Botox für Opa

Toyota RAV4

Toyota hat den RAV4 für den letzten Lebenszyklus der dritten Generation aufgepeppt. Ein neues Herz in Form von neuen Antriebssträngen und Blechen erhält der SUV-Urvater mit Einführung der nächsten Generation.

Von Thomas Flehmer

Mit dem Älterwerden ist es so eine Sache. Nicht jeder kann sich damit abfinden, dass die ersten grauen Haare oder Fältchen das Aussehen verändern. Auch in der Autoindustrie wird ständig daran gearbeitet, die jeweiligen Modelle jung zu halten. Wie im täglichen Leben hat sich auch bei den Fahrzeugen der Begriff Facelift durchgesetzt. Nach vier Jahren in der dritten Generation kam nun mit dem RAV4 der Opa des SUV-Segments auf den OP-Tisch, um für die restliche Zeit bis zur vierten Ära weiterhin frisch dazustehen.

Größter Kofferraum im Segment

Für den optischen Anstrich wurde der RAV4, für den sich seit der Einführung 1994 mehr als drei Millionen Menschen weltweit begeisterten oder noch begeistern, die Frontpartie neu gestaltet. Mehr Chrom soll dem kompakten Geländewagen einen neuen, frischeren Auftritt verleihen. Zugleich wurde die Spur verbreitert und in der höchsten Ausstattungsvariante Executive den Kotflügeln ordentlich Botox mitgegeben, sodass sie jetzt prägnant nach außen drücken.

Das Heck zieren nun LED-Leuchten, die aber durch die Präsenz der Hecktür verdrängt werden. Diese öffnet - bedingt durch den Linksverkehr in Japan - weiterhin für deutsche Verhältnisse zur "falschen" Seite, erleichtert aber mit einer Ladehöhe von lediglich 62 Zentimetern das Beladen des laut Toyota "größten Kofferraums im Segment". Dieser kommt auf ein Volumen zwischen 486 und 1752 Litern. Wird der gesamte Platz benötigt, lassen sich die Sitze per Hebel von der Hecktür aus sehr leicht umklappen.

Doppelkupplung und Frontantrieb

Der Innenraum blieb weitesgehend unangetastet Foto: Toyota

Der Innenraum wurde weitgehend belassen, die hohe Sitzposition und die gute Anordnung der leicht zu bedienenden Instrumente spricht für sich. Neu geordert werden kann eine Leder-Alcantara-Ausstattung allerdings nur in der höchste Version "Executive". Etwas großzügiger sind die Japaner dagegen bei der Sechsstufen-Automatik im Diesel, die es früher auch nur in der hohen Klasse optional gab, nun aber auch in der mittleren der drei Niveaus zu bekommen ist.

Dass sich ältere Menschen im Alter noch ändern, ist nicht immer zu erwarten, bei den Fahrzeugen klappt es reibungslos. Dem Trend folgend ist der SUV-Opa nun auch als Fronttriebler und mit einer Doppelkupplung erhältlich, bei Toyota "Multidrive S" genannt, erhältlich. Nicht nur dem Trend, sondern auch der Umwelt geschuldet, wurden die bereits bekannten Motoren, der 2,0 Liter große Benziner und der 2,2 Liter große Diesel mit einem Spektrum zwischen 110 kW / 150 PS und 130 kW / 177 PS auf Sparsamkeit getrimmt.

Sparsamere Triebwerke

Die Straße ist der bevorzugte Untergrund Foto: Toyota

So verbraucht der bekannte Topdiesel 2.2 D-Cat mit 177 PS 6,7 Liter Diesel auf 100 Kilometern, was einem CO2-Ausstoß von 177 Gramm pro Kilometer entspricht. Das mit lediglich 150 PS ausgestattete identische Aggregat liefert mit 159 Gramm CO2-Ausstoß und 6,0 Litern den Topwert von allen sieben Motor- und Getriebemöglichkeiten.


Der Fahrspaß bleibt dabei nicht auf der Strecke. Die 177 PS sind auch bei der Beschleunigung des 1,7 Tonnen schweren Kompakt-SUV zu merken. Lediglich 9,3 Sekunden braucht der RAV4 bis zur 100 km/h-Grenze, bis 200 km/h geht der Fahrspaß, der auch auch unbefestigten Pfaden nicht getrübt wird. Hier kommen dem RAV4 seine Geländeeigenschaften zugute. Zwar wackelt es dann im Innenraum, dafür spüren die Insassen die Bodenunebenheiten mit dem Popometer kaum. Aber selbst im hohen Alter wird der RAV4 wohl nur selten abseits asphaltierter Wege unterwegs sein.

Start-Stopp und Hybrid kommt mit vierter Generation

Keine Platzangst im Fond Foto: Toyota

5800 kompakte SUV will Toyota noch in diesem Jahr an den Mann oder die Frau bringen, davon wählen dreiviertel der Kunden die mittleren Ausstattungsversion "Life", lediglich fünf Prozent verbleiben bei der Basisversion, insgesamt 60 Prozent setzen auf Dieselpower. Je nach Gusto und Geldbeutel beginnt der Einstieg mit dem 116 kW/158 PS starken Basisbenziner bei 23.800 Euro, der lediglich in der höchsten Version "Executive" erhältliche Topdiesel beginnt erst bei 34.950 Euro, dann allerdings schon gut ausgestattet.

Trotz der Auffrischung des Verterans bleiben Start-Stopp oder sogar ein Hybridantrieb außen vor. Diese werden erst mit der vierten Generation mitgeliefert, die wohl 2012 die derzeit aktuelle Generation in Rente schicken wird. Denn das Alter geht selbst an einem Auto nicht vorüber - da hilft dann auch kein Botox mehr.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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