Kraftvoll zubeißen

Renault Clio GT 1.6

Modellpflegen halten sich inhaltlich gemeinhin im Rahmen; besonders wenn sie aus Frankreich kommen. Doch beim aufgefrischten Clio hat Renault deutlich nachgelegt. Gerade die neuen Sportversionen lassen die Piloten strahlen.

Von Stefan Grundhoff

Renault hat in den letzten Jahren oftmals durch irrwitzig verschachtelte Ausstattungsversionen von sich reden gemacht. Beim neuen Clio gibt es mehr Durchblick - besonders wenn man es gerne sportlich mag. Denn gerade der Renault Clio GT macht einem den Flirt denkbar einfach. Ein Motor, eine Ausstattung und ein 16.300 Euro teures Paket, das sich sehen lassen kann. Wieso darf es auch in der Liga der Kleinen nicht einmal etwas mehr Biss sein? Zunächst einmal wurde die Clio-Optik stimmig nachgeschärft. Gerade von vorne wirkt der frische Franzose wie ein neues Auto. Neue Leuchteinheiten im Megane-Stil und eine mächtige Frontschürze stehen gerade dem sportlichen Clio GT gut zu Gesicht. Schmucke Seitenschweller und etwas lieblos aufgepeppte Rückleuchten lassen den 4,07 Meter langen Renault gelungen auf seinen 195er Reifen stehen.

Sechster Gang an Bord

Bereits beim kleinen Bruder, dem Twingo, machte die Sportversion abgesehen von einem fehlenden sechsten Gang einen sehr stimmigen Eindruck. Noch besser passt das 128 PS starke Paket in den größeren Clio. Gerade weil man sich in Paris durchringen konnte, dem Clio GT die dringend benötigte sechste Schaltstufe mitzugeben. Aus Kostengründen wird auch der Clio GT vom bekannten 1,6 Liter großen Sechzehnventiler befeuert. Keine Direkteinspritzung, keine Turboaufladung, aber solide Hausmannskost in einem preissensiblen Segment.

Der aufgeladenen 1,2-Liter-Turboversion mit 100 PS wären durch Hubraumerweiterung oder Eingriffe in die Motorelektronik wohl ähnliche Leistungsdaten abzuringen gewesen. Aber so bleibt man bei dem soliden 1,6er, der ordentliche Fahrleistungen bietet, aber mit höheren Drehzahlen gelockt werden muss. «Der betont dynamische Clio GT richtet sich an sportlich ambitionierte Fahrer», so Marc Osseux, Brandmanager von Renault Deutschland, «die neue Modellvariante ist an dem schwarzen Kühlergrill, den schwarzen Scheinwerfermasken und dem exklusiven Metallic-Farbton Malta-blau zu erkennen.»

Enttäuschende Höchstgeschwindigkeit

Typischer Renault-Innenraum Foto: Renault

155 Nm maximales Drehmoment bei 4.250 U/min sind in der heutigen Zeit auch bei einem Kleinwagen nicht mehr beeindruckend. Doch die 94 kW / 128 PS des Clio GT lassen sich alles andere als träge bewegen. Die Schaltung ist leichtgängig und oberhalb von 3.300 Touren ist man auch bei der Kurvenhatz im flotten Galopp gut unterwegs. Unten herum ist der 1,2 Tonnen schwere Fronttriebler etwas dünn auf der Brust und etwas mehr GT-Klang könnte man ebenfalls selbstbewusst in die Welt hinaus blasen.

Wirklich enttäuschend ist jedoch allein die Höchstgeschwindigkeit. 190 km/h sind für eine Sportversion alles andere als ausreichend. Hauptgrund ist der lang und verbrauchsarm ausgelegte sechste Gang. Ab 150 km/h geht bei dem feschen Franzosen kaum mehr etwas voran. Auch die Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 9,3 Sekunden ist überaus zurückhaltend. Der Durchschnittsverbrauch soll bei 6,9 Litern Super auf 100 Kilometern liegen.

Gutes Fahrwerk

Gutes Fahrwerk bügelt die Unebenheiten aus Foto: Renault

Einen guten Job haben die Entwickler dagegen beim Fahrwerk gemacht. Stramm, aber niemals unkomfortabel kauert sich der Renault auf die kurvigen Straßen und macht seinem Pilot in jedem Fahrbetrieb eine Menge Spaß. Selbst marterndes Kopfsteinpflaster oder Bodenwellen bringen den Clio GT niemals aus der Fassung.

Wenn es etwas zu meckern gibt, dann ist es die elektrische Servolenkung, die in Sachen Rückmeldung Spielraum nach oben lässt. Der Rest passt, kann vollauf überzeugen. Das gilt auch für die Serienausstattung. ESP, Airbags, Sportsitze, Klimaautomatik, Tempomat, Licht- / Regensensor, Bluetooth-Freisprecheinrichtung, Kurvenlicht und 16-Zoll-Alufelgen sind für 16.300 Euro ein faires Angebot.

Interessantes Navigationspaket

Interessante Navilösung Foto: Renault

Interessant ist das neue Navigationspaket. Geläutert von den ebenso lausigen wie kostenintensiven Carminat-Systemen der Vergangenheit hat man sich beim Clio eine bessere Lösung überlegt. Unter Mithilfe von Renaults Navigationsexperten Carminat wurde eine vergleichsweise günstige TomTom-Navigationslösung ins Auto gebracht, die den preiswerten Nachrüstsystemen das Leben schwer machen dürfte. Für 490 Euro bekommt man bekannte TomTom-Technik in das Armaturenbrett implementiert. Sieht besser aus als mit einem Saugnapf und wird nicht geklaut. Die problemlose Touchscreen-Bedienung wurde leider durch eine nicht ganz durchdachte Fernbedienung ersetzt und die Bildschirmdarstellung erinnert an Zeiten eines alten Commodore-C64-Computers. Doch man ist auf einem rechten Weg und hat erkannt, dass über 2.000 Euro teure Nachrüstlösungen sich in dieser Liga allenfalls für Vorführwagen eignen.

Wem die Sportlichkeit den Renault Clio GT 1.6 nicht reicht: Für 19.900 Euro gibt es den Clio RS, 201 PS stark und auf der Rennstrecke ein wahrer Spaßmacher. Wieso nicht? Die zahmeren Autofahrer haben ja immer noch die normalen Drei- und Fünftürer sowie den Kombi Clio Grandtour mit vier weiteren Benzinern und drei Dieseln zwischen 75 und 103 PS. Das Basismodell kostet 11.900 Euro. Eben alles nicht schlecht für eine Modellpflege.

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