Der ganz Späte

Renault Koleos

Renault steigt so ziemlich als letzter Hersteller in das Segment der Kompakt-SUV ein. Trotzdem werden an den Koleos hohe Erwartungen gestellt, auch wenn das Design nicht unbedingt ansprechend wirkt.

Von Thomas Flehmer

Die Vorzeichen könnten besser sein. Zwar steigt das Segment der kompakten SUV derzeit noch an, doch Renault kommt sehr, sehr spät, um sich ein Stück vom Segmentkuchen abzuschneiden. Mit dem Koleos wagen die Franzosen den Einstieg in die Welt der kleinen Geländewagen. Und - seien wir ehrlich - der Name Koleos erinnert zunächst stark an den Begriff «Koloss» und vermittelt Assoziationen von Schwerfälligkeit. Dabei reiht sich der 4,52 Meter lange Vierzylinder, der auf der Plattform der Allianzschwestern Nissan X-Trail und Qashqai basiert, brav in das Segment ein. Ein Alleinstellungsmerkmal, das anhand des Spätstarts den Vertrieb sicher noch angekurbelt hätte, fehlt allerdings beim Koleos, der nur wenig größer ist als der Scenic, dafür aber gleich 13 Zentimeter mehr Länge aufweist als der VW Tiguan, der im letzten Jahr bereits als Spätstarter ins Segment drang.

Nicht gerade ein Schönling

Dabei ist das komplett neu entwickelte Modell nicht gerade ein Schönling seiner Klasse. Zwar hat er nicht so ein großes Maul wie der Peugeot 4007, sondern verfügt eher über eine dezente Front mit den im Stoßfänger integrierten Nebelleuchten und dem angedeuteten Diffusor. Die eckigen Scheinwerfer dagegen passen nicht zu den Rundungen, die den Koleos ansonsten charakterisieren.

Der Bereich hinter der B-Säule könnte das runde Pendant zum legendären R16 bilden. Am bulligsten präsentiert sich die Heckpartie mit der großen Heckklappe, der mächtigen Renault-Raute samt Bügelfalte in der Mitte und dem angedeuteten Heckdiffusor. Trotz einer Bodenfreiheit von 18,8 Zentimeter bei den Dieselmotoren bis zu 20,6 Zentimetern beim Benziner sowie den verbreiterten Kotflügel bleibt der Auftritt des Koleos dezent.

Wohliges Ambiente

Typischer Innenraum von Renault Foto: Renault

Ebenso dezent präsentiert sich der Innenraum des bei der südkoreanischen Konzerntochter Renault Samsung Motors gefertigen Kompakt-SUV. Das Ambiente ist Renault-typisch stimmig, die Instrumente sind gut ablesbar. Lediglich die breite Chromumrandung des in der Mitte der Armaturentafel angebrachten Bordcomputers spiegelt sich sehr stark in der Frontscheibe und wirkt störend. Ablagen sind zahlreich vorhanden, die Assistenten für Bergan- und Bergabfahren in der Mittelkonsole sind ebenso gut erreichbar wie der Schalter für den optional erhältlichen Allradantrieb, der mit 2000 Euro Aufpreis zu Buche schlägt und vom Allianzpartner Nissan kommt.

Bein- und Kopffreiheit ist angesichts einer Höhe von 1,69 Metern und eines Radstandes von 2,69 Metern sowohl auf den Vorder- als auch auf den hinteren Sitzen gegeben. Der Kofferraum verfügt über ein Volumen von 450 Litern, die auf 1380 Liter erweiterbar sind. Dem Trend gehorchend ist die Heckklappe horizontal geteilt. Das untere Element kann deshalb auch als Sitzgelegenheit dienen, um die Schuhe zum Beispiel nach einem Waldspaziergang zu wechseln.

Passabler Verbrauch

Die Heckklappe kann auch als Sitzfläche fungieren Foto: Renault

Mit passendem Schuhwerk bestückt zeigt dann auch der Koleos, was in ihm steckt. Der 2.0 dCi mit 127 kW/173 PS, den es nur als 4x4 gibt, zeigt im Gelände wie auf dem Asphalt seine Kräfte. 360 Nm Drehmoment sorgen für einen schnellen Vortrieb. Knappe zehn Sekunden dauert es bis die 100 km/h erreicht sind, bei 189 km/h ist Schluss. Genug für den Koleos, der auch bei schnellen Geschwindigkeiten trotz seiner Höhe gut die Spur hält. Im Gegensatz zum gleichmotorisierten Laguna ist die Dämmung nicht ganz so gut geraten. Beim Laguna dringen selbst bei 150 km/h keine Geräusche in den Innenraum, beim Koleos macht sich der Selbstzünder bemerkbar, stört aber in keinem Falle die Unterhaltung.

Das Fahrwerk des Koleos ist gut abgestimmt, über die Lenkung erhält der Fahrer den nötigen Kontakt zum Untergrund, der Allradantrieb gibt weitere Sicherheit. Wird er nicht benötigt, agiert der 1730 Kilogramm schwere Koleos als reiner Fronttriebler, der 7,9 Liter Diesel auf 100 km/h benötigt - für einen SUV nicht schlecht.

Marktstart 13. September

Das Heck wirkt massiv Foto: Renault

Auch der Einstiegspreis ist mit 24.500 Euro - und damit 2000 Euro unter dem Platzhirschen VW Tiguan - passabel. Dafür gibt es den 2.5 16V Benziner, dessen Aggregat Nissan liefert, ohne Allrad. Rund zehn Prozent der Käufer werden sich für diese Variante entscheiden, die es auch nur in der Ausstattungsvariante Expression gibt. 1300 Euro teurer ist der Einstiegsdiesel mit 110 kW/150 PS. Der von uns gefahrene 2.0 dCi FAP 4x4 steht nur in der Ausstattungsvariante Luxe zur Verfügung und kostet mindestens 33.600 Euro.

Und von Beginn des Marktstarts am 13. September steht der Koleos in Deutschland unter Druck. 4000 Einheiten sollen allein in diesem Jahr noch Abnehmer finden. Vertriebsvorstand Holger Böhme rechnet in einer ersten Welle hauptsächlich mit treuen Renault-Kunden, die nun auch mal einen SUV fahren wollen. Erst im kommenden Jahr sollen auch mehr Neukunden gewonnen werden, dann sollen rund 5000 Einheiten neue Liebhaber finden. Aufgrund des späten Starts im neuen Segment bleiben die Zielsetzungen eher zurückhaltend.

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