Neues Zeitalter

Der neue Renault Laguna soll seine teils heftig leidende Fangemeinde endlich wieder erfreuen. Nachdem der Vorgänger in der Pannenstatistik nur für negative Furore sorgte, soll jetzt alles viel besser werden.

Von Thomas Flehmer

Die Vergangenheit wiegt schwer. Nicht umsonst wird bei der Präsentation des neuen Renault Laguna Grandtour zuerst die lange Garantielaufzeit angepriesen. «Der neue Laguna erhält eine Garantie für drei Jahre oder 150.000 Kilometer», sagt Marc Osseux, Leiter Produktionsmarketing von Renault. Wie bei der vor ein paar Monaten vorgestellten Limousine soll auch beim Kombi die extrem lange Zeit für Sicherheit bei den Kunden sorgen. Ob der Laguna der dritten Generation dieses Versprechen halten wird, werden die kommenden drei Jahre zeigen.

Grundlagen für Erfolg gelegt

Doch die Grundlagen für den Erfolg sind gelegt, aber nicht sichtbar. In der Produktion wurden die Arbeitsvorgänge optimiert sowie die verschiedenen Testvorläufe erhöht, um die Pannen der Vorgänger zu umgehen. Anstatt die unteren Ränge bei der ADAC-Pannenstatistik zu belegen, peilt Renault nun die Top drei des Mittelklassesegments an. Im Rahmen des von Renault-Chef Carlos Ghosn proklamierten «Vertrags 2009», der Produkt- und Servicequalität vom Feinsten bieten soll, wird nun ein neues Zeitalter ausgerufen. Ein Zeitalter, das geprägt sein soll von alter französischer Eleganz.

Denn der neue Laguna zeigt den positiven Charme einer Reiselimousine, wie es sonst eher das Markenzeichen von Citroen war. Die stark abfallende Motorhaube mit den lang nach hinten gezogenen Scheinwerfern und der Renault-Raute in der Mitte sowie dem schmalen Kühlergrill attestiert Dominanz. Der Zeit geschuldet ist die zum Heck abfallende Seitenlinie mit dem schmal aussehenden Heckfenster, die den sportlichen Charakter, neudeutsch Lifestyle, unterstreicht.

Hoher Innenraumstandard

Die elegante Mittelkonsole verleiht dem Innenraum etwas Vornehmes Foto: Renault

Ebenfalls dem Zeitgeist geschuldet ist der Kombi um neun Zentimeter auf 4,80 Meter gewachsen. Er ist nun 1,81 Meter breit und 1,45 Meter hoch, dazu im Durchschnitt 15 Kilogramm leichter als der Vorgänger. Platz für die Insassen scheint also genug vorhanden zu sein. Zumindest Fahrer und Beifahrer sitzen komfortabel und können sich wohlfühlen. Ab der Version «Dynamique» ist zudem eine regelbare Klimaautomatik mit drei separaten Extra-Funktionen vorhanden.

Hohen Standard vermittelt die Mittelkonsole, die nicht mit Knöpfen überfrachtet ist, sondern sich sehr übersichtlich präsentiert. Die Bedienung von Radio und Navigationssystem erfolgt über die Knöpfe die zwischen den vorderen Passagieren angebracht ist oder über das Multifunktionslenkrad.

Wohin mit den Füßen?

Eindrucksvolle Front Foto: AG/Flehmer

Ein wenig beengter geht es auf den hinteren Plätzen zu. Kopffreiheit ist viel vorhanden, wenn nicht das optionale Panoramadach geordert wurde. Ansonsten sind die Sitzflächen knapp bemessen. Beinfreiheit ist dagegen genug vorhanden, doch die Füße passen kaum unter die Vordersitze - für längere Touren nicht gerade angenehm.

Der Kofferraum bietet mit 508 Litern genug Platz. Die Rücksitze lassen sich pfiffig per Knopfdruck umlegen. Schwerer dagegen ist es, die Rücksitze wieder aufzurichten. Hier hat man das Gefühl, die Autobatterie wäre in den Sitzen mit eingebaut. Wie bei den Vorgängern kann optional die Heckklappe separat geöffnet werden, um kleinere Dinge im Kofferraum zu verstauen.

Verbrauchsorientierte Schaltpunktanzeige

Schöne Seitenlinie Foto: AG/Flehmer

Je zwei Diesel- und Benzinmotoren stehen zum Markstart am 19. Januar 2008 bereit. Dabei wird der von uns gefahrene 2.0 dCi FAP 150 zum Volumenmodell avancieren. Vor knapp zwei Jahren fand dieser souverän agierende Common-Rail-Diesel mit Partikelfilter Einzug in die Renault-Welt und befeuerte seitdem den Vorgänger.

Durchzugskräftig und leise agiert der Selbstzünder, der über ein Drehmoment von 340 Nm bei 2000 U/min verfügt. Die serienmäßig installierte verbrauchsorientierte Schaltpunktanzeige zeigte auf den Testfahrten gefühlsmäßig den optimalen Punkt an, um bis zum sechsten Gang hoch zu schalten. Verlassen kann man sich auf das straffe, aber nicht unkomfortable Fahrwerk. Die Lenkung vermittelt den nötigen Kontakt zum Asphalt, die manuelle Sechsgangschaltung schaltet knackig.

9,5 Sekunden benötigt der Kombi zum Erreichen der 100 km/h-Grenze, bei 210 km/h endet die Herrlichkeit. Renault gibt den Verbrauch mit 6,0 Litern und 160 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer an. Auf den ersten Testkilometern spuckte der Bordcomputer des 1555 Kilogramm schweren Grandtour 7,7 Liter bei sparsamer Fahrweise aus. Der ebenfalls von uns gefahrene Topdiesel erreichte einen Wert von 8,4 Litern. Hier gab Renault einen Wert von 6,6 Litern an.

Sechs Punkte erwartet

Der Kofferraum fasst 508 Liter Foto: Renault

Dass der neue Laguna die höchsten Sicherheitskriterien erfüllt und fünf Sterne beim Euro NCAP erhält, steht außer Frage, da der Vorgänger 2001 als erstes Fahrzeug überhaupt die Höchstwertung erzielte.

Dank einer optimierten extrem steifen Zelle sowie einer programmiert verformbaren Zelle und als Novum eines Zwei-Kammern-Airbags und dem neuen Bremsassistenten «Prefil», der in Notsituationen schon vor dem Tritt auf die Bremse Druck aufbaut, hatten die Ingenieure schon auf die Einführung von sechs Sternen gehofft.

Drei Jahre Zeit für Genuss

Auch von hinten elegant Foto: Renault

Für das angepeilte Volumenmodell stehen in der Einstiegsversion «Expression» mindestens 25.650 Euro zur Verhandlungsbasis. Das «Storage»-Paket mit separat zu öffnender Heckklappe sowie Gepäckraumunterteilung und Sicherheitsnetz kostet 400 Euro, das «Luxe»-Paket, welches bis zum 31. Januar kostenlos angeboten wird, mit schlüsselloser Entriegelung, die nicht immer funktionierte, anklappbaren Außenspiegeln sowie automatisch abblendbaren Innenspiegel und Fußmatten schlägt mit 750 Euro zu Buche. Das «Comfort»-Paket mit Klimaautomatik, Licht- und Regensensor, Tempomaten, Nebelscheinwerfern und höhenverstellbaren Beifahrersitz sowie der automatischen Parkbremse steht mit 850 Euro in der Liste.

Dann fehlen noch Bi-Xenonscheinwerfer mit Kurvenlicht für 1200 Euro und - wer will - irgendein Audio-Schnickschnack zwischen 300 und 2300 Euro. Also rund 30.000 Euro fallen für den neuen Kombi an - mit drei Jahren Garantie, um das neue Zeitalter genießen zu können.










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