Zwei Welten des Suzuki Jimny

Kleiner 4 mal 4

40 Jahre hat der japanische Hersteller den Jimny schon im Programm. Mitunter fragt man sich warum, um hinter dem Steuer dann doch ein paar gute Gründe dafür zu finden.

Von Martin Woldt

Die Verkaufszahlen verkünden keine Rekorde. Die Technik ist im Grunde von gestern. Und wirklich günstig ist er gemessen an Wettbewerbern wie dem Lada Niva eigentlich auch nicht. Spaß aber scheint er nach wie vor zu machen. Knapp 7000 Jimnys verkaufte Suzuki 2009. Ziemlich unbehelligt kurvt der Floh seit nun mehr 40 Jahren im Segment der kleinen Allradautos umher. Und wenn man an Suzukis angestrebte Allianz mit Volkswagen denkt, dann hat er womöglich sogar als Selbstzünder wieder eine Zukunft. Der Diesel war ihm 2009 mangels Nachfrage abhanden gekommen.

Noch immer ohne ESP

Seit mittlerweile 12 Jahren hat der Jimny keine wesentlichen technischen Erneuerungen erfahren. Dabei wäre zum Beispiel ESP längst zeitgemäß, zumal mit dem 3-Kanal-ABS die Hardware längst an Bord ist. Der hohe Schwerpunkt, der kurze Radstand von 2,25 Meter, das nachgiebige Fahrwerk, sie machen ein wenig vorsichtiger als sonst, wenn man sich anschickt, Lastwechselreaktionen bei schnellen Lenkradbewegungen auszuloten.

Zwar wirkt der serienmäßige Allradantrieb dem Übersteuern etwas entgegen. Nur lässt sich der Frontantrieb eben auch abschalten, und sei es um Sprit zu sparen.

Spaßresistent auf der Rückbank

Radstand von 2,25 Meter Foto: Suzuki

In den 40 Jahren ist der Jimny um 40 Zentimeter auf mittlerweile 3,63 Meter gewachsen. Das hat ihn zwar offiziell zum Viersitzer werden lassen. Von Spaß auf der Rückbank kann man aber nicht ernsthaft sprechen. Vielleicht eher, wenn es sich um eine von hinten bis zur B-Säule offene Cabrio-Variante handelt. Dann lässt der wehende Fahrwind die Enge um die Knie etwas in Vergessenheit geraten. Der unangestrengte Rückbanknutzer hat typischerweise seine Pubertät noch weit vor sich und betrachtet das Durchzwängen beim Einstieg mehr als Abenteuer denn als freien Eintritt. Lehne am Hebel abklappen, Sitzklemme ziehen, dann nach vorn schieben – das wirkt ziemlich antiquiert.

Zu viert mit Gepäck muss man sich bescheiden können. Viel mehr als Kamm, Zahnbürste und Rasierzeug sind kaum unterzubringen im 113 Liter großen Stauraum. Das ist halbes Smart-Niveau. Zu zweit mit angeklappter Rückbank lässt sich das Volumen auf 800 Liter erweitern. Aber immerhin kann der Jimny bis zu 1,3 Tonnen an den Haken nehmen. Mit Anhänger immerhin ist auch ein Wocheneinkauf möglich.

Das Geheimnis

Der Jimny von 1998 Foto: Suzuki

Bei allen Einschränkungen steht der Jimny dennoch für Fahrspaß. Aber worin besteht der eigentlich? Das hat wohl mit seiner guten Übersichtlichkeit zu tun. Die hohe Sitzposition (Bodenfreiheit 19 Zentimeter), die geraden Säulen, die großen weitgehend rechteckigen Fenster belassen selbst im geschlossenen Fahrzeug spürbare Nähe zum Umfeld. Es gilt: sehen und gesehen werden.

Zudem ist der Jimny mit angekappten Spiegeln nur 1,35 Meter breit und so besonders parklückentauglich. Zwar muss man sich ein Weilchen an die Dimension des außen an der Hecktür angeflanschte Ersatzrades gewöhnen, zwängt sich aber – auch dank des Wendekreises von nur 9,8 Metern – zumeist erfolgreich durch jegliche urbane Enge.

Zwischen Straße und Gelände

Plastik-Cockpit Foto: Suzuki

Noch überzeugender bewegt sich der Jimny im Gelände. Im Unterschied zu manch modernem Pseudo-Offroader kann man ihm abseits der Straße durchaus einiges zumuten. Eine Geländeuntersetzung und der per Knopfdruck zuschaltbare Vorderradantrieb gehören zur Serienausstattung. Auf seinem an Schraubenfedern aufgehängten Leiterrahmen schaukelt man dann ziemlich über den Acker. Aber das ist dann eben: Vorwärtskommen, wo andere passen müssen.

Auf der anderen Seite liefert der Jimny auf normaler Straße nicht unbedingt eine Fahrvorstellung für den Massengeschmack. Die Lenkung lässt doch viel Spiel in der Mittellage. Vom Fahrbahnkontakt der Vorderräder ist nur wenig zu erspüren. Die manuelle Fünfgangschaltung besitzt nur dürftig geführte Schaltwege. Und auch die Geräuschkulisse ist keine Einladung für lange Überlandtouren. Über Kopfsteinpflaster schaukelt die Karosse unruhig daher.

Eine Motorisierung

Der Jimny als Cabrio Foto: Suzuki

Inzwischen gibt es den Suzuki nur noch mit einer Motorisierung. Man kann den 1,3 Benziner mit 63kW/86 PS als ausreichend betrachten. In gut 14 Sekunden eilt er von null auf hundert und schafft dann noch 140 km/h. Doch ist davon im Grunde abzuraten. Wer solche Autobahngeschwindigkeiten fährt, muss sich auf einen Verbrauch von über elf Litern einstellen. Und auch in der Stadt liegt man so um die 9,3 Liter auf 100 Kilometer. Das ist doch ziemlich viel für ein nur etwa 1150 Kilogramm schweres Fahrzeug.

Wer die im Normverbrauch angegebenen 7,2 Liter anstrebt, muss sich sehr zurückhalten. 14.600 Euro muss man mindestens veranschlagen. Ab 16.700 Euro kann man dem Jimny auch mit Automatik fahren. Letztlich kommt es wohl darauf an, wie viel einem der Spaß wert ist.

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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