Touareg: Luxus-Kombi mit Geländepotenzial

Mit dem Touareg wagte sich VW 2002 auf unbekanntes Gelände. Im Gegensatz zum Phaeton erwies sich der Geländewagen aber als echter Volltreffer. Bereits der Basisdiesel sorgt für Zufriedenheit.

Von Stefan Zaumseil

Die Zahl von 56.000 verkauften Einheiten spricht eine deutliche Sprache. Der Touareg, der im kommenden Jahr nach einem Facelift im neuen Glanz erstrahlt, ist für den VW-Konzern ein Erfolg. Neben BMW X3 und Toyota RAV4 gehört der Volks-Geländewagen zu den erfolgreichsten Offroadern auf dem deutschen Markt.

Im Straßenbild etabliert

Das Design zeigt sich gerade nach der jüngsten Überarbeitung ganz im Stile der Modellfamilie und längst hat sich der Touareg im Straßenbild etabliert. Und genau hier wird er von der Mehrheit der Käufer gefahren - als Luxus-Kombi mit Geländepotenzial. 39.950 Euro für den Touareg 2.5 TDI sind für viele eben doch etwas zu viel, um das Risiko einzugehen, sich bei einem Gelände-Ausritt den Lack zu ruinieren.

Dabei kann der Touareg mehr als der größte Teil der Konkurrenz im SUV-Segment. Wer es drauf anlegt, kann mit dem 2,2 Tonnen schweren Dickschiff in schwerem Gelände sehr weit kommen. Auf der Exkursion «Volkswagen Experience 360» im Jahre 2005 wurde gezeigt, dass man mit einem Touareg die Wüste Gobi nicht nur bequem, sondern auch schnell durchqueren kann. Serienmäßig bietet der Touareg alles, was man von einem Luxus-SUV erwarten kann: ABS, ESP, elektronische Mitteldifferentialsperre, ASR, Front-, Seiten- und Kopfairbags, Berganfahr- und Bergabfahrassistent, Geländeuntersetzung, Klimaautomatik, Mittelarmlehne und CD-Soundsystem.

Lange Aufpreisliste

Das Cockpit des VW Touareg Foto: Press-Inform

Selbstverständlich lässt sich der Touareg - typisch Volkswagen - außerdem noch anhand einer zehnseitigen Aufpreisliste aufrüsten. Empfohlen seien unter anderem Xenonlicht (1620 Euro), Navigationssystem oder die 2900 Euro teure Luftfederung. Dass Nebelscheinwerfer im Jahre 2006 immer noch 200 Euro Aufpreis kosten, überrascht allerdings.

Wer ins Gelände will, sollte seinen 4,75 Meter langen Touareg zudem mit einer zuschaltbaren Hinterachs-Differentialsperre (440 Euro) und entkoppelbaren Hinterachs-Stabilisatoren (1910 Euro) ausstatten. Mit diesen Annehmlichkeiten sind dann auch 50 Zentimeter tiefes Wasser und 45 Grad steile Steigungen kein Problem mehr. Im Gegenteil, der Touareg distanziert sich im Geländebetrieb deutlich von der SUV-Konkurrenz und zeigt echte Offroad-Qualitäten.

Durch die ausgeklügelte Elektronik der aktiven Differentialsperren kommt der ambitionierte Klettermaxe trotz der recht mageren Verschränkung der Achsen weit. Die Grenzen werden hier erst von der Straßenbereifung gesetzt. Noch weiter - mit entsprechender Geländebereifung - geht es durch die Auslösung der Stabilisatoren an der Hinterachse. Spätestens hier sollte man sich vergewissern, ob man sich auch für einen Unterfahrschutz vorn und hinten (jeweils rund 350 Euro) entschieden hat. Sonst kann es Schäden geben.

Nie überfordert

Auch im Gelände gut unterwegs, der Touareg Foto: Press-Inform

Durchaus überraschend, dass bereits das 2,5 Liter große Einstiegsaggregat einen lauten, aber ordentlichen Eindruck hinterlässt. In keinem Fall wirkte der 5-Zylinder-Commonrail-Diesel mit Turboaufladung überfordert. Die 400 Nm Drehmoment der kleinsten Motorisierung bewegten den Touareg souverän. Die Geländeuntersetzung wurde lediglich für präzise Drehmomentdosierung im Schleichgang benötigt, nicht für die Bewältigung der gut 2,2 Tonnen Lebendgewicht.

Und ein Wendekreis von 11,50 Metern geht in dieser Klasse ebenfalls in Ordnung. So gewappnet, kann der Touareg im Segment der echten Geländewagen räubern. Wer nicht allzu flott unterwegs sein will, für den reichen die 174 PS ebenfalls aus. 11,5 Sekunden von Null auf Tempo 100 und eine Höchstgeschwindigkeit von fast 190 km/h sind keine schlechten Werte für ein Dickschiff mit Geländepotenzial. Der Allrad-Antrieb macht das Handling nahezu narrensicher, die hohe Sitzposition sorgt für Übersicht, Lenkung und Bremsen sind auf hohem Niveau. Lediglich die Motor-Getriebe-Kombination scheint nicht optima - und nicht auf der Höhe ist die Schadstoffeinstufung Euro 3. Von einem fehlenden Rußpartikelfilter einmal ganz abgesehen.

Überraschender Verbrauch

Allerdings: Der raue Motor nervt nicht nur auf längeren Autobahnstrecken, sondern auch im Stadtverkehr. Das Sechsgang-Getriebe scheint eher für den Sechszylinder entwickelt worden zu sein. Denn die Drehmomentsprünge beim Schalten lassen die Passagiere vermuten, einen Fahranfänger als Chauffeur zu haben. Sicher arbeitet die Sechstufen-Automatik hier harmonischer, ein 2.5 TDI Automatik kostet jedoch auch 2100 Euro mehr. Überraschend der Testverbrauch: 11,5 Litern pro 100 Kilometer liegen zwar deutlich über der Herstellerangabe, sind in Anbetracht des Fahrzeuggewichtes und der Fahrleistungen jedoch ein guter Wert. Allzu oft tanken muss man dank des fast 100 Liter fassenden Tanks nicht.

Die Seitenansicht des VW Touareg Foto: Press-Inform

Und da die Grundbedürfnisse von Offroadern - Vordersitze, Lenkrad, Differentialsperren und Untersetzung - nicht jedermann befriedigen, ist für den verweichlichten Großstadtdschungelbewohner der Innenraum des Touareg hervorragend verarbeitet und besticht durch angenehme Optik wie Haptik. Die wuchtige Mittelkonsole beherbergt die Bedienelemente für Klimatisierung, Audiosystem und Navigation - alles in Reichweite des Fahrers und in apartem Dunkelweiß und Rot beleuchtet.

Hintere Enge

Die Platzverhältnisse vorn entsprechen Oberklasse-Niveau, trotz der sehr massiv wirkenden Mittelarmlehne. Hinten geht es jedoch etwas beengter zu, zwei Erwachsene haben jedoch bequem Platz, wenn auch die Beinfreiheit eher der oberen Mittelklasse zuzuordnen ist.

Der Kofferraum ist mit 500 Litern im Vergleich zur Konkurrenz recht klein, beispielsweise bietet die M-Klasse aus Stuttgart über 630 Liter Stauraum. Die geteilt umklappbaren Rücksitze erweitern das Gepäckvolumen auf gut 1500 Liter und 160 Zentimeter Ladelänge. Die serienmäßigen Verzurr-Ösen wirken sehr stabil und sind sicher nicht nur für die Sicherung des Gepäcks gegen extreme Schräglagen gut. Bleibt unterm Strich: Auch nach dem Facelift ist der Touareg ein Wagen, der sowohl in der City als auch in der Kiesgrube überzeugen kann - auch wenn er seinem Besitzer oft etwas brummig kommt.

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