Tempo 30 als Herausforderung

Suzuki Hayabusa

Sie ist ein Motorrad für abgeklärte Biker. Wer die Suzuki Hayabusa mit ihren 200 PS bewegt, der sollte wissen, dass es natürliche Grenzen auf einem Zweirad mit dieser ungeheuren Leistung gibt.

Von Heiko P. Wacker

Begeisterung und Entsetzen hat die Hayabuas von Suzuki bei ihrem Debüt auf sich vereint. Als 300 km/h schnelles Motorrad schien sie vor allem all jene zu bestätigen, die schon immer um die Bösartigkeit rasanter Zweiräder zu wissen glaubten. Das war 1999, seitdem haben sich die Zeiten geändert, und so konnte die aktuelle Generation des japanischen Speedbikes erfreulich unspektakulär an den Start gehen - mit Kraft im Überfluss für 13.590 Euro.

Optimierte Verkleidung

Auch die Neue mit dem schönen Namen Wanderfalke ist eindeutig als typische Hayabusa zu erkennen: In bekannter Manier wölbt sich die organisch anmutende Hülle dem Betrachter entgegen. Die Verkleidung wurde für den Luftstrom optimiert. Weit mehr tat sich unter der Hülle der starken Suzuki, die aus 1 340 Kubikzentimetern stolze 145 kW/197 PS Leistung schöpft, die bei 9.500 Umdrehungen anliegen. Zudem lässt das maximale Drehmoment von 155 Nm bei 7.200 Touren erahnen, was sich so tut, wenn man mutig am Gasgriff dreht.

Das Cockpit der Suzuki Hayabusa Foto: Suzuki

Zuvor sollte man sich freilich einer freien Bahn gewiss sein, gelang doch mit der Hayabusa ein Motorrad, das mit schier unglaublicher Vehemenz zu Werke geht. Dabei ist es nahezu egal, in welchem Gang und in welchem Drehzahlbereich man sich befindet - Kraft ist stets mehr als genug vorhanden. Das volle Potenzial des Wanderfalken sollte folglich nur ausschöpfen, wer die nötige Abgeklärtheit hat: So stark sie ist, so viel Verantwortungsbewusstsein verlangt diese Suzuki. Denn selbst jenseits von Tempo 200 legt die Busa zu, so dass auf gut bekannten Autobahnabschnitten plötzlich nie zuvor gesehenen Kurven überraschen, während der restliche Verkehr gefühlt auf der rechten Fahrbahn parkt.

Ende bei 295 km/h

Erst kurz vor der magischen Marke von 300 km/h ist Schluss, bei 295 km/h schiebt die Elektronik einen Riegel vor. Dass der bedauernswerte Hinterreifen diese Beschleunigungsorgie selbst bei Tempo 270 nur mit einem gewissen Schlupf meistern kann, entgeht dem Fahrer wahrscheinlich in solchen Situationen. Wer nämlich zünftig die sechs Gänge durchlädt und die Nadel des Drehzahlmessers bis an den bei 11.000 Touren beginnenden roten Bereich jagt, der muss seine volle Konzentration ohnedies auf die Straße richten.

Ein Power-Bike, die Hayabusa von Suzuki Foto: Suzuki

Dabei hat die Hayabusa an sich nichts mit Krawallmacherei am Hut - frei nach dem Motto «Es ist immer der Mensch, der zu schnell fährt, nicht das Motorrad». Im vorliegenden Fall muss sich der Mensch hinter dem Lenker aber stets gut im Griff haben, denn schon ein kleiner Dreh am Gasgriff lässt die Tachonadel nach dem Ortsschild auf Tempo 100 schnalzen. Und von der Herausforderung einer Tempo-30-Zone wollen wir jetzt einmal gar nicht reden.

Daheim fühlen sich hier weder Ross noch Reiter. Zum Glück bietet die Welt auch so manchen Landstraßenkilometer, wo die Suzuki sichtlich besser aufgehoben ist. Ungeachtet des stolzen Leergewichts von 260 Kilo lässt sie sich zielsicher durch die Lande dirigieren - auch wenn zuweilen ein wenig Nachdruck nötig ist, um das voluminöse Bike auf Kurs zu halten. Die gemäßigte Fahrt bis Tempo 100 wirkt sich erfreulich auf den Verbrauch aus, der sich im Extremfall bis auf 5,3 Liter drücken lässt, und auch bei normaler Fahrweise bei moderaten sechs Litern liegt. Wird nicht ständig auf der Autobahn Zunder gegeben, reicht der 21 Liter fassende Tank für rund 350 Kilometern. Seinen Preis hat auch die Haftpflichtversicherung, die bei der AXA mit 202 Euro recht sanft zu Buche schlägt.

Platz für viele Rollen

Gemacht für die Rennstrecke Foto: Suzuki

So ist denn die Hayabusa im Ganzen gesehen ein außerordentlich potentes Speedbike. Wenn man jedoch möchte, kann man sie auch als einen hervorragenden Sporttourer mit bequemem Sattel, gutem Windschutz und sehr moderaten Trinksitten bezeichnen - und somit beinahe als vernünftiges Motorrad. Wer eben knapp 200 PS unter der Verkleidung hat, hat Potenzial für viele Rollen. Die 13.590 Euro kostende Suzuki spielt sie alle mit Bravour. (mid)

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