Skoda Roomster Scout: Lauter Pfadfinder

Skoda erweitert seine Scout-Abteilung. Während der Octavia allerdings mit Allradantrieb durchs Gelände fährt, bietet der Roomster nichts weiter als Offroad-Optik.

Von Thomas Flehmer

Der Geländetrend hat jetzt auch Skoda vollkommen erreicht. Nachdem der Mutterkonzern VW im vergangenen Jahr begann, seine Modelle mit einer Geländeoptik zu verschönern, zog die tschechische Tochtermarke mit dem Octavia Scout nach. Doch während die Cross-Modelle aus Wolfsburg lediglich designmäßig aufgefrischt wurden, verstärkte Skoda sein Flaggschiff mit Allradantrieb.

Robuste Optik

Drei Monate später folgte nun die Rolle rückwärts: Der im vergangenen Jahr auf den Markt eingeführte Roomster bekam für seinen Auftritt als Offroad-Version nur einen kosmetischen Überhang. «Wir haben den Markt beobachtet und wollen ihn natürlich auch bedienen», sagt Skoda-Pressesprecher Christoph Ludewig. Eine Anweisung aus dem Mutterhaus aus Wolfsburg sei nicht erfolgt.

So unterscheidet sich der Roomster Scout von seinen «zivilen» Brüdern durch eine «kraftvollere, robuste Optik», so Skoda. 43 Millimeter höher, 14 Millimeter länger und elf Millimeter breiter ist der Scout als die normale Version. Der Zuwachs an Höhe und Breite kommt durch die Beplankung, die dem Roomster in der Tat eine gewisse Robustheit verleiht, der Radstand bleibt mit 2,62 Metern gleich. Anstatt mit Stoßfängern in Wagenfarbe rollt der Scout auf 17 Zöllern und mit schwarzen Anbauteilen daher. Insgesamt wurden 19 neue Teile verbaut, die die Charakteristik der neuen Serie hervorheben sollen.

Veränderungen in Silber

Das Heck des Skoda Roomster Scout Foto: Werk

Neben getönten Seitenscheiben hinten sowie der Heckscheibe sind die meisten Neuerungen ansonsten im Innenraum zu finden. Die Sitzbezüge sind aus dem gleichen Material wie beim Octavia Scout, können aber die gewisse Weiche nicht verbergen. Zudem ist die Sitzfläche arg knapp bemessen. Die weiteren Veränderungen betreffen Schalter und Knöpfe, die mit einem matt-silbernen Farbton überzogen wurden.

In Silber erscheint auch die Edelstahl-Pedalerie; Lenkrad, Handbremse und Schaltknauf bekamen einen Lederüberzug. Insgesamt 400 Euro mehr kostet der kosmetische Feinschliff für das Terrain des Pfadfinders. Ansonsten bleiben Maße und Längen bis auf einen Wert identisch mit dem Basismodell. So bietet das Modell weiterhin enorm viel Platz, sowohl bei Bein- und Kopffreiheit, als auch beim Ladevolumen, dass von 450 auf starke 1780 Liter gesteigert werden kann.

Starke Anzugsschwäche

Viel Platz im Innenraum Foto: Werk

Durch die Veränderungen hat der nunmehr 1325 Kilogramm schwere Scout fünf Kilogramm mehr zu schleppen. Sicher sind fünf Kilogramm nicht viel. Doch bei dem 1.4 TDI PD mit 59 kW/80 PS scheint jedes Gramm weniger hilfreich zu sein, wie die Testfahrten zeigten. Beim Anzug machen sich die für Dieselmodelle dürftigen 195 Nm, die bei 2200 U/min anliegen, bemerkbar.

Der Dreizylinder muss stark ackern, um auf Touren zu kommen. 14,7 Sekunden benötigt der Diesel bis zum Passieren der 100 km/h-Marke, 163 km/h soll die Höchstgeschwindigkeit sein. Bei den Tests konnte der Roomster noch etwas schneller unterwegs sein.

Lauter Diesel

Gute Figur auf der Automesse Foto: Werk

Allerdings schließen sich Geschwindigkeit und Roomster Scout aus. Der Selbstzünder mit Pumpe-Düse-Einspritztechnik arbeitet sehr, sehr laut. Der Volkswagen-Konzern arbeitet derzeit an einer Umrüstung auf Commonrail-Diesel, Skoda wird davon auch profitieren. Die Frage ist nur, wann dieser Zeitpunkt eintreten wird.

Zudem ist der Wagen aufgrund der um 43 Millimeter angehobenen Karosserie sehr viel windanfälliger und neigt schnell zum Wanken. Darum ist ein vorsichtiger Fahrstil sicher nicht falsch.

Top-Diesel überzeugender

Die Seitenansicht polarisiert Foto: Werk

Anders sieht es beim Top-Diesel aus. Der 1,9 Liter TDI-PD reizt seine 77 kW/105 PS gut aus. Auch die stärkeren 240 Nm Drehmoment liegen in dieser Version schon bei 1800 U/min an und sorgen für Vortrieb, der spätestens bei 180 km/h endet. Sicher, ganz leise ist auch diese Version nicht, aber diese Variante vermittelt mehr Sicherheit.

Der größere Motor sorgt für 15 Kilo mehr Gewicht und somit für mehr Stabilität. Auch die Federrate scheint verstärkt zu sein, denn die Wankbewegungen sind bei weitem nicht so stark wie bei der kleineren Maschine. Und 5,3 Liter Diesel auf 100 Kilometern, die der 1.9 TDI verbraucht, im Vergleich zu den 5,1 Litern Verbrauch des 1.4 sind zu verschmerzen. Auch die CO2-Emission liegt beim Top-Aggregat mit 139 Gramm pro Kilometer gerade um vier Gramm höher. Wird den Modellen für 600 Euro ein Rußpartikelfilter eingebaut, steigen die Emissionen jeweils um sechs Gramm.

Lohnende 1100 Euro

Viel Licht dank Panoramadach Foto: Werk

Somit scheint die Frage nach der Wahl beantwortet. Ein weiteres Argument für den 1.9 TDI liefert der Preis. Während der 1.4 TDI-PD bei 19.190 Euro beginnt, kostet das größere Modell 20.290 Euro. Sicher kann in weitere aufpreispflichtige Gimmicks wie Kurvenlicht (230 Euro), beheizbaren Vordersitzen (220 Euro), Parksensoren (240 Euro) oder dem Panoramadach (630 Euro) der Komfort gesteigert werden, doch die 1100 Euro Preisunterschied zur größeren Maschine sollten als Basis schon investiert werden.

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