Volvo XC90: Gentleman auf Abschiedstournee

Nachfolger kommt 2014

Volvo XC90: Gentleman auf Abschiedstournee
Der Volvo XC90 auf dem Weg ins Altenteil. © Volvo

Der Volvo XC90 ist das älteste Modell im Portfolio der Schweden. Auf seiner Abschiedsfahrt präsentiert sich das SUV als Gentleman der alten Schule.

Von Thomas Flehmer

Es ist ein bisschen wie bei Michael Ballack. Der ehemalige Weltklassespieler glänzte nicht nur als "Capitano", doch die Zeit nagte auch an dem gebürtigen Görlitzer, der vor kurzem seinen Abschied von der Fußball-Bühne verkündete. Auf Abschied getrimmt wurde auch der Volvo XC90. Das SUV, das vor zehn Jahren in den Markt eingeführt wurde, galt lange als Vorreiter in der Klasse der großen Geländewagen und präsentiert sich nicht eben überraschend als Gentleman der alten Schule.

Volvo XC90 mit nüchternem Innenraum

Der 2,2 Tonner ist sicherlich heute noch der nachhaltigste Vertreter der auf Sicherheit bedachten Skandinavier, auch wenn die neuen Sicherheitstechniken wie der Aufprallassistent oder ein Fußgängerairbag keinen Einzug gehalten haben. Auch seine Ecken und Kanten stehen für die alte Schule.

Ebenso im Innenraum ist "Old School" angesagt. Alles ist klar angelegt und wirkt wertig und aufgeräumt, doch die heutigen Mitbewerber stellen sich spritziger, ja fast schon greller vor. Die Instrumente sehen für die heutige Premiumwelt verhältnismäßig nüchtern aus.

Gutmütiger Selbstzünder des Volvo XC90 D5 AWD

Der Volvo XC90 auf dem Weg ins Altenteil.
Das Cockpit des Volvo XC90 hat eher nüchternen Charakter Volvo

Dafür bietet der Innenraum des 4,81 Meter langen und 1,78 Meter hohen XC90 eine Masse an Platz. Vorne kann man sich schon lümmeln, die Mittelreihe ist ebenso üppig dimensioniert, nur die dritte Sitzreihe bleibt den kleinen Vertretern bis zur vierten Grundschulklasse vorbehalten. Sind beide Sitze besetzt, reichen die 249 Liter Kofferraumvolumen gerade mal, die Tornister aufzunehmen. Werden die beiden hinteren Reihen umgeklappt stehen 1837 Liter zur Verfügung.

Auch beim Motor gibt sich der XC90 gutmütig. Zwar stehen dem 2,4 Liter großen D5 AWD 147 kW/200 PS zur Verfügung, doch der Vortrieb des Selbstzünders erfolgt eher auf die gemütliche Tour. Das Turboloch lässt einen noch einmal vor dem Reihenfünfzylinder verneigen, ehe die 420 Newtonmeter zwischen 1900 und 2800 Kurbelwellenumdrehungen zupacken. Dann kann bald die linke Autobahnspur eingenommen werden, die bei 205 km/h spätestens wieder verlassen werden sollte.

Traditionelles Sicherheitsgefühl bei Volvo

Der Volvo XC90 auf dem Weg ins Altenteil.
Wie ein Walfischmaul öffnet sich der Kofferraum des Volvo XC90 Volvo

Doch gerade die Schnellstraße fördert das Sicherheitsgefühl dank der hohen Sitzposition und ja – halt durch den Namen Volvo. Passend dazu das Fahrwerk, das die Insassen vor Unebenheiten und Stößen in den Innenraum bewahrt – sanft statt hart, wie es heute andere Mitbewerber bevorzugen.

Der Volvo XC90 geleitet die Insassen durch den Verkehr wie ein Kavalier seine Herzdame über den Boulevard der Goldenen Zwanziger Jahre. Und auch der Verbrauch von elf Litern zeugt davon, dass hier die Moderne noch nicht erreicht wurde.

Stolzer Preis für den Volvo XC90

Der Volvo XC90 auf dem Weg ins Altenteil.
Der Volvo XC90 sagt 2014 Tschüß. Volvo

Völlig in der Gegenwart angekommen ist die Preisgestaltung. In der Ausstattungsvariante Summum kostet der Volvo XC90 D5 AWD mit optionaler Zusatzausstattung wie Alarmanlage, Totwinkel-Assistent oder geschwindigkeitsabhängiger Servolenkung stolze 60.920 Euro. Doch je näher das Ende rückt - 2014 kommt ein Nachfolger - umso günstiger kann auch der SUV-Ahne werden. Michael Ballack musste in seinen letzten Jahren auch schon Kompromisse eingehen.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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