Bedrohte Art

Fahrbericht Saab 9-3 Cabrio 1.9 TTiD

So berechtigt einerseits der Premiumanspruch des 9-3er-Cabrios ist, so unerfüllt bleibt er anderseits mit Blick auf den Wettbewerb. Nur der Preis setzt deutliche Signale.

Von Frank Mertens

Wenn man einen Saab schon immer seltener im Straßenbild sieht, dann sollen zumindest die, die herumfahren, auffallen. Deshalb bietet der schwedische Autohersteller sein neustes Sondermodell vom 9-3 Cabrio auch im Farbton «Bright Champagne» an. Diese Farbe fällt auf, garantiert - und polarisiert: Entweder mag man sie oder findet sie einfach nur schrecklich. Ein Dazwischen gibt es nicht.

Sinkende Verkaufzahlen

Doch wer wie Saab seit dem Gang in die Insolvenz im Straßenbild mit Neuwagen kaum mehr vertreten ist, der ist froh über jede Aufmerksamkeit. Die Kunden haben das Vertrauen in die Marke scheinbar verloren. Anders sind die Zulassungszahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes: nicht zu interpretieren. So wurden von Januar bis April in Deutschland gerade einmal 574 Saabs zugelassen, ein Minus von dramatischen 60 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Wer kauft schon ein Auto einer Marke, dessen Zukunft so ungewiss ist wie die der Schweden. In Trollhättan verhandelt man weiter derzeit weiter mit potenziellen Interessenten.

Premiumanspruch

Das 9-3er Cabrio Special Edition Foto: Saab

Ein Aus für die Marke wäre jammerschade. Denn gerade das 9-3 Cabrio ist ein Auto, mit dem man besonders im Sommer gern unterwegs ist. Das klar strukturierte Design mit dem klassischen Stoffverdeck sieht einfach gut aus - hier können die Schweden durchaus der Konkurrenz von Audi oder BMW etwas entgegensetzen. Die Marke verfolgt unbeirrt einen Premiumanspruch, auch mit den Preis. So kostet die Special Edition des 9-3 Cabrio mit dem 1.9 TTiD-Motor und 180 PS beachtliche 45.140 Euro. Nur, ist man damit auch bei einem der Probleme von Saab angekommen - dem Preis. Er spielt in einer Liga wie der des Audi A5 Cabrios. Das kostet, ausgestattet mit dem 170 PS starken 2.0 TDI nur 41.350 Euro.

Andere Liga

Das 9-3er Cabrio Special Edition Foto: Saab

Gut, auch der Innenraum des Saab sieht nicht schlecht aus, vor allem nicht mit den Ledersitzen. Doch im Vergleich mit dem Audi trennen ihn Welten davon. Während Saab hier noch in der Bundesliga spielt, hat sich Audi bereits für die Champions League qualifiziert. Das spürt man spätestens beim Berühren der Materialien. Wäre nur die Optik und Haptik, man könnte darüber noch hinwegsehen. Aber es ist auch die Technik. Nach Innovationen wie einer Start-Stopp-Automatik sucht man im Saab vergeblich. Unterschiede gibt es auch bei den Motoren: Während der Kunde sich im Saab noch mit der EU4-Norm begnügen muss, offeriert Audi schon die kommende EU5. Dabei ist der 1.9 TTiD im Saab kein schlechtes Aggregat. Es ist ausgesprochen laufruhig und bietet eine harmonische Kraftentfaltung. Davon hat der Vierzylinder genügend. Das maximale Drehmoment von 400 Newtonmetern liegt zwischen 1.850 und 2.750 Umdrehungen an. Das ist ordentlich.

Akzeptable Werte

Das 9-3er Cabrio Special Edition Foto: Saab

Wer es im Saab allerdings auch mal etwas flotter angehen lässt und abrupt beschleunigt, wird ein störendes Zerren an der Vorderachse feststellen. Der Saab hat mit seinem Frontantrieb etwas Mühe, die 180 PS auf die Straße zu bringen. Wer einen Premiumanspruch erhebt, müsste hier ein besser abgestimmtes Paket anbieten. Die manuelle Sechsgang-Schaltung ist dagegen knackig abgestimmt, lässt sich fast schon sportlich bedienen. Auch die Lenkung vermittelt einen guten Kontakt zur Straße. Da gibt es nichts zu mäkeln. Den Sprint auf Tempo 100 bringt er in 9,1 Sekunden hinter sich. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 220 Stundenkilometern. Alles mehr als akzeptable Werte. Der Verbrauch im Stadtverkehr lag laut Bordcomputer übrigens mit 0,8 Litern unter den vom Hersteller angegeben 7,7 Litern. Im Kombiverbrauch verlangte der Saab 6,5 Liter.

Handicap der Insolvenz

Das Heck des Saab 9-3 Cabrio Foto: AG/Mertens

Auch wenn der Saab 9-3 im Vergleich mit einem A5 Cabrio abfällt, bleibt er ein durchaus interessantes Auto, vor allem wegen seines Image und der derzeitigen Situation des schwedischen Herstellers. Es soll ja weiterhin Kunden geben, die ihren Individualismus auch mit dem Kauf ihren Autos zeigen wollen. Im Falle von Saab werden es leider immer weniger. Schade eigentlich.

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