Sportlich zum Kindergarten

Familientauglichkeit, sportliche Fahreigenschaften und moderate Preise müssen sich nicht ausschließen. Der Skoda Octavia RS Combi stellte die verschiedenen Eigenschaften im Test unter Beweis.

Von Marc Leimann

Familienväter aufgepasst, die Rettung naht. Und die hat es wirklich in sich. In Zahlen ausgedrückt: 200 PS, ein Sprint von Null auf 100 in 7,5 Sekunden, Spitze knapp 240 km/h. Und dann auch noch das: 580 Liter Kofferraumvolumen, das per Umlegen der Rücksitzbank sogar auf 1620 Liter vergrößert werden kann. Wir fahren den Skoda Octavia RS Combi, das Kombiflaggschiff der Tschechen. Die Nähe zu Volkswagen macht es möglich, mit einem dezenten Griff ins Konzernregal schnappte man sich das perfekt arbeitende Aggregat vom Golf GTI und pflanzte es in den Octavia.

Ein Wolf im Schafspelz

Von Außen ist dem Octavia RS nicht unbedingt diese Power anzusehen. Das RS-Emblem wurde versteckt und so ist der Octavia nur in ein dezentes Trainingsdress geschlüpft. Frontschürze, Schweller und serienmäßige 18 Zoll Bereifung lassen den Kombi nicht unbedingt als Sportler erkennen. Auch beim Innenraum setzt sich das verhaltene Sportflair fort. Alupedalen, Sportsitze und ein Tacho, dessen Skala bis Tempo 270 reicht sind ein deutliches Indiz dafür, dass dieser Skoda für mehr als den täglichen Shuttle-Service zum Kindergarten gut ist.

Knackige Schaltung bei mattem Sound

Das Cockpit im Skoda Octavia RS Foto: Skoda

Flott lassen sich die sechs Gänge auf dem Weg zum Hort durchschalten und harmonieren perfekt mit der direkten Lenkung. Rekordverdächtig ist zudem der Wendekreis. 10,2 Meter sind ein Klassewert für einen Wagen mit einer Gesamtlänge von 4,58 Metern. Zum Vergleich: Der kleine Fiat 500 benötigt als Cityfloh knapp 1,5 Meter mehr!

Aber die eigentliche Domäne des Skoda Octavia RS zeigt sich erst nach dem Absetzen der Kinder, nämlich auf der Autobahn. Dann aber gerät man schnell ins Grübeln, wie um alles in der Welt die Skoda Ingenieure diesen kombinierten Durchschnittsverbrauch von 7,9 Litern auf 100 Kilometern erzielt haben. Diesen Wert konnten wir mit gebremstem Schaum auf der Landstraße knapp erreichen, im Schnitt lag er jedoch bei rund zehn Litern. Auf der Autobahn konnten es auch durchaus zwölf Liter werden, teures SuperPlus wohlgemerkt!

Schade nur, dass der Skoda RS nicht auch den aus dem Golf GTI so lieb gewonnenen Sound übernommen hat. Der Octavia tritt deutlich dezenter auf als sein Wolfsburger Kollege. Aber das ist vielleicht auch ganz gut so, um beim Beschleunigen nach dem Kindergartenbesuch nicht schnell als rücksichtsloser Prolet abgestempelt zu werden.

Ein Hauch Motorsport zu fairen Preisen

Understatement auf tschechisch Foto: Skoda

28.290 Euro ruft Skoda für den RS Combi mit dem Zweiliter-Benziner auf. Der ebenso große Diesel mit 170 Diesel-Pferdestärken kostet zusätzliche 900 Euro und steht mit 29.190 Euro in der Preisliste. Dabei ist der Skoda bereits sehr gut ausgestattet. Nur beim Soundsystem sollten noch einige Euro investiert werden, um auch ein wenig Bass in den Innenraum zu bekommen.

Ein elektrisches Glasschiebedach und eine Alarmanlage erhöhen den Preis um weitere 1000 Euro. Schade nur, dass man im Rahmen des Zubehörs vergeblich einen Vierradantrieb sucht. Dieser würde dem RS insbesondere bei feuchter Witterung gut zu Gesichte stehen, denn da ringen die Vorderräder vergeblich um Halt.

Auf den ersten Blick ist der Skoda Octavia RS Combi damit sicherlich kein Schnäppchen, aber das Preis-Leistungsverhältnis überzeugt. Und mit Blick auf die Konkurrenz aus München, Stuttgart oder Ingolstadt muss er als faires Angebot bezeichnet werden. So würde es nicht wundern, wenn zukünftig das ein oder andere RS-Rennen an deutschen Kindergärten abgehalten wird. Wohlgemerkt nach dem Absetzen der Jüngsten, auf der freien Autobahn.

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