Renault Megane: Ausbund an Praktikabilität

VW stellte gerade seinen neuen Golf Variant auf dem Genfer Salon vor. Renault punktet mit dem Megane Grandtour bereits seit über einem Jahr. Dabei überzeugte nicht nur der Zweiliter-Diesel.

Von Thomas Flehmer

Der VW Golf ist in deutschen Landen dominierend. Doch im Rest von Europa hat Renault mit dem Megane die Nase vorn. Während die Wolfsburger mit der auf dem Autosalon Genf präsentierten Kombi-Variante wieder neu in das Geschehen eingreifen, konnte die überarbeitete Grandtour-Version schon seit einem Jahr Marktanteile sichern. Im Praxistest erwies sich der 2,0 Liter-Topdiesel dabei als typisch deutsch.

Viel, viel Platz

Sicher strahlt der Megane nicht die Souveränität des Laguna aus. Beim kleineren Bruder zählen Solidität und Praxisnähe. Beim überarbeiteten Design strahlen die langgezogenen neuen Scheinwerfer vorne und hinten eine gewisse Aggressivität aus, doch bleibt sonst fast alles beim Alten. Kritiker sagen hausbacken, aber der 4,5 Meter lange und 1,78 Meter breite Megane setzt halt auf Praktikabilität.

Die finden die Insassen im Innenraum vor. Viel Platz, genügend Bein- und Kopffreiheit sind bei einem Radstand von 2,62 Metern reichlich vorhanden, um die Kleinfamilie mit zwei Kindern komfortabel zu transportieren. Ein wenig Sitzfläche fehlt bei den Oberschenkeln, ansonsten sitzt man vorne wie hinten bequem. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Bedienung, um die Sitze zu verschieben. Die Hebel sind - wie bei BMW - in den Sitz integriert. Hat man sie gefunden, erweist sich die Konstruktion als sehr sinnvoll.

Riesiger Kofferraum

Laguna in Kleinformat Foto: Werk

Ebenso solide sind die Armaturen angebracht. Chromleisten, die in der einzig erhältlichen Ausstattungsvariante Dynamique serienmäßig am Lenkrad angebracht sind, unterstützen den sportlichen Charakter, den der Top-Diesel aus den 150 PS herausholt. Doch dazu später mehr.

Noch beansprucht der Innenraum Aufmerksamkeit. Wie es sich für ein praktisches Auto gehört, sind sinnvolle Ablagen und Staufächer in reicher Zahl vorhanden. Für den kurzen Stadtbummel können Dokumente im Staufach des doppelten Fahrzeugbodens ebenso gut versteckt werden wie in den Fächern des geräumigen Kofferraums. Hier stehen 520 Liter zur Verfügung, die bis auf 1600 Liter erweitert werden können. Eine geringe Ladehöhe und eine leicht zu öffnende und schließende Klappe runden das Bild ab.

Diesel sorgt für Fahrfreude

Praktischer Innenraum Foto: Werk

Dass Fahrer und Beifahrer während der Touren sicher sitzen ist bei Renault selbstverständlich. Bis zu zehn Airbags, ESP und Gurtstraffer sorgten bereits 2002 dafür, dass der Megane als erstes Modell der Kompaktklasse fünf Sterne bei Euro NCAP-Crashtest erhielt.

Der Renault bietet nicht nur Sicherheit, sondern auch Fahrfreude: dafür sorgt der 2,0 Liter dCi, der auch im Laguna und im Espace seine Visitenkarte hinterließ. Ein für die Klasse starkes Drehmoment von 340 Nm, die bei 2000 U/min anliegen, ziehen den als Kombi 1,4 Tonnen eher leichten Grandtour in 8,8 Sekunden zur 100 km/h-Marke.

Freude am Durchschnittsverbrauch

Freie Fahrt für den Megane Foto: Werk

Neben dem zügigen Vortrieb avanciert der Blick auf das im Armaturenbrett intergrierte Display zum weiteren Spaßfaktor - vor allem, wenn der Durchschnittsverbrauch angezeigt wird. Dieser hält sich nämlich vornehm zurück. 6,9 Liter gibt Renault im Drittelmix an. Ein Wert, der trotz nicht unbedingt immer sparsamer Fahrweise gehalten werden konnte. 144 Gramm CO2-Ausstoß auf einem Kilometer sind dabei ganz nah den an den EU-Grenzen. Umweltverträglichkeit muss also nicht heißen, dass man nur langsam vorankommt.

Im Gegenteil: Beim Fahren merkt man gar nicht, dass sich die Tachonadel immer weiter nach oben bewegt. Bis zu einem Tempo von 170 km/h sind innen nur Windgeräusche zu hören, sonst ist alles ruhig. Danach muss man das Lenkrad geringfügig fester anpacken, um die Karosserie auf Spur zu halten. Die Betonung liegt aber auf geringfügig, da der Megane auch in diesem Tempobereich weiterhin Sicherheit ausstrahlt.

Kurze Aufpreisliste

Für 24.900 Euro steht die Topvariante bereit. Darin enthalten ist das Luxe-Paket im Wert von 1420 Euro mit Klimaautomatik und Keyless Handsfree-System sowie anklappbaren Außenspiegeln, Fußraumbeleuchtung, Sonnenblenden und einer Mittelarmlehne hinten. Die weitere Aufpreisliste ist für den normalen Alltagsgebrauch verhältnismäßig kurz: Seitenairbags für hinten (300 Euro), Reifendruckkontrolle (220 Euro) und Sicherheitstrennnetz (150 Euro) sollten schon noch geordert werden, um ganz sicher zu fahren.

Wer sich noch etwas Komfort leisten möchte, kann natürlich weiter zuschlagen. Ein Glas-Panoramadach kostet ebenso 900 Euro wie Xenonscheinwerfer mit Reinigungsanlage und Leuchtweitenregulierung. Eine Einparkhilfe für hinten ist für 400 Euro erhältlich, ein Automatikgetriebe - allerdings nur vierstufig - schlägt mit 1300 Euro zu Buche. Lederpolsterung (1450 Euro) und Navi (1500 Euro) sowie Audiosystem mit Sechsfach-CD-Wechsler (1050 Euro) sind weitere Gimmicks. Ob die zum eigentlich praxisnahen und solide arbeitenden Franzosen passen, bleibt jedem selbst überlassen.

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