Im Wendekreis der Erdumlaufbahn

Fahrbericht Toyota Aygo 1.0 VVT-i

Für Rechner mit spitzem Stift ist der Toyota Aygo durchaus eine Empfehlung. Allerdings sollte man gleichzeitig prüfen, ob man auch seine Schwächen mag.

Von Martin Woldt

Für sich genommen ist der Toyota Aygo in seinem Segment wohl nur ein Mini unter vielen. Etwas mehr als 8000 Fahrzeuge haben die Japaner davon in den ersten acht Monaten an den Mann und die Frau gebracht. Zusammen mit den baugleichen Citroen C1 und Peugeot 107 aber ist das Auto durchaus das meistverkaufte seiner Klasse. Konnte es doch in der Quersumme den im gleichen Zeitraum 23.000 mal abgesetzten Smart fortwo noch um 2000 Einheiten überflügeln und so gerechnet auf Platz zwei in der Zulassungsstatistik verweisen.

Günstiger Unterhalt

Ein triftiger Grund dürfte der mit 9.875 Euro günstige Anschaffungspreis für den Viertürer sein. Noch in der Ausstattungsvariante Aygo Club mit serienmäßigem ESP, sechs Airbags und funkbasierter Zentralverrieglung kann er sich mit 11.875 Euro sehen lassen. Überdies günstig ist seine Versicherungseinstufung, auch wenn sie ab Oktober leicht angehoben wird. Dann ist er mit Klasse 14 in der Haftpflicht und 15 in der Vollkasko unterwegs. Selbst die vom ADAC vor kurzem penibel ausgerechneten, laufenden Kosten weisen ihn mit unter 30 Cent pro Kilometer als einen der günstigen Kleinstwagen aus. Der sich das Wasser nur noch von solchen Minis wie dem Chevrolet Matiz, dem Hyundai i10, dem mit Erdgas betriebenen Fiat Panda oder dem Smart fortwo reichen lassen muss. Bei Letzterem etwa kamen die ADAC-Experten auf 27 Cent pro Kilometer. Aber er hat ja auch zwei Sitze weniger.

Vier Sterne im Crash-Test

Das Heck mit hoher Ladekante Foto:Toyota

Zur serienmäßigen Sicherheitsausstattung von Toyotas Kleinstem gehören ABS Front-, Seiten- und Kopfairbags. ESP verlangt im Basisfahrzeugallerdings 445 Euro extra. Zugleich kann der Aygo aber auf vier Sterne im Euro-Ncap-Crashtest verweisen, was in dieser Klasse nicht eben selbstverständlich ist.

Nervtöter im Handschuhfach

Leider hält der Aygo diese bislang überzeugende Vorstellung nicht in Gänze durch. Eher ernüchternd wirkt die nähere Betrachtung des Innenraumes. So bewirkt die nachvollziehbare Absicht, diverse Ablagen im Cockpit unterzubringen, dass die Fahrerumgebung sehr unübersichtlich und verwinkelt wirkt. Das Handschuhfach wird schnell mal zum Nervtöter, wenn nämlich lose darin verstaute Teile immer wieder den Deckel von innen aufdrücken. Unschön anzusehen ist der lange spillrige Schaltknauf der aus der schmalen Mittelkonsole aufragt. Wenigstens bedient er sich deutlich besser, als er aussieht.

Wenig Seitenhalt

Cockpit mit vielen Nischen Foto: Toyota

Von einem 3,41 langen Fahrzeug lassen sich natürlich keine Raumwunder erwarten, aber etwas mehr Seitenhalt in den Sitzen vielleicht schon. Der bleibt in den schmal geschnittenen Polstern zumal in Kurven schnell mal auf der Strecke. Wer als Erwachsener die Rückbank besteigt, sollten mit kurzen Strecken kalkulieren, denn auch der Normalgebaute wird kaum Platz finden, ohne die Knie in Verkleidung der Vordersitze zu bohren. Für den kleinen Einkauf und zwei Schulranzen taugt der 130 Liter Kofferraum ganz gewiss, nur muss alles Gepäck ziemlich von oben hinein gehoben werden, weil die hohe Ladekante für einen komfortablen Zugang nicht gemacht ist.

Trockenes Fahrwerk

Und auch an den Spielraum des Fahrwerkes sollte man keine überzogenen Erwartungen knüpfen. Gewiss, die Straßenlage ist selbst in Kurven ist stabil. Einen holprigen Untergrund wird man aber sehr bald von glattem Asphalt unterscheiden lernen. Auf Querrinnen und Schlaglöcher kann der Aygo gern verzichten. Sein Erdumlaufbahn großer Wendekreis von 12,2 Metern ist eine schwache Kür.

Flotte Fahrweise

Der Aygo Foto: Toyota

Was am Ende vielleicht doch mit mancher Schwäche dieses knuffigen Minis versöhnt, ist sein spritziges Fahrverhalten, insbesondere im Stadtverkehr. 14,2 Sekunden, die im Sprint von null auf hundert benötigt werden, drücken leider nicht aus, dass es zwischendurch auch mal viel flotter zugehen kann, wenn man aufs Gaspedal drückt, um in der Spitze schließlich 157 km/h zu erreichen. Das macht den Ein-Liter-Dreizylinder nicht gerade leise. Aber nach lärmenden Zwischensprints beruhigt er sich der 50 kW/68 PS starke Benziner auch schnell wieder. Im Datenblatt ist sein Verbrauch mit 4,6 Litern auf 100 Kilometern angeben. Real muss man wohl mit über einem Liter mehr rechnen. Im ADAC-Test hatten die Prüfer schließlich 5,9 Liter auf dem Zettel.

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