Halb Fisch, halb Fleisch

Subaru Forester 2.0 X

Subaru hat sich eine ungewöhnliche neue Zielgruppe für sein erstes und einziges Sport Utility Vehicle ausgeguckt: Frauen. Schließlich galten die Pseudo-Offroader bislang doch eher als Männerspielzeug.

Von Jürgen Wolff

Seit sechs Jahren richtet Subaru einen Wettbewerb nur für Frauen aus: Alljährlich wird nach durchaus hartem Wettbewerb die «Subaru Allrad-Lady» gekürt. Dabei haben die Subaru-Verantwortlichen schnell festgestellt: «Die Anforderungen, die Frauen an ein Auto stellen, unterscheiden sich nicht signifikant von denen der Männer.»

Eingeschränkte Offroad-Tauglichkeit

Das Fazit: «Gut sitzen wollen die Damen, eine ordentliche Übersicht über den Verkehr haben und genügend PS dürfen durchaus unter der Haube stecken.» Kriterien, die auch auf die neue, nun dritte Generation des Subaru Forester passen. Mehr oder weniger. So sieht der Forester zwar aus wie ein Offroader - ist aber wie die meisten SUVs heutzutage nur sehr eingeschränkt geländetauglich.

Das verhindert schon das Grundkonzept: Offroader haben in der Regel einen robusten Leiterrahmen, auf den die Karosserie montiert ist. Der Forester dagegen folgt dem Konzept der Limousinen: Er hat keine Rahmenstruktur, sondern eine selbst tragende Karosserie. Statt Starrachse gibt es Einzelradaufhängung und auch sonst lässt sich der Forester eher wie ein Van oder ein Kombi fahren: Souverän und bequem - solange er Asphalt unter den Rädern hat.

Der Motor im Subaru Forester 2.0 X Foto: Press-Inform

Gelände mag er trotz 21,5 Zentimeter Bodenfreiheit allenfalls in knappen Dosierungen. Auch die Dual-Range-Untersetzung beim 5-Gang-Handgetriebe sorgt nicht wirklich für Geländetauglichkeit - wohl aber für mehr Durchzugskraft an Steigungen oder im Anhängerbetrieb. «Crossover» trifft es denn auch eher, wenn man den Forester charakterisieren sollte. Durch die hohe Bauart ist für einen bequemen Ein- und Ausstieg gesorgt, die Übersicht ist dank der hohen Sitzposition prächtig und Platz ist im Gepäckabteil so viel wie in einem guten Kombi.

Modernes Design

Das Cockpit im Subaru Forester Foto: Subaru

Dazu kommt ein modernes und urbanes Außendesign. Und viel Platz. Der Forester der dritten Generation ist in alle Richtungen gewachsen. Mit 4,56 Meter ist er 7,5 Zentimeter länger als sein Vorgänger, 4,5 Zentimeter breiter (1,78 Meter) und elf Zentimeter höher (1,7 Meter). Dazu wurde der Radstand um neun Zentimeter auf nun 2,615 Meter verlängert. Das meiste von diesem Zuwachs kam der inneren Größe zugute: Im Forester sitzt man bequem auf allen Plätzen. Die Beinfreiheit hinten ist ebenso lobenswert wie Einstellmöglichkeiten von Sitz und Lenkrad vorne.

Platz gibt's auch ganz hinten: Voll bestuhlt fasst das Gepäckabteil 450 Liter, klappt man die im Verhältnis 60:40 geteilten Rücksitzlehnen um, sind 1610 Liter nutzbar. Das entspricht wie die Zulademöglichkeit von über einer halben Tonne in etwa dem, was heute ordentliche Kombis bieten.

Der Innenraum selbst macht einen aufgeräumten, die Fertigungsqualität einen hochwertigen Eindruck. Dass man auf Plastik blickt, wohin auch immer man das Auge schweifen lässt, ist Geschmackssache. Immerhin macht der Kunststoff ringsum keinen billigen Eindruck.

Rundum Airbags

Ein Blick in den Kofferraum des Subaru Forester Foto: Press-Inform

Aufgefangen wird dieser erste Eindruck beim zweiten Hinsehen durch ein paar individuelle Details. Allem voran die auch am Tag blau leuchtend hinterlegten und von Chromringen eingefassten Rundinstrumenten, auf denen beim Einschalten der Zündung erst einmal die Zeiger bis zum Anschlag nach rechts durchwischen, um dann auf Null zurück zu pendeln - ohne höheren Nährwert, aber doch jedesmal nett anzuschauen. An Sicherheit hat Subaru beim neuen Forester nicht gespart - wohl aber aus Sicherheit: Die üblichen Aufhängehaken über den hinteren Seitenfenstern fehlen. Aus gutem Grund und mit Bedacht, wie Subarus Kundendienst-Chef Bernhard Schäfer betont: Vor den Fenstern aufgehängte Jacken könnten die Funktion der Vorhangairbags stören. Und über Airbags verfügt der Forester rundum.

Dass sie gar nicht erst zum Einsatz kommen, dafür soll auch die Dynamische Fahrdynamikregelung VDC sorgen. Sensoren messen Geschwindigkeit und Querbeschleunigung, Giermoment und Bremsstatus, Lenkwinkel und Drosselklappenstellung. Daraus wird die gewünschte Fahrtrichtung erkannt, mit der tatsächlichen verglichen und notfalls durch Eingriffe in Motor- und Bremssystem korrigiert.

Straffes Fahrwerk

Das Fahrwerk ist gut und straff abgestimmt, die Federung komfortabel, die Lenkung arbeitet geschwindigkeitsabhängig. Als einzige Motorisierung bietet Subaru zur Markteinführung den überarbeiteten 2,0-Liter-Boxermotor mit vier Zylindern an. Der Drehmomentverlauf wurde in den unteren und mittleren Bereichen verbessert, der Zylinderkopf ist neu. Das kam vor allem dem Verbrauch zugute: Mit 8,4 Liter Super auf 100 km ist der Japaner zwar kein Sparpaket, aber in guter Gesellschaft. Zum Renner ist der Forester allerdings auch jetzt noch nicht geworden - obwohl 110 kW/150 PS für einen allradgetriebenen 1,4-Tonner auf den ersten Blick so schlecht nicht aussehen. Der Boxer zieht den Forester damit nicht gerade forsch, aber doch ganz alltagstauglich voran.

Das Heck des Subaru Forester 2.0 X Foto: Press-Inform

Solange man auf die Automatik verzichtet. Denn die ist ein wahrer Leistungsvernichter: nervös, unharmonisch, kurzatmig. Schon die Zahlen zeigen es: Mit der serienmäßigen 5-Gang-Handschaltung schafft der Forester den Spurt von 0 auf 100 km/h in noch respektablen 11,0 Sekunden - mit der 4-Gang-Automatik braucht er 12,7 Sekunden. Und subjektiv empfunden sind es noch deutlich mehr. Die 1400 Euro Aufpreis für die Automatik kann Frau sich also getrost sparen.

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