Auf dem Sprung in höhere Regionen

Suzuki Kizashi 2.4

Suzuki wagt den Sprung in die Mittelklasse. Die Limousine Kizashi wird es hierzulande aber gerade in dem deutsch geprägten Segment schwer haben.

Von Stefan Grundhoff

Wer Suzuki hört, denkt bislang allenfalls an Grand Vitara, SX4, Alto oder Swift. Doch die Japaner wollen zukünftig in die Mittelklasse aufsteigen. Und Ende des Jahres kommt die Limousine Kizashi auch nach Deutschland. Kein Wunder, dass die Automobilkrake Volkswagen seine Tentakel nach Suzuki ausstreckt.

Mit der Marke mitwachsen

Der japanische Kleinwagenspezialist hat sich in den vergangenen Jahren prächtig entwickelt. Das Portfolio an Fahrzeugen der unteren Segmente ist groß. SX4, Swift, Splash oder Alto sind durchweg gut im Markt platziert. Doch alles darüber musste bislang die allradgetriebene Allzweckwaffe Grand Vitara abdecken. Ab Ende des Jahres ist damit Schluss. Die Mittelklasselimousine Suzuki Kizashi kommt dann auch nach Deutschland.

Minoru Amano, Präsident von Suzuki International Europe: "Sicherlich ist eine unserer Kernkompetenzen der Bau von Klein- und Kompaktwagen. Durch die Erweiterung unseres Produktprogramms in das Mittelklassesegment, geben wir vor allem unseren bestehenden Kunden die Möglichkeit, mit der Marke mitzuwachsen."

Gelungenes Design

Bulliges Heck Foto: Suzuki

Doch die Trauben für den Klassenneuling hängen hoch. Denn in dieser Liga haben die deutschen Hersteller auf dem besonders umkämpften Heimatmarkt fest die Hosen an. Die etablierte Importkonkurrenz von Peugeot, Citroen, Mazda oder Toyota tut sich trotz ordentlicher Produkte seit Jahren überaus schwer gegen Platzhirsche wie VW Passat, Opel Insignia und Ford Mondeo. Deshalb hat man im Hause Suzuki lange gegrübelt, ob es überhaupt Sinn macht, das Markenportfolio in Deutschland mit dem Kizashi nach oben abzurunden.

Die Aussichten mit dem 4,65 Meter langen Mittelklassemodell signifikante Verkaufserfolge zu erzielen, scheinen gering. Hauptmarkt für die neue viertürige Mittelklasse-Limousine sind die USA, wo der Kizashi seit einigen Monaten auf dem Markt ist. Das Design des Mittelklässlers ist durchweg gelungen. Die kraftvolle Front, die leicht ausgestellten Radhäuser und das bullige Heck zeigen, dass die Japaner mit ihrem Erstversuch in dieser Klasse etwas bewegen wollen. Nur müde mitschwimmen ist ihnen zumindest in Sachen Design zu wenig.

Ordentliches Raumangebot, preiswerte Oberflächen

Hausmannskost im Innenraum Foto: Suzuki

Das würde man sich auch im Innenraum wünschen, doch hier zeigt der Japaner nicht mehr als müde Hausmannskost. Preiswerte Oberflächen, wenig Komfortdetails sowie beliebige Schalter und Anzeigeelemente dürften es ihm gegen die etablierte Konkurrenz gerade in einem Land wie Deutschland schwer machen. Dabei ist das Raumangebot ordentlich. Die Sitze könnten jedoch mehr Beinauflage und eine stärkere Konturierung vertragen. Auf der Rückbank können zwei Erwachsene bequem sitzen; für drei Insassen ist der Fond jedoch zu schmal. Der Laderaum fasst 461 Liter.

Bei dem sportlichen Aussehen ist einiges in Sache Motorisierung zu erwarten. Doch das trübe Einerlei des Innenraums setzt sich unter der Motorhaube fort. Der Vierzylinder mit 2,4 Litern Hubraum ist müde und wenig drehfreudig. Beim starken Beschleunigen wird das 131 kW/178 PS starke Triebwerk zwar laut, aber kaum engagierter. Das maximale Drehmoment von 230 Nm steht bei 4000 U/min zur Verfügung.

Nur als Benziner

7,9 Liter auf 100 Kilometern Foto: Suzuki

Schwierig für den US-Markt: Der Saugmotor ist mit einem manuellen Sechsgang-Getriebe kombiniert. Statt einer modernen Mehrstufenautomatik oder einem Doppelkupplungsgetriebe kann optional nur ein stufenloses CVT-Getriebe geordert werden, das gerade bei europäischen Kunden wenig beliebt ist. Den Spurt von null auf 100 km/h schafft die neue japanische Mittelklasselimousine handgeschaltet in knapp neun Sekunden; die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 205 km/h. Zudem soll sich der Kizashi mit 7,9 Litern Super auf 100 Kilometern zufrieden geben.

Während die Konkurrenz zunehmend auf Turbotriebwerke, regenerative Bremssysteme oder eine Start-Stopp-Automatik setzt, gibt es beim Kizashi wenig Innovatives. Das gilt auch für die Assistenz- und Sicherheitssysteme. ESP, ABS und zahlreiche Airbags sind an Bord - aber das war es auch schon - nicht viel für ein neues Modell, das die Konkurrenz unter Druck setzen will. Ein Dieselmotor ist nicht zu bekommen; jedoch bietet Suzuki seinen Kizashi mit einem optionalen Allradantrieb mit variabler Kraftverteilung an.

Allradversion folgt später

Gut abgestimmt zeigt sich das Fahrwerk. Es ist alles andere als schwammig und der Komfort kommt nicht zu kurz. Die Lenkung arbeitet präzise und auch die USA-typischen Querfugen der Highways werden locker geschluckt. In Sachen Fahrdynamik zeigt sich der fast 1,6 Tonnen schwere Kizashi jedoch ähnlich müde wie sein Vierzylinder-Triebwerk. Im Grenzbereich schiebt der Japaner spürbar über die Vorderachse und lässt durch sein leicht träges Heck wenig Fahrfreude aufkommen.

In Deutschland wird der Suzuki Kizashi ab Herbst 2010 nur mit Komplettausstattung angeboten. Zum genauen deutschen Preis schweigt sich das Unternehmen noch aus. Beim Marktstart wird der Kizashi nur als Fronttriebler mit Handschaltung verfügbar sein. Später folgt eine Allradversion mit einem stufenlosen CVT-Getriebe. Das heißt, selbst mit Komfortausstattung dürfte der Einstiegspreis für den Kizashi 2.4 Sportsline 2WD in Deutschland deutlich unter 25.000 Euro liegen. Muss er auch, denn dafür sind auch die Konkurrenten zu bekommen.

Fehlende innovative Technologien als Knackpunkt

Der Kizashi wird es trotz Komplettausstattung und fairem Preis schwer haben, sich auf dem deutschen Markt in Szene zu setzen. Designer und Entwickler aus dem Hause Suzuki haben einen ordentlichen Job gemacht; doch das ist in dieser Klasse zu wenig. Innovative Technologien komplett auszusparen, ist aus Kostensicht des Herstellers verständlich, doch dem Kunden kaum zu vermitteln. Zumindest die Allradversion könnte sich einen Spartenmarkt sichern. (mid)

Vorheriger ArtikelAus Magentis wird Optima
Nächster ArtikelStärkung durch Krise
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden