Exot mit stillen Tugenden

Subaru Impreza Diesel

Recht unauffällig zieht der Subaru Impreza seine Bahnen. Dabei hat der Diesel nicht nur unter der Motorhaube etwas zu bieten.

Von Holger Holzer

Als absoluter Exot unter den zahlreichen Allerweltsautos der Kompaktklasse besetzt der Subaru Impreza eine kleine aber feine Nische. Die Kombination von Allradantrieb und Boxermotor gibt es sonst in der Brot-und-Butter-Klasse nirgends. Seit kurzem bieten die Japaner sogar eine Dieselversion an, die ab 24.490 Euro zu haben ist.

Große Lufthutze

Während bei den Benzinerversionen die eher unauffällig gestaltete Schrägheck-Karosserie keinerlei Hinweis auf die ungewöhnliche Technik gibt, wartet der Diesel mit einer großen Lufthutze auf der Motorhaube auf. So rückt er optisch in die Nähe des Turbo-Hochleistungsmodells Impreza WRX STi, das sich im Rallyesport einen hervorragenden Ruf erarbeitet hat. Ganz so sportlich geht der Selbstzünder zwar nicht zur Sache, doch im Vergleich mit den blutarmen Saugbenzinern bietet der 110 kW/150 PS starke Turbodiesel ein deutliches Plus an Temperament.

Herausstechendes Merkmal des Antriebs ist jedoch die enorme Laufruhe, die aus der Boxer-Bauweise resultiert. Selbst im Leerlauf lassen sich dank der gegenseitigen Neutralisierung der sich horizontal bewegenden Zylinder kaum Vibrationen wahrnehmen. Dementsprechend gibt sich das 2,0-Liter-Triebwerk
auch akustisch zurückhaltend. Unter dem Strich fallen die bauartbedingten Vorteile des Boxers gegenüber modernen und ebenfalls sehr laufruhigen Common-Rail-Dieselmotoren aber nicht mehr stark ins Gewicht.

Hoher Verbrauch

Mit Allradantrieb ist der Impreza kein Schnäppchen Foto: Subaru

In anderen Bereichen kann der von Subaru selbst entwickelte Motor ebenfalls überzeugen, ohne aber herauszustechen. Das an ein manuelles Sechsganggetriebe gekoppelte Vierzylinder-Triebwerk tritt spontan und mit dieseltypischem Durchzug an und beschleunigt den Wagen in 8,6 Sekunden von null auf Tempo 100. Die Spitzengeschwindigkeit ist bei 205 km/h erreicht; alles Werte auf Augenhöhe mit der dieselerfahrenen deutschen Konkurrenz. Lediglich beim Verbrauch kann der Japaner nicht ganz mithalten: der Normwert von 5,8 Litern je 100 Kilometer liegt deutlich höher als beispielsweise beim Allrad-Golf.

Mit dem Golf ist gleichzeitig auch einer der wenigen Wettbewerber genannt, die in der Kompaktklasse mit Allradantrieb aufwarten können. Beim Diesel-Impreza ist die Technik serienmäßig an Bord; ein Zentraldifferential mit Viscokupplung verteilt die Kraft unter Normalbedingungen permanent zu gleichen Teilen zwischen den Achsen. Das sorgt vor allem auf Schnee oder in leichtem Gelände für sehr gute Traktion und auf normalem Untergrund für eine sichere Straßenlage. Zusammen mit der präzisen Lenkung und dem agilen Fahrwerk kommt durchaus Fahrspaß auf. Ein Untersetzungsgetriebe für erhöhte Geländegängigkeit, wie es für die Benziner zu haben ist, gibt es beim Diesel allerdings nicht.

Kein Schnäppchen

Viel Platz im Cockpit Foto: Subaru

In der Kompaktklasse geht es auch um ganz alltägliche Tugenden, bei denen der Exot eher durchschnittlich abschneidet. Die Passagiere auf den Vordersitzen haben viel Platz, der Fond bietet bei großer Kopffreiheit aber einen eher knappen Knieraum. Zudem ist der Gepäckraum eingeschränkt; lediglich 301 Liter stehen bei voller Bestuhlung zur Verfügung, maximal können 1216 Liter geladen werden. Beide Werte liegen am unteren Ende des Klassenstandards, obwohl die Fahrzeuglänge mit 4,42 Metern fast schon Mittelklasseformat erreicht. Ausgeglichen wird das durch gute Zugfahrzeug-Gene; ordentliche 1600 Kilogramm dürfen an den Haken.

Der Allradantrieb treibt die Kosten für den Diesel-Impreza in die Höhe: Mit 24.490 Euro ist er kein Schnäppchen. Allerdings sind unter anderem immer Klimaautomatik, CD-Radio und Berganfahrhilfe an Bord. Und ein vergleichbarer VW Golf mit Allradantrieb ist mit einem Einstiegspreis von 26.790 Euro ein gutes Stück teurer.

Unterm Strich macht vor allem der in der Kompaktklasse seltene Allradantrieb den Subaru Impreza zu etwas besonderem. In den meisten anderen Beziehungen bietet der solide Japaner gehobene Hausmannskost, kann aber kaum herausstechen. So wird es wohl trotz des neuen Dieselmotors bei der Nischenexistenz bleiben. (mid)

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