Subaru XV 2.0i – Versteckter Charme

Später Einstieg

Subaru XV 2.0i – Versteckter Charme
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Die Allradspezialisten von Subaru haben erst sehr spät das SUV-Segment für sich entdeckt. Der XV schafft sich dabei eine kleine Nische zwischen einem dynamischen Design und einer gewissen Schrulligkeit.

Von Holger Holzer

Schon lange bevor Quattro, 4Matic und xDrive das Licht der Welt erblickten, baute Subaru Allrad-Pkw. Da wundert es, dass die Japaner das Boom-Segment der SUV so lange links haben liegen lassen. Seit kurzem schließt der Subaru XV die Lücke im Modellprogramm. Grundsätzliche Neuerungen kann er seiner Gattung nicht abringen, mit exotischer Technik und seinem versteckten Charme schafft er sich aber zumindest eine eigene kleine Nische.

Nüchternheit im Innenraum des Subaru XV

Der Subaru ist schon ein wenig schrullig. Das fällt schon bei der ersten Begegnung mit dem Allrader auf. Während er sich äußerlich noch ein nach aktueller Mode geschneidertes Dynamiker-Blechkleid à la Ford Kuga und Hyundai ix35 leistet, herrscht im Innenraum eine lange vergessene Nüchternheit – selbst beim voll ausgestatteten Testwagen. Nur die dünnen Chromleisten um die Instrumente und der überraschend bunte Zentralbildschirm geben dem Auge Futter.

Ansonsten gibt es großflächig nackten Kunststoff, der nur von Schaltern und Instrumenten unterbrochen wird. Über die gibt es nicht viel mehr zu sagen, als dass sie da sind und funktionieren. Und so soll es offenbar sein: Hier ist alles einfach, praktisch, frei von Schnickschnack. Das kann man nun als lieblos kritisieren - oder als schnörkellos loben, vor allem da die Verarbeitung auf hohem Niveau liegt. Richtig zusammenpassen wollen das durchaus schicke Äußere und der Innenraum im Plastik-Stil aber nicht.

Subaru hält Boxer-Motor die Treue

Der Innenraum des Subaru XV ist nüchtern gehalten Subaru

Eine weitere Schrulle leistet sich Subaru traditionell beim Motor. Neben Porsche sind die Japaner die letzten, die bei ihren Triebwerken dem in Produktion und Wartung kostspieligen Boxerprinzip die Treue halten. Auch im XV-Testwagen schlägt der Vierzylinderbenziner zur Seite aus. Der Fahrer merkt davon allerdings zunächst nichts – denn bauartbedingt ist das Triebwerk ein Ausbund an akustischer Zurückhaltung. In diesem Fall ist das ein großer Vorteil, denn der träge Verbrenner mit nominell immerhin 110 kW/150 PS braucht mindestens 4000 Touren, um überhaupt so etwas wie Temperament zu entwickeln. Dort, wo viele Reihenvierzylinder bereits mit ohrenbetäubendem Lärm nerven, ist der Saug-Boxer dann aber noch immer kaum zu vernehmen.

Dem Verbrauch tut das hohe Drehzahlniveau aber nicht gut. Wer jedoch im zähen Drehzahlbereich zwischen 2000 und 3000 Touren unterwegs ist, kommt mit rund 8,5 Litern aus – was für einen Allrader dieser Größe durchaus in Ordnung geht. Trotzdem ist beim XV der alternativ angebotene Boxer-Diesel mit 108 kW/147 PS die bessere Wahl. Nicht nur was den Verbrauch, sondern vor allem, was die Fahrleistungen angeht (Preis: ab 26.700 Euro).

Subaru XV für Freunde technischer Sonderwege

Subaru hält Allradantrieb und Boxer-Motor die Treue Subaru

Eine weitere Subaru-Spezialität ist der serienmäßige Allradantrieb. Die Japaner setzen dabei auf eine eigene, besonders leichte Technik mit permanenter Kraftübertragung an alle vier Räder, die auf rutschigem Untergrund und bei der Fahrdynamik den häufig nur zuschaltenden Allradsystemen der direkten Konkurrenz überlegen ist. Zum Offroader oder Kurvenräuber wird der XV damit allerdings nicht, auch wenn das verbindliche Fahrwerk kaum Wankbewegungen der Karosserie zulässt und die vergleichsweise leichte Fuhre immer sauber in der Spur hält. Als Zugfahrzeug ist der Japaner zudem nach SUV-Maßstäben wenig talentiert, lediglich 1600 Kilogramm dürfen an den Haken.

Der Subaru XV ist unterm Strich ein Kompakt-SUV für Fans der Marke und Freunde technischer Sonderwege. Zudem gehört er mit einem Startpreis von 21.600 Euro für den kleinen Benziner mit 84 kW/114 PS und 23.700 Euro für den Top-Benziner mit 110 kW/150 PS zu den preisgünstigeren Angeboten auf dem deutschen Markt. Abseits davon vermag der Japaner aber keine Ausrufezeichen zu setzen. Auch beim Platzangebot ist er nur Durchschnitt, bietet kaum mehr Raum als die technisch verwandte Kompakt-Limousine Impreza. Pfiffige Ausstattungs-Ideen oder eine erhöhte Variabilität, die das ausgleichen könnten, sind nicht zu finden. So verpasst es der Spätstarter im SUV-Segment, Akzente zu setzen – übrig bleiben ein paar Schrulligkeiten. Die kann man sympathisch finden oder nicht. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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