Der 1-Euro-Tanker

Volvo C30 1.8 F

Über Sinn und Unsinn von Biosprit wird derzeit viel diskutiert. Doch viele Autofahrer interessieren keine Nachhaltigkeitsaspekte. Ihnen geht es um das, was sie an der Tankstelle zahlen müssen. Wir haben den Volvo 1.8 F getestet.

Von Sebastian Viehmann

Wer auf das Zählwerk an der Zapfsäule schaut, hat derzeit nichts zu lachen. Bei der der Literzahl wähnt man das Fassungsvermögen eines Fingerhuts und beim Preis das durchschnittliche Bruttosozialprodukt eines Entwicklungslandes. Auch Bioethanol (E85) kommt in der Teuerungswelle nicht ganz ungeschoren davon, denn der Kraftstoff besteht zu 15 Prozent aus Benzin. Trotzdem gehen die Mundwinkel an der Zapfsäule nach oben: Wer 10 Liter E85 tankt, zahlt auch nur 10 Euro - oder sogar weniger. Der Literpreis an den Tankstellen liegt momentan im Schnitt bei etwa 98 Cent.

Höherer Verbrauch

Weil der Brennwert von Bioethanol etwa 30 Prozent geringer ist als der von Benzin, verbraucht man mit E85 im Tank auch mehr. Unser Testwagen genehmigte sich beim reinen Superbenzin-Betrieb im Schnitt zwischen acht und zehn Liter Sprit pro 100 Kilometer. Bei einem vollständig mit E85 gefüllten Tank waren es zwischen 10 und 12 Liter. Legt man einen Literpreis von 98 Cent für E85 und 1,50 Euro für Super zugrunde, betragen die reinen Spritkosten pro 100 Kilometer also zwischen 12 und 15 Euro mit Benzin oder zwischen 9,8 und 11,7 Euro mit E85. Den Bioethanol-Aufschlag (der Volvo 1.8 F kostet 400 Euro mehr als der normale 1.8) hätte man somit bei einer Jahreslaufleistung von 20.000 Kilometern nach ein bis zwei Jahren wieder hereingefahren.

Blick ins Cockpit Foto: Volvo

Beim Volvo C30 1.6 D ermittelten wir in einem anderen Test einen Durchschnittsverbrauch von knapp sechs Litern Diesel pro 100 Kilometer. Beim derzeit hohen Dieselpreis von etwa 1,49 Euro pro Liter lägen die reinen Treibstoffkosten also bei knapp 9 Euro pro 100 Kilometer. Berücksichtigt man die höheren Steuern und Anschaffungspreise für den Diesel, wird Bioethanol zumindest bei den aktuellen und noch zu erwartenden Spritpreisen eine erwägenswerte Alternative - sowohl zum normalen Benziner als auch zum Diesel.

Mischung egal

Ein FlexiFuel-Fahrzeug, wie es bei Volvo, Saab oder Ford im Angebot ist, schluckt jede beliebige Mischung von Superbenzin und E85. Man kann am Verbrauch feilen, wenn man ein wenig mit dem Mischungsverhältnis experimentiert. Bei einer Testfahrt mit einem zu drei Vierteln mit E85 und zu einem Viertel mit normalem Superbenzin gefüllten Tank lag der Durchschnittsverbrauch des Volvo auf der Autobahn zwischen 120 und 160 km/h bei 9,2 Litern.

Der Motor im Volvo C30 1.8 FlexiFuel Foto: Press.Inform

Saab setzt schon länger auf die Kombination von E85 und Turbomotoren, Volvo zog mit einem 2,5-Liter Fünfzylinder-Turbomotor für den V70 und S80 nach. Der 125 PS starke 1,8-Liter-Vierzylinder im C30 ist ein etwas zäher Geselle, egal ob mit Benzin oder Alkohol im Blut. In der City ist er flott genug und taugt auch zum anständigen Reisebegleiter, doch beim Überholen auf der Landstraße oder bei Steigungen auf der Autobahn verlässt den Vierzylinder schnell der Mumm. Das Fünfganggetriebe schaltet sich knackig, unter Last wird der Motor aber ziemlich laut.

Geringer Aufpreis

Der Aufpreis für ein Ethanolfahrzeug ist im Vergleich zu anderen alternativen Antriebsarten gering, da im Wesentlichen nur Kraftstoffleitungen und Motorsteuerung geändert werden müssen. Der Volvo 1.8 F kostet in der Basisausstattung 21.050 Euro. Der Einstiegsdiesel 1.6 D (109 PS) ist ab 21.500 Euro zu haben.

Besonders Volvo und Saab setzen auf Bioethanol. Schweden will sich gar bis 2020 komplett unabhängig von fossilen Brennstoffen machen. Außerhalb der skandinavischen Länder setzt sich der Kraftstoff in Europa nur langsam durch. In Deutschland scheint sich ein zaghaftes Wachstum abzuzeichnen: Bei Saab lag der Bioethanolfahrzeug-Anteil am deutschen Modellmix 2006 noch bei ein Prozent, 2007 waren es schon sieben Prozent - was beim insgesamt geringen Marktanteil der Schweden die immer noch wenig beeindruckende Zahl von 283 Autos bedeutet. Im laufenden Jahr habe Saab allerdings schon in den ersten vier Monaten 219 Bioethanol-Fahrzeuge verkauft, teilt Saab-Sprecher Patrick Munsch mit. Die Nachfrage dürfte angesichts der ungebremst steigenden Spritpreise weiter zunehmen.

Die Seitenansicht des Volvo C30 1.8 FlexiFuel Foto: Volvo

Ein Pferdefuß des FlexiFuel-Konzepts in Deutschland ist das zwar wachsende, aber immer noch dünne Tankstellennetz. Die Webseite www.e85.biz, eine der aktuelleren Quellen zum Thema, verzeichnete im Juni 2008 lediglich 166 Bioethanol-Tankstellen. Die weißen Flecken auf der Landkarte sind zahlreich. Da unser Testwagen häufig zwischen Kassel und Frankfurt pendelte, war die Versorgungslage vergleichsweise günstig: In Frankfurt fanden sich zwei E85-Tankstellen, in Kassel immerhin eine. Die meisten Säulen gibt es bei freien Tankstellen und kleineren Ketten wie OIL! oder Avia.

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