Inspirierende Quelle

Toyota IQ

Der kleinste Toyota tritt in Konkurrenz zum Smart. Doch das eigentlich intelligente Raumkonzept geht in der Praxis nicht auf – und auch der Preis ist gar nicht klein.

Von Thomas Flehmer

Genchi Genbutsu lautet übersetzt der japanische Weg zur Quelle, zu etwas Neuem. Mit dem iQ, dem kleinsten Spross der Toyota-Familie, wollen die Japaner zeigen, dass sie den richtigen Weg beschritten haben. Im Zuge von Finanz- und Umweltkrisen scheint die gerade mal 2,98 Meter lange Pflasterblase genau den Zeitgeist zu treffen. Ein kleines, hübsch anzusehendes Modell - angeboten entweder mit einem 1,0 Liter Benziner oder einem 1,4 Liter großen Dieselmotor unter der Haube - welches in jede Parklücke passt.

Abnehmbarer Beutel statt Handschuhfach

Um den japanischen Mini - IQ steht übrigens nicht für Intelligenzquotient, sondern für innovative Qualität - mit möglichst viel Platz im Innenraum auszustatten, haben die Ingenieure gleich sechs Innovationen in das mindestens 845 Kilogramm schwere Mobil einfließen lassen. Das Differenzial wurde vor den Motor verlegt, so dass auch die Vorderräder so weit wie möglich vorn angebracht werden konnten. Zudem wurde das Lenkgetriebe höher und weiter nach hinten im Motorraum verlegt, um dort weiteren Platz einzusparen. Damit wird zudem ein famoser Wendekreis von 7,8 Metern erreicht. Dank eines flachen, lediglich 120 Millimeter kleinen, Unterflur-Tanks konnten die Hinterräder ebenso weiter nach vorn verlegt werden.

Schlanke Rückenlehnen der Vordersitze garantieren dem Fahrgast auf den hinteren Sitz 40 Millimeter mehr an Kniefreiheit, eine verschlankte Klimatisierungseinheit schafft ebenso Platz im vorderen Bereich wie der Verzicht auf ein Handschuhfach. Lediglich ein abnehmbarer Beutel kann diverse Kleinigkeiten aufnehmen. Dafür kann der Beifahrersitz sehr weit nach vorn geschoben werden und so dem Fahrer auf dem hinteren Sitz Platz machen.

Soziale Komponenten erforderlich

Sind alle Plätze besetzt, geht es sehr, sehr eng zu Foto: Toyota

Was pfiffig aussieht und an die eigentliche Intention erinnert, wenn man den Namen iQ hört, geht in der Praxis leider nicht auf. Toyota spricht vollmundig vom kleinsten Viersitzer der Welt, aber auch von einem 3 plus 1-Sitzer - und selbst das ist noch geprahlt. Während die vierte Person hinter dem Fahrsitz nicht größer als ein kleines Kind sein darf, das keine Beinfreiheit benötigt, ist die Person hinter dem Beifahrersitz auf die sozialen Stärken des vor ihm postierten Mitfahrers angewiesen.

Nur wenn der Beifahrer seinen ansonsten komfortablen Raum mit der hinteren Person teilt, können drei Personen den iQ bevölkern. Und selbst dann hält es die Person Nummer drei auch nur von Pankow bis Potsdam durch - eine Weiterfahrt nach Passau würde einer Tortur gleichkommen. Sicher sind die Personen auf den hinteren Sitzen allemal. Ein erstmalig eingesetzter Heckairbag schützt als einer von insgesamt neun Luftpolstern bei einem Aufprallunfall. Nicht nur deshalb streben die Japaner die für einen Kleinwagen ungewöhnliche Höchstnote von fünf Sternen beim EuroNCAP an.

Quelle in Lothringen

Nettes Cockpit Foto: Toyota

Sind nur zwei Personen an Bord, erweist sich der iQ als durchaus angenehmer Zeitgenosse. Der 68 PS starke Dreizylinder-Benziner agiert für das Kleinwagensegment recht laufruhig, die Gedenksekunde, die der Smart beim Schalten benötigt, fällt beim iQ weg, die 14,1 Sekunden bis zur 100 km/h-Marke vergehen schnell. 4,9 Liter soll der Schaltwagen verbrauchen, was einem CO2-Ausstoß von 99 Gramm pro Kilometer entspricht, die Automatikversion benötigt einen knappen Liter mehr. Sind die beiden Rücksitze umgeklappt, dann stehen immerhin 238 Liter Kofferraumvolumen zur Verfügung. Der Gepäcktransport ist auch die sinnvollste Art und Weise, den Raum hinter den Vordersitzen zu nutzen.

Und somit wird aus dem kleinsten Viersitzer der Welt ganz schnell ein komfortabler Zweisitzer, dessen Quelle wohl im lothringischen Hambach entspringt. Dort entsteht seit mehr als zehn Jahren der Smart, der bisher allein im Segment unterwegs war und nun einen kleinen Rivalen erhält, dessen Herausfordererstatus aber gleich zum Marktstart am 24. Januar unter Beweis gestellt werden muss.

Teurer Lifestyle

Der iQ ist zunächst nur in weiß und schwarz erhältlich Foto: AG/Flehmer

Denn der knuffige und in der Basisversion bereits gut ausgestattete iQ beginnt erst bei teuren 12.700 Euro, die höher liegende Ausstattungsvariante iQ+ bei 14.100, die Automatikversion ist jeweils 1200 Euro teurer, der durchzugkräftige Diesel kostet weitere 1000 Euro mehr.

Mit einem 950 teuren Navi und Lederausstattung mit Sitzheizung für 800 Euro sind schnell 18.000 Euro erreicht. Da müssen dann die im kommenden Jahr anvisierten 10.000 Kunden ebenfalls einen langen Weg gehen, um zu ihrer Quelle zu gelangen - zur Geldquelle.

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