Renault Trafic: Der Verwandlungskünstler

Renault hat den Trafic Generation einer umfangreichen Überarbeitung unterzogen. Mit den Neuerungen peilen die Franzosen die Marktführerschaft im Segment leichter Nutzfahrzeuge an.

Von Thomas Flehmer

Aktuelle Modellüberarbeitungen finden derzeit bei den Autoherstellern hauptsächlich unter der Motorhaube statt. Auch Renault hat die nächste Generation des Trafic Generation mit neuen Dieselmotoren ausgestattet, zudem aber auch noch einige Kleinigkeiten an der Optik verbessert, die den Komfort erhöhen. Damit soll der Trafic mithelfen, die Marktführerschaft bei den leichten Nutzfahrzeugen in Westeuropa auszubauen. Sechs Prozent Marktanteil hatte Renault-Chef Carlos Ghosn im Frühjahr als Ziel für das Jahr 2009 ausgegeben. «Die Nutzfahrzeuge Master, Trafic und Kangoo sollen aber mehr als sechs Prozent erreichen», sagte Nutzfahrzeug-Vizepräsident Bruno Morange bei der Vorstellung in der Nähe von Paris. Der Trafic, im vergangenen Jahr rund 9000 Mal in Deutschland verkauft, soll seinen Beitrag dazu leisten.

Neue Front

Auffallend verändert präsentiert sich die Front. Der modifizierte Kühlergrill ist weiter heruntergezogen und reiht sich gemeinsam mit den Monobloc-Scheinwerfern und integrierten Blinkern in die neuen Frontpartien des Unternehmens ein. Die Familienzugehörigkeit dokumentiert zudem ebenso die mit einem leicht V-förmig nach unten gezogenen Lufteinlass versehene Bugschürze, wie auch die neuen Heckleuchten in Klarglas-Optik.

Mächtig Hand angelegt wurde im Innenraum. Hier griff man auf höherwertige Materialien zurück. «Hellere Farbtöne sowie neue Bezugsstoffe auch für den Dachhimmel, dazu der neue Armaturenträger machen das Freizeit- und Reisemobil PKW-ähnlicher», sagte Renault Marketing-Manager Jerome Pannaud. Zu Recht: Während der Vorgänger nicht den Charme eines Kastenwagen ablegen konnte, erscheint der Neue in Haptik und Optik wertiger. Der Filz-Himmel verschwand, ein schöner Grauton sorgt für freundliche Atmosphäre.

Gemeinschaftsproduktion

Ein gelungenes Reisemobil Foto: Werk

Und diese Atmosphäre ist wichtig, um die Möglichkeiten des Verwandlungskünstlers, der in Gemeinschaft mit GM entstand, auch richtig nutzen zu können. Damit alle sechs Personenen der Ausstattungsvariante Expression - in der Topvariante Privilège sind es gar sieben - miteinander kommunizieren können, können die Vordersitze und die Einzelsitze der zweiten Reihe um bis zu 180 Grad gedreht werden. Ein an der linken Innenwand angebrachter Tisch verwandelt den Van in eine kleine Raststätte für die Pause. Für den Multifunktionstisch musste aber die zweite Schiebetür auf der Fahrerseite weichen, was nicht negativ auffällt, da der Trafic bequem zu besteigen ist.

Gar zum Wohnmobil avanciert der im GM Europe-Werk in Luton und im Renault-Nissan- Werk in Barcelona gefertigte Trafic Generation, wenn eine Schlafmöglichkeit benötigt wird. In wenigen Handgriffen ist die Rücksitzbank in ein Bett verwandelt, das drei Personen Platz geben soll. Für zwei Personen reicht der Platz allemal, bei der dritten Person sollte es sich um ein kleines Kind handeln, damit auch von Schlafkomfort gesprochen werden kann. Wer nicht in den Schlaf findet, kann dank in den Himmel eingelassener Leselampen die ruhelose Zeit beim Lesen überwinden.

Guter Seitenhalt

Doch auch beim Fahren kann man sich im Trafic wohlfühlen, wie die ersten Testfahrten zeigten. Die Sitze geben einen enormen Seitenhalt, Beinfreiheit ist satt vorhanden. Zudem sorgt ein straffes Fahrwerk für angenehmes Reisen. Und damit kommen wir zu den Neuerungen unter der Motorhaube. Beim Trafic kann man zwischen drei Dieseln und einem Benziner auswählen. Während bei den beiden schwächeren Diesel-Versionen mit 66 kW/90 PS und 84 kW/114 PS der neue 2.0 dCi-Motor aus der Renault-Nissan-Allianz arbeitet, sorgt in der von uns gefahrenen Topmotorisierung mit dem erneuerten 2.5 Liter-Dieselmotor mit 107 kW/146 PS das optional erhältliche Quickshift-Getriebe, also eine stufenlose Sechsgang-Automatik, für zusätzlichen Komfort.

Bietet Platz für die Großfamilie Foto: Werk

Die Automatik arbeitet ruhig, schaltet an den richtigen Stellen, und muss nicht mühevoll arbeiten, bevor es in den nächst höheren Gang geht. Wer selbst das Heft in die Hand nehmen möchte, kann die Gänge manuell hoch- und runterschalten, um die Spitzengeschwindigkeit von 170 km/h zu erreichen. Allerdings sorgen besonders die manuellen Schaltvorgänge für leichte Nickbewegungen. Wer hingegen die Automatik walten lässt, wird laut Renault belohnt. Der französische Hersteller verspricht mit 8,3 Litern Diesel sogar noch eine Ersparnis von einem halben Liter auf 10o Kilometern gegenüber dem ebenfalls neu konzipierten Sechs-Schaltgetriebe.

ESP nur optional

Unverständlich bleibt, warum Renault den Verwandlungskünstler, der Ende September 2000 auf der IAA Nutzfahrzeugmesse sein Debüt feierte, nur in der Topausstattung mit einem Rußpartikelfilter versah, Euro 4 ist aber gegeben. Noch unverständlicher ist, dass Renault ein ESP nur optional anbietet. Bei den ohne zusätzliches Gewicht gefahrenen Tests, blieb das Mobil immer in der Spur. Doch sollte der Wagen beladen sein, vergrößert sich auch die Kippgrenze.

Voll beladen wird der Trafic Generation nicht immer unterwegs sein, doch werkelt der Trafic nicht nur als Reisemobil. Erstmals gibt es den Trafic auch als Kastenwagen für Gewerbetreibende mit jeweils zwei Radständen. Zudem ist der Trafic für den Personentransport eingeplant. Insgesamt gibt es das Modell, dass nach der Nutzfahrzeugmesse in Hannover ab Anfang Oktober zu erhalten ist, in 19 Karosserie- Längen-, Höhen- und Gewichtsvarianten. Der Preis für den Trafic Generation beginnt ab 34.974 Euro.







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