Leon Cupra: Nicht nur für spanische Männer

Der Seat Leon Cupra weckt vor allem bei der männlichen Kundschaft Begehrlichkeiten. Die Freude am kompakten Sportler mit der charakteristischen Motorakustik findet aber leider ein zu schnelles Ende.

Von Thomas Flehmer

Früher, ja früher, da gab es nur den VW Golf GTI zur absoluten - zumeist männlichen - Wunscherfüllung, schnell und sportlich von einem Punkt zum anderen zu gelangen. Drei Dekaden nach der Einführung des Trendsetters befindet sich eine breitere Palette im Angebot. Ford bietet einen ST an, Opel fährt sportlich dank OPC, bei den Franzosen gibt es RC oder Sport, Mazda setzt auf MPS. Seat reiht sich mit dem Leon Cupra gut ein in die Klasse der sportlichen Kompakten. Viel Freude bescherte der flotte Spanier im Praxistest.

Vorsicht bei den Türen

Da ist zunächst einmal die spitze Frontpartie, die sich vom normalen Serienmodell deutlich, aber nicht zu protzig abhebt. Der Frontstoßfänger ist deutlich angewachsen. Größere Lufteinlässe unterstreichen ebenso den dynamischen Anspruch des Cupra wie die 18 Zoll-Leichtmetallräder. Das Heck deutet einen Diffusor an, den der Leon in der Rennwagenserie WTCC besitzt. Der Cupra-Schriftzug unterhalb der Kofferraumöffnung weist auf die Besonderheit des Fahrzeugs hin.

Aufpassen sollte man beim Einsteigen. Auch hier ist spitz charakteristisch. Wohl aus Designgründen ragen die Fensterumrahmungen über die eigentliche Tür heraus. Das harte Gummi sorgt für Unmut vor allem bei jüngeren Gästen und ihrer noch zarten Haut. Auch der Innenraum haut einen nicht unbedingt um - puristisch in Richtung Sportwagen würde Seat wohl sagen. Gut in den Händen liegt das Lederlenkrad. Und die Sportsitze geben sehr guten Halt ohne dabei auch etwas körperfülligere Insassen einzuengen.

Unbändige Pferdestärken

Das Cockpit des Seat Leon Cupra Foto: Werk

Doch beim Cupra sollte der Innenraum auch zunächst mit dem Fahrwerk kooperieren als mit dem Schminkspiegel. Und diese Zusammenarbeit klappt sehr gut. Egal, ob auf der Autobahn oder auf der kurvigen Landstraße: der Cupra hält die Linie und vermittelt so den Fahrspaß an Fahrer und Beifahrer. Schnell ist das Gefühl der Sicherheit des um 14 Millimeter tiefer als das Serienmodell gelegten Cupra in den Kurven da, ebenso schnell bleibt man auf der linken Autobahnspur.

Dabei muss man eine kurze Gewöhnungszeit einkalkulieren. Denn irgendwie muss man das richtige Gefühl zum Gaspedal finden. Ein Druck zuviel und schon wollen die 240 PS des 2,0 TSFI-Motors auf einmal losgelassen werden. Das Aggregat selbst ist ein alter Bekannter aus dem VW-Konzernregal, der sowohl dem Audi S3 265 PS verleiht, dem Golf GTI und dem Skoda Octavia RS 200 Pferde, die aber auch schon den nötigen Spaß bringen.

Sehr emotional

Die Seitenansicht Foto: Werk

So wie auch beim Leon Cupra. 300 Nm, die ab 2200 U/min bereit liegen, sorgen dafür, dass Man(n) in 6,8 Sekunden die 100 km/h-Grenze passiert. Bei 247 km/h wird der Benzindirekteinspritzer mit Turboaufladung elektronisch abgeregelt. «Das ist ein Auto für Jungens», sagt die Frau des Autoren kopfschüttelnd. Wohl wahr, ist der Leon Cupra erst einmal losgelassen, fällt es schwer, die Emotionen im Griff zu halten.

Allerdings endet der Spaß nach gut 420 Kilometern. Dann sind die 50 Liter Superbenzin aufgebraucht. Denn die Fahrfreude schiebt die Benzinnadel rasend schnell in den Keller. Seat spricht von 8,3 Litern Verbrauch auf 100 Kilometern, dann aber kann man auch mit dem Serienmodell Vorlieb nehmen. Dass ein CO2-Ausstoß von 199 gr/km bereits unvernünftig ist, ist ebenso klar. Mit der Fahrweise, die der Cupra fordert, schnellt auch dieser Wert weiter in die Höhe.

Kurze Aufpreisliste

Auf 18 Zoll-Leichtmetallrädern Richtung 247 km/h Foto: Werk

Dagegen wird der Preis von 26.867 Euro relativ stabil bleiben. Dort sind neben den nötigen Sicherheitsfeatures mit ABS, ESP und Traktionskontrolle sowie einer «Driver Steering Recommendation», die bei gefährlichen Situationen sanft in die Lenkung eingreift, und Zwei-Zonen-Klimaautomatik und Kurvenlicht mit Bi-Xenon-Scheinwerfer fast alles enthalten.

Wem das bereits enthaltende CD-Radio mit vier Lautsprechern und Multifunktionslenkrad nicht reicht, kann nachordern. Auch ein Glas-Schiebdach und ein Navigationsgerät kosten extra. Ob sie den Spaßfaktor noch mehr erhöhen, bleibt jedem selbst überlassen.

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