Ohne Bürzel

Renault Megane

Renault hat dem Megane die Langeweile ausgetrieben. Der Golf-Konkurrent hat französische Vorlieben abgelegt und lässt sich deutlich besser steuern.

Von Thomas Flehmer

Seit Anfang September werden die Adventskalender in den Supermärkten zum Verkauf angeboten. Vom 1. bis zum 24. Dezember wird pro Tag ein Türchen geöffnet, um die Weihnachtsfreude zu verstärken. Bei Renault hat die Zeit des Türchenöffnens bereits vor einem guten Monat begonnen. Auf der speziellen Seite www.megane.de im Internet wird Tag für Tag ein «Türchen» geöffnet, das ein weiteres Merkmal des neuen Golf-Konkurrenten aus Frankreich - mal in lustiger Form, mal in der Art eines Liebesgedichtes - dargebracht wird, um die Vorfreude auf die dritte Generation seit 1995 zu verstärken.

Erfrischendes Design

Im Gegensatz zum Meilenstein aus Wolfsburg im C-Segment haben die Designer fast keinen Stein auf dem anderen gelassen. Wurde der Golf VI in seinen altbekannten Formen gehalten, hat die fünftürige Limousine die Verwandlung vom hässlichen Entlein zum stolzen Schwan vollzogen. Stand der Vorgänger für eine gewisse Langeweile, hat der neue Megane deutlich geschwungenere Linien, die ein gewisses Maß an Esprit versprühen.

Disharmonie bei den Instrumenten

Der überarbeitete Innenraum hat die typische Renault-Form behalten Foto: Renault

Die 4,30 Meter zwischen den Stoßfängern stehen dank lang gezogenen Scheinwerfern, einer neuen Front sowie dem Verzicht auf den in den vergangenen Jahren obligatorischen Heck-Bürzel für einen Neuanfang wie Barak Obama für ein neues Amerika. «Yes, we can» lautet auch hier die Philosophie.

Der Innenraum dagegen zeigt sein Renault-typisches Gesicht mit einigen Innovationen. Der Tacho ist digital, der Drehzahlmesser analog - eine nicht gerade harmonische Symbiose. Eine auf Holz gemachte Leiste durchzieht das Armaturenbrett und verströmt ebenso den Charme der 50er Jahre wie die Ghia-Ausstattungsvarianten von Ford. Die Sitze geben viel Halt und haben nichts mehr gemein mit Omas Sofakissen. Auch die Lenkung agiert überraschend direkt. So lässt sich der 1,4.-Tonner gut in die Kurven legen.

Kombi kommt später

Schnittig wie der Scirocco kommt das Coupe daher Foto: Renault

Der neue 1,9 Liter große Commonrail-Diesel mit 130 PS weist in den unteren Drehzahlbereichen keine Anfahrschwächen mehr auf. Auch die Gänge lassen sich sehr direkt einlegen. Ein DSG soll die schaltfaulen Fahrer ab Ende 2009/Anfang 2010 beglücken. Ein Start und Stopp-System fehlt dagegen völlig und ist auch in der Renault-Philosophie vorerst nicht vorgesehen. Dagegen gibt es die Varianten mit dem kaum nutzbaren Bio-Ethanol sowie Autogas.

Ansonsten setzen die Franzosen auf sage und schreibe acht Benziner und acht Selbstzünder mit einem Spektrum von 90 bis 180 PS. Dass sich die Topmotorisierung besonders gut im dreitürigen Coupe macht, leuchtet ein. Analog zum VW Scirocco hat Renault die äußerst attraktiv aussehende Variante von Januar 2009 an im Programm. Der Dreitürer kommt nah an die Studie heran, die auf dem Genfer Autosalon 2008 zu sehen war. Dafür muss auf den Start des Kombi noch rund ein halbes Jahr gewartet werden.

Finanzkrise hemmt

Der Bürzel fehlt Foto: Renault

Trotz des vollauf gelungenen Auftritts des neuen Megane und bisher 8,5 Millionen verkauften Einheiten seit dem Marktstart 1995 sind die Verantwortlichen mit Erwartungen und Zielen vorsichtig. Zu sehr hemmt die Finanzkrise, etwaige Zielvorgaben. Bei 16.900 Euro - und damit 400 Euro teurer, aber besser ausgestattet als der Konkurrent aus Deutschland - geht der Megane in den Kampf mit dem Golf. Der 1.9 dCi mit 130 PS kostet in der Topvariante Luxe 25.500 Euro. Am 28. November kommt der Megane in die Showrooms. Dann schließt die «Tagesshow» im Internet. Drei Tage später können dann wieder Türchen geöffnet werden.

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