Renault Espace: Wandel des Ur-Vans

Renault hat den Espace der vierten Generation neu ausstaffiert. Der Ur-Vater aller Vans hat 22 Jahre nach seiner Ersteinführung aber einen Wandel innerhalb der Zielgruppen durchschritten.

Von Thomas Flehmer

Renault versucht mit dem Espace an alte Zeiten anzuknüpfen. Mit einem Facelift innerhalb der vierten Generation seit seiner Markteinführung 1984 soll der Begründer des Van-Segments die Erfolge der Vorgänger wiederholen. Elf Mal war der Espace in Deutschland siegreich in seiner Klasse, der in den Anfangsjahren mit dem damals einzigen Mitbewerber Mitsubishi Space Wagon um die Vorherrschaft in diesen Segment kämpfte wie Dynamo Berlin und Dynamo Weißwasser um die Eishockey-Meisterschaft in der DDR.

Spitzenplatz in Europa

Doch seitdem die Konkurrenz in den neunziger Jahren den Ford Galaxy oder den auf der selben Plattform basierenden VW Sharan ins Rennen geworfen haben, hat es der Espace in Deutschland ungleich schwerer. 6500 Exemplare und somit rund zehn Prozent wurden im Jahr 2005 in Deutschland verkauft und damit der dritte Platz im schwächelnden Van-Segment hinter den oben beiden genannten Konkurrenten belegt. Diese Zahlen will Renault auch in diesem Jahr schaffen.

Den Spitzenplatz in Europa mit 18,4 Prozent Marktanteil verteidigt der Espace aber immer noch wacker. Bis 2009 sollen 450.000 Einheiten folgen und den Erfolg der bisher weltweit 1,1 Millionen Mal verkauften Großraumlimousine fortsetzen.

Überschaubare Neuerungen

Hochgezogene Scheinwerfer Foto: Werk

Dabei hat sich beim Ur-Ahn innerhalb der vergangenen 22 Jahre ein Wandel der Zielgruppen vollzogen. Nachdem der damals deutlich eckigere Espace hauptsächlich für Familien mit mehreren Kindern konzipiert wurde, liegt das Hauptaugenmerk des französischen Herstellers auf dem Unternehmensbereich. «Geschäftsleute machen ungefähr 65 Prozent des Verkaufs aus», sagt Renault-Produktmanagerin Caroline Ingargiola.

So blieben auch die sichtbaren Neuerungen in überschaubarer Größe. Schmalere Stoßfänger, die Scheinwerfer wurden umgestaltet und der Kühlergrill besitzt nur noch zwei anstatt drei Lamellen. Dezentere - im Trend liegende - Farben, sowie Leichtmetallfelgen und Kurvenlicht kamen neu dazu.

Stilvoller Innenraum

Kaum Knöpfe im Innenraum Foto: Werk

Um so auffallender sind die Neuerungen im Innenraum. Auch hier herrschen mit dunklem Anthrazit und je nach Ausstattungsvariante hellem Grau oder Beige dezente Farben vor. Aufgeräumt ist auch die Mittelkonsole.

Wer nach Knöpfen oder Schaltern sucht, muss seinen Blickwinkel Richtung Fensterfront zum Bordcomputer oder seitlich zu den Belüftungsmöglichkeiten lenken, die sich in der Armlehne der Fahrer- oder Beifahrertür befinden. Ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber stilvoll.

Größtes Panoramadach im Segment

Großes Panoramadach bringt viel Licht Foto: Werk

Für 1600 Euro Aufpreis sorgt ein Panoramadach für viel Licht. Mit 2,16 Quadratmetern Gesamtfläche ist es das «größte Panoramadach im Segment», sagt Ingargiola. Lichtscheue können per Knopfdruck eine Jalousie vorziehen. Ansonsten können Mitfahrer im Fond die Aussicht genießen.

Allerdings nicht zu lange. Da das Bodenblech des optionalen Siebensitzers auch weiterhin ansteigt, sitzen erwachsene, nicht unbedingt lange, Passagiere hinten recht unbequem. Zum einen ist die Sitzauflage in der hinteren Reihe recht gering, zum anderen können die Beine nicht ausgestreckt werden.

Viele Sitzvariationen

Sitze lassen sich beliebig verschieben Foto: Werk

Für Geschäftsleute unerheblich, da sie dafür die ebene Ladefläche um so mehr zu schätzen wissen. Familien dürften dagegen nur die kleineren Kinder auf die Sitze, die sich sehr bequem auf dem Schienensystem verschieben und ausbauen lassen, lassen.

Dann hat man bis zu 2860 Liter Kofferraumvolumen zur Verfügung. Wird der 20 Zentimeter längere Grand Espace gewählt, steigt das Volumen auf 3050 Liter an. Selbst mit sieben Sitzen stehen noch 456 Liter bei der größeren, und 291 Liter bei der normalen Version bereit.

Neue Motoren überzeugen

Keine Beanstandungen gibt es auch bei der Motorenauswahl. Rund drei Viertel aller Käufer wählen eine Dieselvariante. Sie können dabei unter fünf Modellen wählen. Prunkstück sind dabei die neuen 2.0 dCi-Commonrail-Diesel mit 110 kW/150 PS und 127 kW/173 PS, die bereits im Laguna ihre Premiere feierten. Auf den Testfahrten überzeugten beide Aggregate in punkto Kraftumsetzung und Lautstärke.

Mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe ausgestattet, schafft es der Zwei-Tonner, dessen 360 Newtonmeter bei der 173-PS-Maschine bereits bei 1750 Umdrehungen pro Minute anliegen, in unter zehn Sekunden auf 100 km/h. Der Verbrauch liegt laut Renault bei durchschnittlich 7,6 Liter. Selbst bei zügiger Fahrweise auf den Teststrecken blieb der Verbrauch unter neun Litern. Ein mit 181 PS ausgestatteter 3.0-Sechszylinder folgt Mitte des Jahres. Das ein Rußpartikelfilter ebenso serienmäßig ist wie fünf Sterne bei einem Renault im NCAP-Crashtest, gehört mittlerweile zum Selbstverständnis der Franzosen, wenn man den Dacia Logan außer Acht lässt.

Einstieg ab knapp 26.000 Euro

Mit dem Alter ist auch der Preis des Oberklasse-Vans weiter angestiegen, wenn auch nur geringfügig. So kostet die Einstiegsversion des 2.0-Liter Benziners in der Ausstattungsvariante «Authentique» 25.900 Euro, der Diesel beginnt bei 28.050 Euro. Die angepeilten Volumenmodelle mit den 2.0-Dieselmotoren sind in der Ausstattungsvariante «Privilege» ab 36.400 für die kleine Maschine oder ab 37.500 Euro für den Diesel mit 173 PS erhältlich.

Der Grand Espace kostet jeweils 1500 Euro Aufpreis. Wer den 3.5-Sechszylinder in der Komfortstufe «Initiale» ordert, muss immerhin schon 47.300 Euro hinblättern. Dann aber zählt man wirklich zur Oberklasse.

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