Clio Sport: Kleiner Flitzer mit F1-Genen

Renault nutzt den Erfolg von Formel 1-Weltmeister Fernando Alonso für die sportlichen Kompaktwagen. Der neue Clio Renault Sport setzt dabei eine jahrzehntelange Tradition fort.

Von Thomas Flehmer

Ein knappes Jahr nach der Einführung der dritten Generation des Clio setzt Renault eine über 40 Jahre alte Tradition fort. Angefangen mit dem R8 Gordini, der zwischen 1964 und 1966 drei Mal die Tour de Corse gewann, über den R5 Alpine Turbo kommt nun auch für den neuen Kleinwagen die sportlichere Variante. Dabei nutzen die Franzosen den Erfolg von Formel 1-Weltmeister Fernando Alonso, um auch für den Clio Renault Sport mit einem 2.0 16 V-Saugmotor die Fangemeinde zu begeistern.

Heckdiffusor als Prunkstück

«Wir haben mit den Formel 1-Spezialisten kooperiert und einige Elemente für den Clio Sport übernommen», sagt Christoph Deville, bei Renault für den Clio zuständig, «zuerst kam das Fahrwerk, dass dann von den Designern bekleidet wurde.» Zwar wurde die PS-Zahl von 182 auf 197 PSerhöht - der erste Clio Renault Sport musste sich 1991 noch mit 137 PS begnügen -, doch besonderes Augenmerk wurde auf die Aerodynamik gelegt.

Besonders stolz sind die Franzosen auf den Heckdiffusor, der erstmals zum Einsatz kommt. Durch ihn wird unter dem Fahrzeugboden ein Unterdruck erzeugt, der die Hinterräder verstärkt auf den Asphalt presst und so in engen Kurven den nötigen Halt gibt. «Wir haben den Diffusor im Windkanal optimiert», sagt Deville. Dafür wurde zugunsten eines Reparatursets auf das Reserverad verzichtet. Zudem kommen Entlüftungsöffnungen an den vorderen Kotflügeln und der Fahrzeugfront, ein optimierter Ansaugtrakt sowie ein überarbeiteter Auspufftrakt, um den Gegendruck zu minimieren.

Kraftvoll fahren erwünscht

Verbessert durch Lufteinlässe Foto: Werk

Zusammen mit dem Motor, der sein maximales Drehmoment von 215 Nm bei 5500 Umdrehungen pro Minute zur Verfügung stellt und in 6,9 Sekunden die 100 km/h-Marke erreicht, ergibt sich ein stimmiges Paket, das auf einem Autodrome im portugiesischen Braga überzeugen konnte. Die mit vielen Kurven gespickte Strecke meisterte der Dreitürer ohne Mucken, dafür mit viel Freude. Allerdings ist der Clio Sport auf die hohen Drehzahlbereiche ausgelegt. Unter 4000 Umdrehungen ist das Angebot eher mager, aber der sportlich Kompakte soll ja auch für den Alltag dienen. Den kombinierten Verbrauch gibt Renault mit 8,9 Litern Super an.

Dank des ebenfalls überarbeiteten und eng abgestuften Sechs-Gang-Schaltgetriebes, das in Kooperation mit Nissan entstand, verteilt die Kurvenflitzerei dagegen eine Menge gute Laune, die nicht nur auf der Rennstrecke, sondern auch auf den portugiesischen Landstraßen genossen werden konnte. Die Höchstgeschwindigkeit von 215 km/h wird dort nicht erzielt, aber der Wagen ist auch nicht für Autobahnen geeignet. Das blubbernde Motorengeräusch, das gerade in den Kurven Spaß bereitet, ist auf längeren Touren mit dem Bleifuss eher störend.

Geringeres Gewicht durch Aluminium

Im Windkanal mit Alonso Foto: Werk

Neben der Aerodynamik sind natürlich auch die Änderungen am Chassis nicht nur für den sportlichen Hauch prägnant. Im Gegensatz zum Serienkollegen präsentiert sich der Clio Sport vorne um 84 Millimeter, hinten um 56 Millimeter breiter, auch der Radstand wuchs an. Dadurch liegt zum einen das gesamte Modell viel besser auf der Straße, zum anderen verbreitet die Vergrößerung pure Sportlichkeit. Dabei fallen die breiteren Kotflügel nicht so auf wie beim betagten Vorgänger R5.

Zudem sind viele Formteile - im Gegensatz zum Serienmodell - aus Aluminium und verbessern durch das geringere Gewicht ein besseres Einlenkverhalten. Auf der Rennstrecke, aber auch in den Serpentinen, wurde das Zusammenspiel zwischen Lenkung und Fahrwerk mehr als deutlich. Es machte einfach Spaß, den Clio durch die Kurven zu bewegen.

Nervige Lenkradschalter

Das Lenkrad verdeckt die kleinen Schalter Foto: Werk

Im Innenraum setzt sich der sportliche Aspekt fort. Das mit Leder überzogene Lenkrad mit einer roten Nullpunktmarkierung sowie die rundlichen Armaturen bezeugen den dynamischen Charakter. Weniger sinnvoll sind die weiterhin verkürzten Lenkradschalter. Als Fahrer ist man auf den Spürsinn oder die nötige Erfahrung angewiesen, um Blinker, Licht oder Scheibenwischer einsetzen zu können. Auch das elektronische Bremssystem (ESP), das den sportlichen Bedingungen geschuldet später einsetzt als beim Serienmodell, ist beim Fahren links vom Lenkrad nicht einsehbar.

Mehr Sicherheit im Sportler mit Vorderradantrieb verleihen die optional bestellbaren Recaro-Schalensitze, die jede Bewegungen in den Kurven auffangen. Zudem kommen acht Airbags und das sportlich abgestimmte ESP sowie überarbeitete Kopfstützen.

In Deutschland besteht Nachholbedarf

Sportlich auch von hinten Foto: Werk

Das im französischen Dieppe produzierte Modell ist für den deutschen Markt noch in der Außenseiterposition. In diesem Jahr werden lediglich 200 Modelle ausgeliefert. 72 Prozent der insgesamt 11.000 pro Jahr vom Band laufenden Kompakten gehen nach Großbritannien, die Schweiz und natürlich Frankreich, wo der sportliche Kleinen noch einen ganz anderen Stellenwert besitzt wie in Deutschland. Doch besonders in den ländlichen Gegenden ist der Clio Renault Sport eine mehr als verführerische Alternative.

Der Fahrspaß beginnt ab 21.900 Euro mit einer guten Serienausstattung. Wer noch eine Reifendruckkontrolle (200 Euro), Metallic-Lackierung (450), Aktives Kurvenlicht (150), Xenonscheinwerfer mit Wischanlage (800), Licht- und Regensensor (200), schlüsselloses System (500), Klimaautomatik (400), Panorama-Schiebedach (800), Navi und beheizbare Vordersitze (200) ordert, landet bei 25.600 Euro.









Keine Beiträge vorhanden