händlern.

Dabei muss man allerdings schon genau hinschauen, wenn man den neuen Jahrgang vom alten unterscheiden will. „Denn unsere Schönheiten brauchen keine plastische Chirurgie, sondern nur ein wenig frische Schminke“, sagt Cavaggioni und lenkt den Blick auf den jetzt auf den etwas markanten Kühlergrill und den neuen Lidschatten um die Frontscheinwerfer. Das ist nämlich schon alles, was sich am Außendesign geändert hat.

Innenraum aufgefrischt

Der Innenraum der Giuletta von Alfa.
Der Innenraum der Giuletta von Alfa Alfa

Innen waren die Italiener dann schon ein bisschen gründlicher: In der Giulietta zum Beispiel fährt man auf besseren Sitzen, greift in ein handlicheres Lenkrad und schaut auf ein Armaturenbrett, das sich mit farbigen Zierelementen mächtig heraus geputzt hat. Auch das MiTo-Cockpit wurde frischgemacht und soll nun fröhlichen Farben etwas mehr Punkte im Schönheitswettbewerb mit Mini und DS3 machen. Dazu gibt es für beide Modelle jeweils ein neues Navi mit aufwändiger Grafik, einfacher Bedienung und zahlreichen Zusatzfunktionen fürs Infotainment.

Am meisten Arbeit haben sich aber nicht die Designer, sondern die Ingenieure gemacht und jedem Modell einen neuen Motor spendiert. Bei der Giulietta ist das für mindestens 25.900 Euro ein Zweiliter-Diesel mit 110 kW/150 PS, der seine Arbeit mit stiller Gewalt verrichtet. Dank neuer Dämmung flüsterleise aber mit neuem Einspritzsystem jetzt 380 Nm stark, macht er Julchen ordentlich flott und hat einen imposanten Durchzug: Beim Ampelsprint vorn dabei und beim Überholen der König der kurzen Geraden, beschleunigt der Diesel in 8,8 Sekunden von 0 auf 100 und irritiert allenfalls damit, dass es bei 210 km/h schon wieder Schluss ist mit der Sprinterei.
Dafür allerdings weist das Datenblatt einen um zehn Prozent gesenkten Verbrauch von 4,1 Litern aus, die in der Praxis mit ein bisschen Lust und Leidenschaft aber auch gerne zu acht Litern und mehr werden. Neben diesem neuen Diesel haben die Italiener zwei bekannte Selbstzünder mit 77 kW/105 PS oder 125 kW/170 PS und vier Benziner von 105 bis 235 PS im Programm und spreizen damit die Preise von 19.250 Euro für das Einstiegsmodell bis zu 29.950 Euro für den GTI-Konkurrenten Quadrifoglio Verde.

Mito startet bei 14.100 Euro

Das Heck der Giulietta.
Das Heck der Giulietta Alfa

Beim Mito beginnt der Spaß schon mit 14.100 Euro. Dafür gibt es allerdings auch nur einen eher mageren 51 kW/70 PS-Benziner. Die Obergrenze markiert eine 125 kW/170 PS-Maschine für 21.800 Euro und dazwischen gibt es zwei Diesel mit 62 kW/85 PS oder 88 kW/120 PS und drei Benziner – darunter auch den TwinAir-Motor zum Beispiel aus dem Fiat 500. Wie immer ein bisschen knatterig, aber dafür eben auch ziemlich kraftvoll, mobilisiert er aus mickrigen 0,9 Litern Hubraum mit seinem Turbo immerhin 77 kW/105 PS und 145 Nm, mit denen man in 11,4 Sekunden auf Tempo 100 kommt und maximal 185 Sachen erreicht. Seinen Verbrauch geben die Italiener mit 4,2 Litern an.

Zwar fehlen beiden Modellen aktuelle Assistenz- und Komfortsysteme vom Totwinkelwarner bis zum Einparkautomaten, die einer sportlichen Premiummarke aus Europa mit Blick auf die günstigere, aber besser ausgestattete Konkurrenz aus Korea gut zu Gesicht stünden. Und die schnellsten oder sparsamsten Vertreter ihrer Klasse sind die beiden Alfas auch nicht. Doch dafür haben sie ein verführerisches Design und einen leidenschaftlichen Geist, der die Kunden über vieles hinweg sehen lässt. Deshalb machen sie sich als Prinzengarde wahrscheinlich nicht einmal schlecht, wenn der Märchenprinz 4C die schlafende Schöne jetzt wieder wachküsst.

Doch für ein echtes Revival ist das natürlich zu wenig, wissen die Italiener und schmieden schon wieder große Pläne. Dabei müssen aber nicht nur die Techniker ran, räumt ein Markensprecher ein und nimmt die aufgefrischte Produktpalette höflich in Schutz: „Für die Misere bei Alfa gibt es tiefere Gründe als die aktuelle Modellpalette.“ (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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